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Maskenspiel

Maskenspiel

Titel: Maskenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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tonlos. »Lassen Sie mich.«
    Katinka lockerte ihren Griff etwas.
    »Antworten Sie schon.«
    »Sie haben den Mord nicht zu untersuchen, hat die Kommissarin gesagt. Und wenn Sie nicht so blöd rumgeschnüffelt hätten, wäre Henry noch am Leben.«
    »Themenwechsel«, sagte Katinka wütend. »Was wollen Sie hier?«
    Ruth deutete ein Schulternzucken an. »Nachsehen, ob Fria wieder mal Aktenvernichter spielt!«
    »Warum Fria?«
    »Warum denn nicht Fria?«, zischte Ruth. Sie trug einen dicken Wollpulli. Die Fasern kitzelten Katinkas Nase. »Es kann ihr doch nur in den Kram passen, wenn sie schneller mit ihren Arbeiten vorankommt als wir alle zusammen mit unseren.«
    Das Licht ging aus.
    »Das verstehe ich nicht«, antwortete Katinka ungehalten und tippte mit dem Ellenbogen wieder auf den Schalter. »Drücken Sie sich mal ein bisschen deutlicher aus.«
    »Sie klaut Carstens Diskette, damit Carsten seinen Vortrag nicht halten kann: Kapiert? Aber sie baut Carstens Ergebnisse in ihren Vortrag ein. Plagiierung nennt man so was, Ideenklau.«
    Katinka war wie vom Donner gerührt. Doch irgendwas an dieser Idee, so logisch sie auch erschien, gefiel ihr nicht. »Würde das nicht jeder sofort merken?«
    »Sie sind doch echt dämlich!«, regte Ruth sich auf. »Merken vielleicht, aber wie will Carsten beweisen, dass die Ideen, die Fria präsentiert, eigentlich seine sind? Wenn er keine Kopie mehr hat?«
    Eben, dachte Katinka, und das wundert mich ja so. Entweder er ist wirklich so ein Schussel, oder … Fria soll etwas in die Schuhe geschoben werden. Ihr wurde heiß bei dem Gedanken. Dass sie darauf noch nicht gekommen war!
    »Was wollen Sie hier, Ruth?«
    Aber Ruth sagte nichts mehr. Katinka war sich bewusst, dass sie nichts unternehmen konnte. Ruth arbeitete hier, das Büro war von der Polizei wieder freigegeben worden, und Ruth hatte das Recht, Tag und Nacht ein- und auszugehen. Es würde Katinka nichts nützen, Uttenreuther Bescheid zu geben.
    Ihr Handy klingelte. Sie ließ Ruth los, die sich sofort umdrehte und mit dem Rücken gegen die Wand lehnte. Zornig starrte sie Katinka an.
    »Ich habe dich gewarnt, du mischst dich weiter ein!«
    Gleißend schoss der Kopfschmerz durch Katinkas Stirn. Sie warf hastig einen Blick auf das Display, aber dort war keine Nummer angegeben, nur unbekannter Anrufer .
    »Wer spricht da?«
    Vor lauter Hektik drückte sie auf die Lautsprechertaste. Ruth konnte mithören.
    »Halt dich raus!«
    Der Anrufer, Katinka war nun überzeugt, dass es sich um einen Mann handelte, betonte jedes Wort und zog es in die Länge wie Kaugummi. Sie beobachtete Ruth. Auf deren Gesicht spiegelte sich für den Hauch eines Augenblicks ein Lächeln. Ein kleines, schamloses, gemeines Lächeln.
    »Wer sind Sie?«, rief Katinka. Sie riss die Eingangstür auf. Wenn der Kerl wusste, dass sie hier war, dann war er ihr gefolgt und stand vielleicht irgendwo da draußen rum. Das Gespräch wurde unterbrochen. Zittrig suchte Katinka die parkenden Autos ab. Sinnlos. Hier war niemand so blöd, sich gut sichtbar mitten auf die Straße zu stellen.
    Katinka warf einen letzten Blick in die Nacht und betrat dann wieder das Treppenhaus. Das Licht war ausgegangen und Ruth lehnte im Dunkeln an der Wand. Mit einem Mal wurde Katinka kalt. Dies gefiel ihr nicht. Sie brauchte einige Sekunden, bis sie sich entschied, auf den Lichtschalter zu drücken.
    »Wer hat da gesprochen?«, fragte sie heiser, aber Ruth hob die Schultern und sagte beiläufig:
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Sie haben die Stimme erkannt!«
    »Nein.«
    Katinka insistierte zwei weitere Male, doch Ruth blieb stur. Ein Rest ihres durchtriebenen Lächelns klebte in ihrem Gesicht, aber die harte Schale war nicht zu durchbrechen.
    »Wenn Sie«, sagte Katinka leise und drohend, »einen mutmaßlichen Mörder schützen, machen Sie sich strafbar. Die Untersuchung des Mordes an Henry Wewerka liegt nicht mehr in den Händen der Kommissarin Winkler. Sie ist an den Hauptkommissar weitergereicht worden, und zufällig kenne ich den Mann sehr gut.«
    Ruths Gesicht verzog sich spöttisch. Anscheinend glaubte sie Katinka kein Wort.
    »Gute Nacht!«, sagte Katinka und trat auf die Straße. Liebend gerne säße sie schon auf ihrem Rad, aber noch musste sie an dem Spielplatz vorbei, an Hunderten von geheimnisvollen Schatten, parkenden Autos, Bäumen. Wenigstens hatte sie nicht abgeschlossen. Sie drehte das Rad um, stieg auf und fuhr los.
    Irgendwo weiter unten am Fluss sprang ein Motor an.
    Sie fuhr

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