Maskenspiel
was drauf ist!«
Sie flitzte los. An der Ampel wich sie einem Mofa gerade noch aus.
15. Frias Trauma
Zappelig knetete Katinka ihr Notizbuch, während Tom seinen Rechner hochfuhr.
»Mach schon«, rief sie fiebrig. »Glaubst du eigentlich die Sache mit diesem Timo?«
»Stielke ruft den Kerl an und bittet ihn, die Story von dem geliehenen Laptop zu decken«, vermutete Tom und gab sein Passwort ein.
»Ich bin eher der Meinung, dass es keinen Timo Riemenschneider gibt. Müsste man beim Einwohnermeldeamt nachfragen. Britta kennt da jemanden.«
»Britta kennt überall einen, der einen kennt, der einen anderen kennt.«
Mit blechernem Singsang baute sich die Windows-Oberfläche auf.
»Ich wette, es gibt keinen Timo Riemenschneider. Stielke musste sich schnell einen Namen von einem angeblichen Freund einfallen lassen, und von Tilman zu Timo ist kein weiter Weg.«
»Warum Tilman Riemenschneider?«
»Was weiß denn ich«, klagte Katinka und rutschte auf ihrem Stuhl herum. »Dein Gehirn spuckt manch chaotischen Kram aus, wenn du unter Druck stehst.«
»Und zu wem gehört die Nummer, die er dir gegeben hat?«
Endlich fraß der Rechner die Diskette und zeigte ihre Inhalte an.
»Nicht zu fassen!« Katinka begann, alles hektisch in ihr Buch zu kritzeln, aber Tom sagte nur:
»Lass mal, das können wir ausdrucken!«
»O Tom, du bist Gold wert«, sagte Katinka ehrlich überzeugt.
»Weiß ich doch.« Er drückte ein paar Tasten und der Drucker spie fast im gleichen Augenblick ein Blatt aus.
»Hier«, triumphierte Tom.
Katinka staunte. Die Diskette enthielt den Ordner Diss , in dem Carsten Stielke sowohl einen Text von 500 Kilobyte als auch einige kleinere angelegt hatte.
»Öffne mal den großen«, bat Katinka.
»Schande über Schande!«, brummte Tom. »Der Typ hat schon 200 Seiten geschrieben!«
»Seine Doktorarbeit?«
»Sieh mal, er hat die Überschriften als Vorlagen formatiert. Man kann sich jetzt ein Inhaltsverzeichnis mit Seitenangaben machen lassen.«
Tom klickte herum und deutete auf den Drucker, der lautlos ein weiteres Blatt ausspuckte.
»Stielke ist ja schon fast fertig!«, wunderte sich Katinka.
»Nein«, widersprach Tom. »Er hat nur alle Überschriften eingegeben, quasi wie eine Gliederung, aber fünfzig Prozent noch nicht geschrieben, schau!«
»Egal«, rief Katinka aufgeregt. »Er hat jedenfalls eine Menge Stoff beisammen, und – was noch wichtiger ist – das hier ist ein richtiger Text! Ich kann ihm beweisen, dass er seine Diskette nicht verloren hat. Sie ist auch nicht gestohlen worden. Er hat den Verlust nur vorgetäuscht. Vermutlich will er wirklich alles Fria in die Schuhe schieben!«
»Hier sind noch mehr Texte«, sagte Tom und wies auf den Bildschirm. »Der eine scheint sein Vortrag für diese Tagung zu sein. 20 Seiten. Und der andere«, er klickte wieder, »ist eine Literaturliste. Donnerlittchen, der hat aber wirklich viel gearbeitet!«
Katinka hatte ihr Handy in der Hand, wählte die Nummer des angeblichen Timo mit dem berühmten Nachnamen, doch sie bekam niemanden an den Apparat, auch keine Mailbox.
»Lass uns nachdenken!«, sagte Katinka. »Stielke gibt vor, seine Diskette sei verschwunden, und macht ein elendes Trara. Hat er die Absicht, den vermeintlichen Diebstahl Fria in die Schuhe zu schieben? Er war ganz verschreckt, als ich ihm erzählte, dass ich von Fria das Tagungsprogramm bekommen habe.« Sie zögerte. »Aber ich hatte den Eindruck, sie würde lügen, als sie behauptete, die Diskette nicht genommen zu haben.«
»Ganz blöd ist Stielke ja nicht«, bestätigte Tom. »Du kennst die Vortragsthemen, und er muss damit rechnen, dass du durchblickst, wie sein und Frias Thema miteinander verquickt sein können.«
»Das hat sogar Hardo gemerkt.«
»Hardo? Ach so, der Kommissar«, sagte Tom irritiert. Seine Stimme würde ein wenig kühler.
»Bloß, auf dem AB spricht nicht Stielke«, sagte Katinka. Plötzlich war sie sich sicher.
»Was?«, fragte Tom. »Wovon redest du?«
Die Schärfe in seiner Stimme ließ Katinka das Blut zu Kopf steigen. Das würde jetzt Ärger geben, gerade jetzt, wo sie so ausgesprochen harmonisch zusammenhalfen.
»Scheiße, ich hab’s dir noch nicht erzählt. Jemand hat mir schrottiges Zeug auf meinen Anrufbeantworter in der Hasengasse gequatscht.«
»Gut, dass ich das auch mal erfahre«, grummelte Tom übellaunig. »Was für Zeug?«
»Ach«, wiegelte Katinka ab, »ich solle mich raushalten, hat der gemeint. Nur, ich weiß nicht, wer da
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