Maskenspiel
hierarchisch in zwei Schichten teilt?«
Katinka sah Uttenreuther nachdenklich an, nachdem sie das letzte Stück Schnitzel genossen hatte. »Betti!«
Auch Katinka bestellte noch ein Bier. Uttenreuther wartete ab. Das ist eine Art Test, stöhnte Katinka bei sich. Sie hatte keine Lust, Rätselraten zu spielen. »Wie meinen Sie das?«
»Die o beren, die u nteren«, sagte Uttenreuther und sah Ka-tinka eindringlich an. Sie meinte zu verstehen, worauf er hinauswollte.
»Sie meinen, Laubach selbst und seine Assistenten verstehen sich als die Ranghöheren, während der Rest …«
»… unter der Rubrik Dorfdepp verbucht wird«, bestätigte Uttenreuther. »Damit die Klugheit der Hierarchieoberen besonders deutlich zu Tage tritt. Lodenscheidt wird als trübe Tasse diffamiert, und Stielke als zu blöd, um auf seine Daten aufzupassen.«
Hierarchie? Katinka ließ den Prozessor durch ihr Gedächtnis sausen, um herauszufinden, woran sie das nun wieder erinnerte. Rumolt!
»Der Computerfreak, der das Programm für Laubachs Projekt maßgeschneidert hat, behauptet, in Laubachs Oberseminar würden alle Teilnehmer ihren Sitzplatz nach Rangfolge zugewiesen bekommen.«
Uttenreuther lachte dröhnend. »Ja, das ist wahrlich eine alte akademische Tradition. Seltsam, dass der Zopf noch nicht abgeschnitten wurde.« Seine Augen verengten sich zu Schlitzen:
»Könnte es nicht sein, dass wir es mit einer Geschichte zu tun haben, die die Assistenten ausgeklügelt haben, während die unteren Chargen nur mitspielen oder zuschauen dürfen? Könnte es sein, dass Wewerka Wind davon bekommen hat und singen wollte?«
»Schon«, erwiderte Katinka und rieb sich die fettigen Finger an den Jeans ab. »Aber worum geht es bei der Verschwörung?«
»Laubachs Projekt im Schlamm versacken zu lassen, zum Beispiel.«
»Daran habe ich auch schon gedacht«, sagte Katinka, »aber damit würden sie sich doch selbst schaden. Jedenfalls Helena Jahns-Herzberg und Fria Burgwart. Montfort mag es ja egal sein …«
»Passen Sie auf«, sagte Uttenreuther und hob seinen Bierkrug. »Wir kümmern uns ein wenig um die drei Königskinder Montfort, Burgwart und Jahns-Herzberg. Hier ist meine Karte.« Er warf eine zerknitterte Visitenkarte auf den Tisch. »Ich bin immer erreichbar, Tag und Nacht.«
Katinka reichte ihre Karte an den Kommissar weiter. »Was bringt Sie dazu, mit mir zusammenzuarbeiten?«
»Ganz einfach!« Uttenreuther scannte kurz das kleine Stück weißen Karton und stellte den Bierkrug ab. »Sie sind intelligent, und Sie haben Einblick in die Sippschaft. Sie bleiben an der Diskettengeschichte, ich an dem Mord. Sollte einer von uns beiden bezüglich der anderen Sache etwas herausfinden, informieren wir uns gegenseitig.«
»Geht klar«, sagte Katinka. Sie dachte wieder an die Drohanrufe und an den Zettel. Sie sollte Uttenreuther wenigstens das Geschmier auf dem Packpapier geben. Er könnte das Material untersuchen lassen, die Schrift … Aus irgendeinem Grund sagte sie nichts, aber Uttenreuther fragte: »Gibt’s noch was?«
»Ja«, sagte Katinka. »Was hat die Obduktion ergeben? Sind irgendwelche Faserspuren gefunden worden? Könnte man ein DNA-Profil des Täters erstellen lassen?«
»Haare«, sagte Uttenreuther. »Aber wir wissen noch nicht, von wem. Der Pathologe bestätigt, dass Wewerka sofort tot war, er hat sich nicht gewehrt, und auf diese Weise hatte der Täter auch kaum Gelegenheit, irgendetwas am Körper seines Opfers zu hinterlassen. Die Tatwaffe ist verschwunden, wir suchen danach.«
»Wussten Sie, dass die Eheleute Laubach und Jahns-Herzberg dicke Freunde sind?«
Uttenreuther zog die Augenbrauen hoch. »Sieh an”, sagte er.«
Sag das mit den Drohanrufen und dem Zettel, mahnte surrend die Kontrollwespe, aber Katinka schwieg trotzig.
12. Verfolgt
Es war halb elf und dunkle Nacht, als Katinka aus dem verrauchten Spezial trat und ihr Rad aufschloss. Sie hatte keine Lust, sofort nach Hause zu fahren. Sie brauchte ein bisschen Bewegung, wollte nachdenken.
Durch die Luft waberte der altbekannte Geruch nach Mälzerei. Katinka rümpfte die Nase. Eklig, dachte sie. Vielleicht war es am Fluss erträglicher. Die Nacht war eigentlich mild, es hatte aufgehört zu regnen. Sie wandte sich nach links und radelte wieder einmal gegen die zugelassene Richtung auf dem Radweg los.
Uttenreuther hatte angeregt, sich gegenseitig Informationen zukommen zu lassen. Ein Traum wird wahr, dachte Katinka, aber sie fühlte sich weder glücklich noch erleichtert bei
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