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Maskenspiel

Maskenspiel

Titel: Maskenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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Lehrstuhl?«
    Helenas Gesichtsfarbe verdunkelte sich noch etwas.
    »Genau vor einer Woche, nachmittags. Ich brachte einige korrigierte Druckfahnen zu Frau Först, die sie für mich an einen Verlag weiterschicken wollte.«
    »Danke. Wiedersehen dann!« Katinka warf eine ihrer von Tom professionell gestalteten Visitenkarten auf den Kirschholztisch. »Sollte Ihnen irgendwas einfallen, melden Sie sich bei mir.«
    Helena war schon im Flur.
    »Tschüss, Lieselotte«, sagte Katinka. Lieselotte starrte sie emotionslos an.
     

6. Henry Wewerka
    Tom lehnte sich in seinem Sessel zurück und grinste Katinka an. Sie war direkt zu ihm in die Herzog-Max-Straße geradelt, wo er im ersten Stock über der Pizzeria La Piazza wohnte. Dort hatte er schon zwei Pizzen bestellt, eine Flasche Rotwein in Allergemütsruhe in den Dekanter rinnen lassen und Gläser und Geschirr auf dem großen Küchentisch drappiert. Bei Tom geschah eigentlich alles in der Küche. Hatte er ausreichend Zeit, betätigte er sich selber als Koch, doch gerade heute war er nach der unermüdlichen Programmierfehlersuche zu erschöpft. Fasziniert lauschte er Katinkas Bericht. An diesem Abend stand er ausnahmsweise mal nicht auf Klassik und hatte eine Dinah-
    Washington-CD aufgelegt.
    »Und weißt du, allmählich habe ich keinen Überblick mehr. Es ist wie beim Memory-Spielen: Wenn du dir zu viele Kärtchen gemerkt hast, weißt du bald kein e inziges mehr.«
    »Betriebsblindheit, klarer Fall«, sagte Tom und schaukelte den Dekanter mit sanften Bewegungen. »Mir scheint dein erster Fall ein klassischer Who-Dunnit zu sein! Zur Verfügung stehen acht Verdächtige.«
    »Und alle hatten die Möglichkeit und die Mittel«, regte sich Katinka auf. »Dadurch, dass alle einen Schlüssel haben und zu jeder Tages- und Nachtzeit in die Büros können, das Passwort wissen …«
    »Ich glaube, du fragst dich etwas Falsches«, sagte Tom nachdenklich. »Und fahr mich jetzt bitte nicht gleich wieder an, weil ich dich angeblich bevormunde.« Er grinste auf diese unwiderstehliche Art. »Du überlegst dir die ganze Zeit, wem die Manipulation der Projektdaten schadet. Aber zieh doch mal in Betracht, dass das verlangsamte Projekt auch jemandem sehr nützlich sein könnte.«
    »Ach so?« Katinka sah Tom abwägend an. »Klingt interessant. Mach weiter.«
    »Na, keine Ahnung!«, zog Tom zurück. »Du hast mit den Leuten gesprochen. Wie ist dein Eindruck?«
    »Völliges Durcheinander. Ein Chaos rast durch meinen Kopf, wird immer größer, wie ein Schneeball.« Plötzlich fühlte Katinka sich der Verzweiflung nahe.
    »Du brauchst was zu essen. Augustina klingelt sicher gleich. Fangen wir solange mit einem Rotwein an?«
    »Gern.« Katinka hielt Tom ihr Glas hin. »Vielleicht wäre jemand der potentielle Täter, der selber nur langsam vorankommt und ein nicht ganz so schlechtes Gewissen hat, wenn Laubachs Forschungen auch nicht so schnelle Fortschritte machen.«
    »Vorstellbar«, meinte Tom. »Ist der Wein o.k.?«
    Katinka nahm rasch einen großen Schluck.
    »Katinka, du sollst kosten und nicht gleich alles austrinken«, beschwerte sich Tom.
    Katinka verdrehte die Augen. Sie hatte gerade andere Sorgen als Degustierungsvorschriften einzuhalten, von denen sie sowieso nichts verstand.
    »Weißt du, im Augenblick habe ich nicht die leiseste Ahnung, wie ich vorgehen könnte. Die ganzen Typen wirken so gleichartig auf mich. Hej, du hörst mir gar nicht richtig zu, Tom Dooley. Ich versuche gerade, dich interdisziplinär in meine Ermittlungen einzuspannen.«
    Erschrocken stellte Tom die Flasche wieder ab.
    »O.k., o.k.«, sagte er und streckte versöhnlich die Handflächen nach vorn.
    »Meinst du, die Dateienmanipulation ist ein eigener Fall? Neben der Post und der Diskette von Stielke?«
    »Diese ominöse Diskette ist auf jeden Fall separat zu sehen!«, sagte Tom überzeugt. »Vielleicht hat sich dieser Stielke auch nur eingebildet, er hätte seine Diskette vergessen. Oder er hat sie woanders verlegt. Ziemlich komische Type, wenn du mich fragst. Wenn einer schon so wenig sorgsam mit seinen Daten umgeht …«
    »Eben«, sagte Katinka eindringlich und trank noch einen Schluck. »Benutzt du eigentlich noch Disketten?«
    Tom lachte das Lachen des Kenners.
    »Gott bewahre! Die Dinger sind sowieso unzuverlässig. Irgendwann lassen sie sich nicht mehr öffnen, und dann stehst du da mit deinen vermurksten Daten.«
    »Wie speicherst du eigentlich deine Sachen?«
    »Ach, die CD-Brennerei finde ich auch nicht mehr so

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