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Maskenspiel

Maskenspiel

Titel: Maskenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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noch zu wünschen übrig. Was wusste sie wirklich? Gewissenhaft notierte sie auch die Versuche einer Unbekannten am Donnerstagnachmittag, in ihre Wohnung einzudringen.
    Sie druckte ihren Bericht aus und begann, die Persönlichkeitsprofile der Laubach-Mitarbeiter zu erstellen, wobei sie sich an ihren Notizen entlanghangelte. Sie schrieb auch einen kleinen Absatz über Lisbeth Frinke-Laubach, war sich aber sicher, dass dieser ihrer inneren Zensur zum Opfer fallen würde. Sicher legte Laubach keinen gesteigerten Wert darauf, von einer Detektivin ein Psychogramm seiner Gattin geliefert zu bekommen.
    Von Zeit zu Zeit spähte Katinka nach draußen in die Hasengasse. Sie lag nun ganz im Dunkeln, und Katinka erkannte nichts außer ihrem eigenen Spiegelbild. Sie löschte für einen Augenblick das Licht. Nichts regte sich draußen. Es war Freitagabend. Es regnete. Die Leute gingen ins Kino, in die Kneipe oder richteten sich vor dem Fernseher häuslich ein. Niemand hatte auch nur den geringsten Anlass, die Hasengasse zu passieren.
    Ich bräuchte ein anderes Schlupfloch, dachte Katinka erschöpft, aber woher nehmen und nicht stehlen. Entschlossen schaltete sie das Licht wieder an und arbeitete weiter.
    Kurz vor acht speicherte sie ihre Daten, zog sich grinsend eine Kopie auf Diskette, steckte sie in eine Plastikhülle und ver staute sie in ihrem Rucksack. Die Ausdrucke knickte sie in der Mitte und legte sie mitsamt dem anonymen Zettel aus braunem Packpapier in ihr Notizbuch.
    Der Regen fiel sehr fein. Sie schwang sich aufs Rad und fuhr los.
    Bisher, während des Studiums und auch bei ihren ersten beruflichen Gehversuchen, hatte sie sich akribisch auf jedes Treffen vorbereitet und sich genau zurechtgelegt, wie sie ein Ziel erreichen wollte. Doch mittlerweile hatte sie gelernt, dass es unter Umständen besser sein konnte, sich nur ungefähre Vorgaben zu machen und ansonsten auf die Eigenmächtigkeit der Situation zu vertrauen und die eigenen Intuitionen zu schärfen. Bei soviel Spontaneität bekam sie dann allerdings schnell ein schlechtes Gewissen und redete sich ein, nicht konkret genug vorzugehen. Dabei wusste sie sehr wohl, dass eine entspannte Grundstimmung für ein Gespräch hilfreicher sein konnte als eine buchstabengetreue Vorbereitung. Wenn sie nur irgendeine Ahnung gehabt hätte, was Uttenreuther für ein Typ war! Sie wusste nicht mal, wie er mit Vornamen hieß, was nichts zu bedeuten hatte, aber jeder klitzekleine Anhaltspunkt hätte ihre Nervosität gemildert. Ich gebe zu, es liegt daran, dass ich mit Polizisten noch nie so gut auskam, redete Katinka sich ein. Und alles nur wegen dieser dämlichen Demo vor x-Jahren.
    Katinkas Jeans waren durchnässt, als sie im Spezial ankam. Es war kurz nach acht. Einige Minuten Verspätung würden sie davor bewahren, alleine in einer jener urigen Bamberger Kneipen zu sitzen, in denen es laut und burschikos zuging, stämmige Bedienungen die Gäste freimütig duzten, jeder jeden kannte und zur Begrüßung mit der Faust auf die Tische hieb, dass die Bierkrüge davonhopsten. Sie sah sich um, behindert durch ihre beschlagenen Brillengläser, nahm die Brille ab, wischte sie an ihrer Jacke halbwegs sauber, und blinzelte in die Runde. Fünf lange Tische standen in dem Raum, an dessen oberem Ende das Bier ausgeschenkt wurde. Die Luft war verraucht, es roch nach Frittierfett. Der Lärmpegel übertraf Katinkas Befürchtungen, aber andererseits mochte sie das Rauchbier, das der Chef noch persönlich und mit eigenem Quellwasser braute. Sie betrat den Nebenraum. Den Kommissar erkannte sie sofort. Sie hätte sich keine Sorgen zu machen brauchen, wie sie ihn unter den Gästen identifizieren sollte. Er saß mit Blick zur Durchgangstür, ganz hinten am Fenster, und beobachtete mit wachen Augen, was um ihn herum vorging. Er hatte einen breiten, völlig kahlen Schädel. Den Tisch hatte er ein wenig von sich weggeschoben, um seinen Bauch zwischen Tisch und Sitzbank klemmen zu können. Von der Statur erinnerte er sie ein wenig an Laubach, doch er wirkte trotz seiner Leibesfülle trainiert und beweglich. Katinka rückte ihre Brille gerade und sprach sich Mut zu. Tu es für die Kontaktlinsen, sagte sie sich, trat auf Uttenreuthers Tisch zu und lächelte ihn an:
    »Grüß Gott.« Bevor sie weiterreden konnte, erhob er sich gewandt, streckte ihr seine Hand entgegen und sagte: »Hardo Uttenreuther.«
    »Hardo?«, entfuhr es Katinka, und sie hätte sich am liebsten die Hand auf die Lippen gepresst. Aber da es

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