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Maskenspiel

Maskenspiel

Titel: Maskenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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Katinka die Schachtel hin. »Möchten Sie was von Ihrer eigenen Schokolade?«
    »Danke, ja«, sagte Katinka. Sie hoffte, wenn sie nicht ablehnte, würde Fria offen bleiben und weiterreden. Doch sie verfiel in Schweigen und lutschte ihre Praline.
    Schließlich fragte Katinka:
    »Ich verstehe das so, dass nachher jemand anders mit dem Dateienfraß weitermachte.«
    Fria nickte, was ihr offensichtlich wehtat, denn sie hielt den Kopf rasch wieder still.
    »Und Sie haben keine Ahnung, wer?«, fragte Katinka behutsam.
    »Nein«, sagte Fria und nahm sich noch eine Praline.
    »Haben Sie einen Verdacht?«
    »Es könnte jeder sein«, seufzte Fria. »Sehen Sie, die sind doch alle nur geil darauf, mir einen Strick zu drehen. Alle bis auf Elfi vermutlich.«
    »Welchen Grund sollten Ihre Kollegen haben, Ihnen etwas in die Schuhe zu schieben, was Sie nicht getan haben?«, fragte Katinka leise. Ihr Herz raste. Sie kam der Sache auf den Grund. Ganz langsam tauchte sie immer tiefer, sie musste nur vorsichtig genug sein, um Fria nicht zu verschrecken, und zwischen den Zeilen das zu lesen, was sie nicht wörtlich sagte.
    »Der Erfolgreiche muss immer den Neid der anderen ertragen«, sagte Fria altklug. Sie schob die Schokoladenschachtel beiseite, als habe sie plötzlich allen Appetit verloren.
    Katinka wartete ab. Es fiel ihr schwer, ruhig zu atmen. Fria tat ihr Leid, und sie wunderte sich darüber. Wie sie in diesem Bett lag, mit dem sterilen Krankenhaushemd, allein und ungeliebt, musste sich Katinka am Riemen reißen, um ihre Gedanken beisammen zu halten.
    »Helena hasst mich«, sagte Fria. »Aber denken Sie sich nichts dabei. Das ist ein Normalzustand.«
    »Aus welchem Grund hasst Helena Sie?«
    »Sie braucht wenige Gründe. Wenn ihr jemand überlegen ist, dreht sie durch.«
    »Geht es um den beruflichen Erfolg? Sie sind doch beide ungemein … begabt«, sagte Katinka. Erstaunt lauschte sie ihrer eigenen zittrigen Stimme.
    »Helena hat einmal zu Frau Först gesagt, sie hätte ja wenigstens Kinder, und dass eine kinderlose Frau mehr Zeit hätte, Aufsätze zu schreiben, sei kein Wunder.«
    »Damit meinte Helena Sie.«
    »Ja, sicher.« Fria machte eine kurze Pause. Dann pirschten sich ihre Hände wieder zu den Pralinen vor.
    »Sie versteht ihre Kinder als einen Eintrag in ihrem Lebenslauf«, sagte Fria.
    Katinka verspürte ein Frösteln.
    »Ist sie nicht gerne Mutter?«
    »Helena? Sie hat keine liebevolle Beziehung, zu niemandem. Sie ist mit Hermann zusammen, weil sie beide auf der gleichen Welle schwimmen: Karriere, ein normgerechtes Leben, nach außen alles anständig, Erfolge auf der ganzen Linie, kein Makel.«
    Hermann. Der Name setzte in Katinka etwas in Gang.
    »Sie und Helena befinden sich in einem Konkurrenzverhältnis, kann man das so sagen?«
    Fria bewegte vorsichtig den Kopf, um sich nicht wehzutun.
    »Kann man so sagen.«
    »Und Montfort?«
    »Ludovic? Der steckt doch in allem, was er tut, mit Helena unter einer Decke. Dass Laubach sich hat breitschlagen lassen, ihn als Vertretung anzustellen, ist mir schleierhaft.« Wieder senkte sich Traurigkeit auf Frias Gesicht und machte ihre Augen dunkel. »Er und Helena kennen sich schon länger. Ich bin sicher, dass Helena Ludovic als ihren Vertreter vorgeschlagen hat. Es hätte mindestens zehn fachlich bessere Bewerber gegeben. Aber Laubach hörte auf Helenas Rat, wie so oft, und meiner Meinung nach ist er mit Montfort nicht gut gefahren.«
    »Warum nicht?«
    »Weil er stinkfaul ist«, sagte Fria. »Er interessiert sich überhaupt nicht für die Belange des Lehrstuhls.«
    »Finden Sie nicht«, tastete Katinka sich umsichtig an ihre nächste Frage, »dass an Laubachs Lehrstuhl extremes Engagement gefordert wird, auch im Privaten?«
    Fria verzog die Lippen. Ihre rechte Hand tastete nach einer Salbe, die auf ihrem Nachttisch lag. Sie schnappte sich die Tube und tupfte vorsichtig ein wenig Salbe auf die Pusteln in ihrem Gesicht.
    »Sie finden das vielleicht aufdringlich. Für mich war der Lehrstuhl lange Zeit die einzige Familie. Laubach hat mich immer gefördert. Ich bin ihm sehr dankbar.«
    »Hat er Sie schon besucht?«
    Wütend starrte Fria Katinka an.
    Wunden Punkt getroffen, dachte Katinka und seufzte.
    »Was ist mit Ihrer eigenen Familie?«
    Fria schnaubte und fegte mit einer fahrigen Bewegung die Salbentube auf den Boden. Katinka sammelte sie auf.
    »Das würden Sie nicht verstehen.«
    »Mein Vater«, sagte Katinka, »ist ein wirklicher Stararchitekt. Er hat haufenweise Geld.

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