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Maskenspiel

Maskenspiel

Titel: Maskenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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dem Gedanken. Der Hardo beutet dich aus, stichelte die Kontrollwespe. Katinka schüttelte ungestüm den Kopf und stieß fast mit einigen späten Kinogängern zusammen, die zum Lichtspiel hasteten, um den Spätfilm zu sehen. Sie bog nach links in die Markusstraße. Auf der Brücke blieb sie stehen und betrachtete das schwarze Wasser im Kanal tief unten. Was sollte sie gegen ihre Verfolger unternehmen? Wer steckte dahinter?
    Denk mal logisch, befahl sie sich und starrte in die Tiefe. Du kannst das. Du hast es gelernt.
    Ein Schwall Malzgestank fegte herbei, und sie begann, einen Verdächtigen nach dem anderen abzuhaken. Helena Jahns-Herzberg? Nein, sie hatte eine viel gepresstere Stimme. Fria Burgwart sprach schriller. Carsten Stielke? Es mochte ein Mann gesprochen haben, das erschien ihr wahrscheinlich. Aber Stielke? Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er sich ein Glas vor den Mund hielt und Warnungen auf Anrufbeantworter sprach. Schließlich hatte er damit zu tun, die Dateien seiner Doktorarbeit wiederherzustellen, und in einer knappen Woche musste er seinen Vortrag halten. Hatte er nicht selbst darauf hingewiesen, dass es eigentlich unmöglich war, dieses Pensum in der kurzen Zeit zu bewältigen? Welcher Mann war aber noch verdächtig? Katinka überlegte hin und her. Montfort? Spielte er nur den coolen Bierliebhaber, der sich für das intime Schicksal des Laubach-Lehrstuhls nicht interessierte und sich lieber einen Wanst antrank?
    Katinka seufzte und stieg wieder aufs Rad. An der Kreuzung bog sich nach rechts ab, zur Weide.
    Tu’s nicht, surrte die Wespe.
    Leck mich, dachte Katinka, die es zunehmend anstrengend fand, in sich selbst permanent Gerichtsverhandlungen beizuwohnen. Sie neigte generell zu exzessiver Selbstkritik, war selbst Richterin, Staatsanwältin und Angeklagte zugleich, aber die dumme Bemerkung der Kommissarin Johanna Winkler hatte die Kontrollwespe noch aggressiver gemacht. Es ist nicht meine Schuld, redete sie sich zu. Es ist nicht meine Schuld.
    Vor dem Marcushaus war es dunkel. Katinka hatte manchmal Vorlesungen dort gehabt. Sie mochte das Gebäude, das schön renoviert und mächtig in der abgelegenen Straße thronte. Die Bäume rauschten laut. Katinka verspürte keine Angst, nicht einmal ein leichtes Flattern meldete ihr Magen. Das liegt am Bier, dachte sie, zwei Seidla, sprich ein Liter, und du bist ruhig und zufrieden. Ganz leise rollte das Fahrrad auf das graue Unigebäude zu. Nur die Gangschaltung tickerte.
    Katinka blieb stehen. Zwischen ihr und Weide 18 lagen ein paar Bäume, geparkte Autos und ein Spielplatz. Was will ich hier, fragte sie sich, während sie abstieg und vorsichtig den Fahrradständer herunterklappte. Es knirschte. Der Mörder würde kaum zwei Tage nach der Tat hier vorbeischauen. Im Gegenteil, er würde versuchen, möglichst weit weg zu sein, am besten in Gesellschaft vieler. Dunkel zeichnete sich das graue Gebäude im Schein der Straßenbeleuchtung ab. Weshalb hatte man dem berühmten Professor nicht Räume in einem repräsentativeren Unigebäude zugewiesen? Wollte Laubach womöglich gar hier am Ende der Welt sitzen? Ungestört? Wozu? Um mit seiner Lieblingsassistentin Helena zu mauscheln? Vernichtete Helena die Daten auf Anweisung Laubachs?
    Katinka hatte nicht erwartet, jemanden zu sehen. Sogar die Konzerthalle weiter unten am Fluss lag im Dunkeln, anscheinend hatte heute Abend keine Veranstaltung stattgefunden. Beinahe verpassten ihre schläfrigen Augen den Schatten, der sich auf Weide 18 zubewegte. Katinka erstarrte. Dann riss sie sich zusammen und pirschte sich näher heran. Sie stieg über den kleinen Zaun, der den Spielplatz umgab. Vorsicht, mahnte sie sich u nd ihr fiel ein, dass sie im Büro noch überlegt hatte, die Waffe mitzunehmen, sich dann aber dagegen entschieden hatte. Der Schatten besaß einen Schlüssel, den er jetzt in die Eingangstür steckte. Die Tür wurde einen winzigen Spalt aufgeschoben. Katinka reichten die paar Augenblicke, um über die Straße zu sprinten und den späten Bürogänger festzuhalten.
    »Ruth!«, rief Katinka verwundert.
    Ruth schien paralysiert. Sie wand sich zwar ein wenig in Ka-tinkas Griff, doch dann blieb sie einfach stehen und rührte sich nicht mehr. Katinka bugsierte sie in das Gebäude. Mit dem Ellenbogen drückte sie auf den Lichtschalter. Gelbes Licht erhellte das Treppenhaus.
    »Verraten Sie mir, was Sie hier tun? Dateien löschen? Post verschwinden lassen? Kollegen ermorden?«
    »Das geht Sie nichts an«, sagte Ruth

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