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Maskenspiel

Maskenspiel

Titel: Maskenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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war plötzlich kalt. Uttenreuther betrachtete sie einen Augenblick und winkte dann wieder der Barfrau.
    »Einen Kaffee für die Dame.«
    Verwirrt sah Katinka den Kommissar an. Wie kam er dazu, ihr einen Kaffee zu bestellen? Die Situation wurde ihr unangenehm. Schnell sagte sie:
    »Heute Nachmittag habe ich Fria besucht. Als ich sie auf den Kopf zu fragte, ob sie Stielkes Diskette entwendet hätte, reagierte sie … irgendwie ertappt. Womöglich gibt es mehr als einen Täter: einen Diskettendieb, einen Datenvernichter und einen Mörder.«
    »Was war sonst noch los?«, fragte Uttenreuther nach kurzem Schweigen.
    »Jemand ist mir gefolgt«, sagte Katinka tonlos. »Er oder sie hat mein Fahrrad manipuliert, als es draußen an der Weide stand. Ich war ja mit Ruth im Treppenhaus. Ich bin damit noch nach Hause gefahren, habe ein verdächtiges Klappern wahrgenommen. Mein Freund hat erst heute Morgen festgestellt, dass beide Räder gelockert worden sind.«
    Uttenreuther vertiefte seinen Blick. Der Kaffee kam. Dankbar griff Katinka nach der Tasse. Wenn schon die Zeit der Beichte gekommen war, sollte sie Uttenreuther auch von den Drohungen erzählen.
    »Außerdem ist mir ein Wagen gefolgt. Tom – mein Freund – und ich merkten es erst in der Herzog-Max-Straße, wo Tom wohnt. Da stand ein Wagen mit abgeblendeten Scheinwerfern. Ich war so in Gedanken, dass mir erst, als ich schon im Haus war, auffiel, dass der vielleicht hinter mir her war.«
    Das Bier des Kommissars war schon wieder halb leer.
    »Leider«, fuhr Katinka ärgerlich fort, »habe ich weder auf das Modell noch auf die Nummer geachtet. Es könnte ein größeres Teil gewesen sein, so ein Van. Übrigens, der Wohnungseingang liegt eigentlich in der Amalienstraße. Aber die Pizzeria erreicht man durch die Herzog-Max-Straße. Und dabei bleibts für uns – der Einfachheit halber.«
    Uttenreuthers abgründige Miene hinderte sie daran, auch von der Stimme auf ihrem Anrufbeantworter und der Frau mit dem Kopftuch zu erzählen.
    »Und, wie ist das nun mit dem Angriff auf Fria?«, fragte sie stattdessen.
    »Wir werden die beiden Herrschaften natürlich ausquetschen«, sagte Uttenreuther, »und Burgwart im Klinikum besuchen.«
    Katinka wollte dazwischenfahren und sagen, dass sie selbst das übernehmen könnte, doch sie biss sich auf die Lippen. Ohnehin würde sie Fria gleich morgen besuchen. Und Carsten Stielke. Sie trank ihren Kaffee aus. Er war so stark, dass sie die ganze Nacht wachliegen würde. Uttenreuther zahlte für beide, was Katinka peinlich war, und erhob sich:
    »Ich begleite Sie nach Hause«, sagte er.
    »Nicht nötig«, versicherte Katinka eilig. Uttenreuther sagte nichts, aber seine Anwesenheit verhinderte, dass Katinka sich einfach auf Toms Rad schwang und davonbrauste.
    »Interessante Tagung«, sagte Uttenreuther. »Ich werde selbst teilnehmen.«
    »Hatte ich auch vor«, sagte Katinka rasch, während sie nebeneinander hergingen. »Wenn Fria Ergebnisse von Carsten Stielke geklaut hat und sie in ihren Vortrag eingebaut hat, müsste zumindest Stielke das bemerken. Vielleicht gibt’s in meinem Fall dann die Möglichkeit, den Stier bei den Hörnern zu packen.«
    »In Ihrem Fall ist in meinem Fall«, antwortete Uttenreuther kryptisch. Er nickte ihr zu, als sie vor der Pizzeria standen, und sagte: »Stielke schreibt über den Wallfahrtsort Le Puys. Der ist seit dem 10. Jahrhundert eine berühmte Pilgerstätte mit einer Schwarzen Madonna. Womöglich bedient sich Burgwart bei Stielke und seinen Pilgern. Er arbeitet zur romanischen Ausgliederung, also zur Vielfalt der romanischen Sprachen. Sie über ein gemeinromanisches Bewusstsein. Beide haben den gleichen Zeitabschnitt im Visier. Da leuchten doch die Alarmglocken, oder?«
    Katinka nickte, doch es blieb ihr keine Zeit, eine kluge Bemerkung zu machen, denn Uttenreuther sagte:
    »Aufpassen, Palfy«, und verschwand in der Nacht.
     

14. Carsten Stielkes Sonntag
    »Schön, dass du mich mal zur Arbeit mitnimmst.«
    Tom hatte Katinkas Rad repariert und sich einverstanden erklärt, am Sonntag eine Radtour nach Viereth zu unternehmen, um einen Überraschungsbesuch bei Carsten Stielke zu machen.
    »Er müsste arbeiten wie ein Ackergaul wegen der Tagungsvorbereitung«, meinte Katinka, als sie den Radweg am Main nahmen, »also ist er bestimmt zu Hause.«
    Menschenmassen nutzten das herrlich sonnige Wetter, um ihre weiße Winterhaut zu bräunen, die Stadtlungen zu lüften und vorsichtige sportliche Gehversuche zu unternehmen. Der

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