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Maskenspiel

Maskenspiel

Titel: Maskenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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sehr schnell. An der Ampel bremste sie nicht ab, sondern fuhr bei r ot weiter. Es herrschte kein Verkehr. Katinka jagte den Radweg entlang, vorbei am ehemaligen Schlachthof, wo ihr der prachtvolle steinerne Ochse über dem Eingang erstaunt nachblickte.
    Ich muss die Kette mal wieder ölen, dachte Katinka, als sie die Lange Straße entlangsauste. Die klappert und knirscht wie verrückt.
    Ein Auto würde sie nie und nimmer einholen können. Kraftfahrzeuge durften diese Richtung nicht nehmen. Nur Radlern war es erlaubt, gegen die Fahrtrichtung zu fahren. An der Kreuzung am Schönleinsplatz stand die Ampel auf r ot, und Katinka musste halten, da etliche Autos vorbeisausten. Verstohlen sah sie sich um. Gab es einen Wagen, der auffällig langsam fuhr?
    Die kleine Grünanlage am Schönleinsplatz kam ihr bedrohlich vor. Sie trat stehend in die Pedale. Erleichtert bog sie bei der Herzog-Max-Apotheke nach rechts und sah schon in der Ferne die Lichter der Pizzeria. Bestimmt waren die letzten Gäste gegangen, aber Augustina, der Nonno und der Koch saßen noch zusammen, wie jeden Abend, und stärkten sich mit Pasta und Weißwein.
    Es gibt ein Leben, dachte Katinka voller Erleichterung. Ein ganz normales Leben.
    Als sie die Straße querte, sah sie sich kurz um. Weiter hinten, vor dem Amtsgericht, stand ein Auto mit abgeblendeten Scheinwerfern.
    Achtlos lehnte Katinka ihr Rad an die Wand und stürzte ins Haus. Sie klingelte Sturm an Toms Wohnungstür. Er öffnete erstaunt.
    »Hast du keinen Schlüssel mitgenommen?«, fragte er, als würde sie fest hier wohnen.
    »Tom, ich werde verfolgt!« Sie schnappte nach Luft und schlug die Tür hinter sich zu.
    »Was?«
    Tom starrte sie verständnislos an.
    »Erkläre ich dir gleich. Ein Wagen«, sie musste Luft holen, »beim Amtsgericht. Der ist mir irgendwie auf die Spur gekommen.«
    Tom schlüpfte in ein Paar ausgelatschte Turnschuhe und stürmte die Treppe hinunter. Katinka rannte ihm nach. Wozu die Anwesenheit eines Mannes doch gut war.
    Tom riss schon die Haustür auf. Als Katinka kurz hinter ihm auf die Straße stürzte, quietschten irgendwo ein paar Reifen.
    »Der ist weg«, sagte Tom. Sie gingen einige Schritte die Straße entlang, spähten auch in die Querstraßen, aber alles sah friedlich aus, nach beginnendem Wochenende.
    »Bist du dir sicher?«, fragte Tom, als sie wieder die Treppe hinaufstiegen.
    »Ich erzähl dir gleich alles«, sagte Katinka keuchend. »Zuerst brauche ich ein Glas Wein oder so.«
     
    Ziele sind auf Zweckmäßigkeit zu überprüfen.
    Gut und schlecht sind Konstrukte. Es gibt nur angemessene und unangemessene Handlungen. Die Voraussetzungen sind entscheidend. Meine Handlungen sind gut, wenn sie meinen Zwecken dienen. Ich bin nicht gewissenlos. Mein Leben folgt nur anderen Voreinstellungen. Der Vergleich mit einem Computer drängt sich auf. Wie sehen die Parameter aus?
    Selbstverständlich behalte ich mir vor, ein weiteres Mal zu morden. Ich beabsichtige es nicht unbedingt, aber sollten die Notwendigkeiten es erforderlich machen, würde ich nicht zurückschrecken.
    Frauen regen mich auf. Sie sind so viel schwerer einschätzbar als Männer. Ein generelles Problem mit Frauen habe ich nicht. Nur mit bestimmten. Wie mit der Detektivin. Was für eine Dummheit sie begeht. Sie ist kaum berechenbar. Das macht sie gefährlich. Aber jeder Mensch wird durch die Angst bestimmt und gelenkt. Die Angst ist eine der größten Triebfedern, vermutlich die größte Triebfeder unseres Handelns. Sie wird einen Fehler machen. Ich weiß es. Alle machen irgendwann einen Fehler. Diesen gilt es zu nutzen.
    Am negativsten wirkt sich die Kurzsichtigkeit aus.
    Und die Angst.
    Ich habe keine Angst, also mache ich auch keinen Fehler.
     

13. Beschattung
    Tom zeigte sich wenig erfreut von Katinkas Erlebnissen. Vor allem, dass sie mitten in der Nacht zum Tatort geradelt war und sich in Gefahr gebracht hatte, passte ihm gar nicht.
    »Ruf diesen Kommissar an und erzähle ihm alles. Das muss er einfach wissen«, insistierte Tom.
    »Jaha, klar«, sagte Katinka. »Mach ich morgen.«
    Doch am Samstag früh, als sie neben Tom aufwachte, hatten sich die Schatten der vergangenen Nacht verflüchtigt. Tom hatte alle Funktionen ihres Handys durchgetestet, doch die Identität des Anrufers war nicht feststellbar.
    Während sie sich im warmen Bett umdrehte, nahm sie sich vor, noch heute Vormittag die Beretta aus der Hasengasse zu holen. Mit Waffe würde sie sich sicherer fühlen, vor allem, wenn sie sich an

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