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Maskenspiel

Maskenspiel

Titel: Maskenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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vor, Uttenreuther nach den Alibis für Mittwochabend fragen. Wenn sie nur wüsste, wozu er sie sprechen wollte. Im Stillen hoffte sie auf so etwas wie ein Angebot zur Zusammenarbeit, aber womöglich wollte er sie nur aushorchen, ohne selbst von seinem eigenen Wissen etwas preiszugeben.
    Katinka ging kurz weg, um sich einen Döner zu holen. Ihr Lieblingsdöner verbreitete seinen Duft in der Unteren König-straße, nicht weit vom Lichtspiel -Kino. Das war zwar nicht der nächste Weg, aber wenigstens konnte sie so ein bisschen Luft schnappen. Als sie vom Imbiss Muhabbet durch den Regen in die Hasengasse zurückhastete, drängte sie die Gedanken an ihre Verdächtigen weg.
    Sie schloss die Tür auf. Wie üblich musste sie sich mit Schwung dagegenstemmen, der Holzrahmen schrappte über den Boden. Dabei übersah Katinka den Zettel, der nun zu Boden segelte. Mit ihren nassen Schuhen trat sie drauf, und entdeckte ihn erst, als sie die Tür wieder zuschob. Nun prangte ein schmutzig-nasser Sohlenabdruck darauf. Sie hob den Fetzen auf und spürte, wie ihr Herz schnell und unregelmäßig raste. Der Zettel bestand aus einem Stück braunem Packpapier. Mit einem dicken Bleistift hatte jemand daraufgeschrieben:
    Halt dich raus, sonst bist du dran.
    Für einen kurzen Moment hatte Katinka den Eindruck, ihr Herz setze aus. Hektisch stolperte es jedoch weiter, und sie warf rasch einen Blick auf die Hasengasse. Düster hockte der Abend zwischen den Mauern. Hinter ihr lag der Raum im Dunkeln. Sollte jemand versucht haben, auch hier einzudringen? Vielleicht ist es jetzt an der Zeit, die Beretta mit mir spazierenzutragen, dachte Katinka panisch. Sie überwand sich, schaltete das Licht ein. Alles leer. Sie legte den angebissenen Döner ab und griff nach der Mineralwasserflasche auf ihrem Schreibtisch, wog sie in der Hand, öffnete die Tür zum Nebenraum. Rhythmisch blinkte das rote Lämpchen des Anrufbeantworters. Katinka fuhr mit der Hand tastend über die Tapete. Das Klicken des Lichtschalters erschreckte sie. Niemand. Auch die Tür, die in den Hauskorridor führte, war verschlossen und sah unversehrt aus. Eilig, wie um es schnell hinter sich zu bringen, drückte Katinka auf die Wiedergabe-Taste. Die erste Nachricht kannte sie schon. Jetzt hatte sie sie schriftlich. Die zweite bestand aus vier Wörtern: Geh nachts nicht heim .
    »Was denn, soll ich nachts in der Stadt herumlaufen?«, sagte sie laut zu dem leeren Raum. Der Nachhall ihrer eigenen Stimme ließ sie frösteln. Wer hatte sie gesehen, als sie gerade zum Dönerstand in der Königsstraße unterwegs gewesen war? Oder versuchte da jemand, ihr aufs Geratewohl Angst einzujagen? Ohne Zweifel wollte man ihr den Fall aus den Händen nehmen. Nicht die Untersuchung des Mordes an Henry, denn darum kümmerte sich ja die Polizei. Vielmehr sollte sie nicht mehr nach Carsten Stielkes Diskette und dem Dateienfresser suchen, soviel war sicher. Oder wusste der geheimnisvolle Anrufer und Zettelschreiber nicht, dass Katinka keine Befugnis hatte, wegen des Mordes vom Mittwochabend zu ermitteln?
    Wer von Laubachs Mitarbeitern sprach da?
    Katinka stellte die Flasche ab und suchte sich ein Glas aus dem Schränkchen. Sie hielt es sich vor den Mund und sprach hinein. »Geh nachts nicht heim.« Es hallte unangenehm. Aber eine gewisse Ähnlichkeit war doch festzustellen. Jemand sprach ins Telefon und hielt sich ein Gefäß vor den Mund. Verstellte die Stimme noch ein wenig. Sprach da ein Mann oder eine Frau? Vom Lehrstuhl war es niemand. Katinka rief sich die Stimmen der Mitarbeiter ins Gedächtnis. Einer der Laubach-Leute konnte einen Freund oder eine Freundin gebeten haben, die heimtückischen Nachrichten zu hinterlassen. Dazu musste er allerdings recht viel Vertrauen zu der entsprechenden Person haben. Katinka kam das unwahrscheinlich vor. Laubachs Leute kultivierten ein gewisses Misstrauen gegenüber Außenstehenden.
    Gedankenverloren nahm Katinka die Brille ab und begann, sie zu putzen. Sie hatte die Stimme schon einmal gehört. Aber wo, aber wo, aber wo. Katinka zermarterte ihr Gedächtnis. Ohne Erfolg.
    Seufzend schaltete Katinka ihren Laptop an und machte sich an den Bericht für Laubach. Halbherzig nagte sie an dem kalten Döner. Sie entschied, zunächst einmal eine komplette Version zusammenzustellen mit allen Schnüren, deren Enden sie schon in der Hand hielt. Es waren viele Gedankensplitter, viele Personen, die die Hand im Spiel haben konnten. Die Substanz ließ nach Katinkas Meinung allerdings

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