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Maskenspiel

Maskenspiel

Titel: Maskenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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Radweg war so voll, dass Tom, der vorausfuhr, beständig den Weg freiklingeln musste. Katinka stöhnte. Die fortgesetzte Abbremserei machte sie ganz kribbelig. Am liebsten hätte sie das Rad stehenlassen und wäre zu Fuß weitergegangen.
    Viereth lag im Sonnenlicht und präsentierte selbstzufrieden seine großen, fantasielosen Häuser mit ausgedehnten Nutzgärten.
    »Wohin jetzt?«, rief Tom über die Schulter zu Katinka. »Wo wohnt ein Student, der aufs Land zieht? In einer linken Agri-Kommune?«
    »Stielke bestimmt nicht«, erwiderte Katinka. »Er trägt eine Designerbrille!«
    Die Weiherer Straße zog sich in die Länge, ganz am Ende wurde der Berg sehr steil. Katinka wollte Tom gerade eine mitleiderregende Bemerkung zurufen, als er schon stehen blieb und zu einigen neugebauten Häusern zeigte:
    »Hier muss es sein.«
    Die Häuser sahen eher nach dem Domizil von Familien mit kleinen Kindern aus als nach Studentenbude. Katinka zuckte die Achseln und schob ihr Fahrrad über eine kleine Brücke. »Ist ja schick hier mit dem Bach«, murmelte sie. Das Haus lag ganz still da. Nebenan hörte man Kindergeschrei.
    Katinka drückte auf den oberen Klingelknopf, auf dem zu ihrer Überraschung tatsächlich Stielke stand. Nichts rührte sich. Sie probierte es ein zweites erfolgloses Mal, als Tom sagte: »Komm, wir gehen einfach ums Haus.«
    Katinka folgte ihm neugierig. Eine Menge Klimbim durchsetzte den Garten, Windräder steckten träge in den Blumenbeeten, zwei bunte Windsäcke hingen schlaff an der Hauswand. Große, glänzende Kugeln begrenzten den geschotterten Weg ums Haus.
    »Hier fehlen nur die Zwerge«, sagte Tom leise. Katinka grinste. Mittlerweile kannte sie Toms Verachtung für alles, was gefällig aussah und dem konformen Geschmack der Mehrheit entsprach, kurz, was mit dem Wort adrett treffend beschrieben werden konnte.
    Sie gingen fast um das ganze Haus herum.
    »Hallo?«, rief Katinka einige Male.
    Nichts rührte sich. Nebenan bellte ein Hund, und das fröhliche Kindergeschrei klang ihr mit einem Mal wie aus weiter Ferne.
    »Keiner zu Hause«, sagte Tom achselzuckend. »Ärgerlich, aber wahr. Wer bleibt bei diesem Wetter schon im Haus.«
    Sie wandten sich um und stakten über den Schotterweg wieder zurück, als Katinka einen Blick hinter ein kleines Gartenhaus erhaschte. Zwischen zwei Regentonnen hatte jemand einen Liegestuhl eingepasst, beschirmt mit einem Rest gestreiften Canvas. Dieser Jemand kauerte auf seinem Segeltuchstuhl und tat sichtlich nichts anderes, als inständig zu hoffen, der Besuch möge gehen und ihn nicht bemerken: Carsten Stielke.
    »Grüß Gott, Herr Stielke«, rief Katinka zu ihm hinüber und spazierte ungehemmt über den unkrautfreien Rasen. Die Grashalme fühlten sich unter ihren Füßen an wie ein dicker, grober Teppich.
    Stielke richtete sich auf und bemühte sich um eine freudig überraschte Miene. Höflicherweise nahm er die Sonnenbrille ab, als Katinka auf ihn zutrat. Er trug Bermudashorts, aus denen seine weißen, dünnen Beine stakten, ein buntes Hemd und ein lächerliches Sonnenhütchen.
    »Thiele, mein Kollege«, sagte Katinka lässig. »Wir haben noch einige Fragen an Sie.«
    Stielke wurde sehr rot. Er war schon rot von der ungewohnten Sonnenbestrahlung, doch nun vertiefte sich die Farbe und verschaffte ihm Ähnlichkeit mit einem Hummer.
    Katinka sah sich demonstrativ nach einer Sitzgelegenheit um. Der einzige Stuhl, der noch herumstand, war durch eine Thermoskanne und eine Kaffeetasse besetzt. Stielke ließ es sich an diesem Sonntag gutgehen, das stand fest, und er arbeitete keinesfalls wie ein Ackergaul.
    »Entschuldigung, warten Sie«, begann er das Geschirr wegzuräumen.
    »Lassen Sie nur«, sagte Katinka übertrieben freundlich. »Können wir vielleicht hineingehen?«
    »Natürlich, selbstverständlich«, sagte Stielke und sprang auf. Er führte sie durch die Haustür und ein Treppenhaus mit einem prächtig geschnitzten Geländer unter das Dach. Seine kleine Wohnung war nett eingerichtet. Nett, dachte Katinka und stellte sich Toms Horror vor. Stielke oder wer auch immer für das Mobiliar verantwortlich zeichnete, hatte bei Neubert die Abteilung Junges Wohnen leergekauft, inklusive Rollos für die Dachfenster und Sofakissen.
    Stielke sagte »bitte«, und wies Katinka und Tom in eine Art kombiniertes Wohn- und Arbeitszimmer. Sofort sah Katinka, was auf seinem Schreibtisch stand: Ein Laptop.
    »Oh, Sie haben sich einen Computer gekauft«, sagte sie anerkennend.
    Stielkes

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