Maskenspiel
vorkam, und ich weiß jetzt auch, woher: Als ich bei Lisbeth Laubach zu Hause war, hatte sie den Anrufbeantworter an, um nicht gestört zu werden. Tatsächlich klingelte das Telefon, und ich hörte Hermann irgendwas auf das Band sprechen. Dann sagte Lisbeth Laubach ganz in Gedanken: Ach, das war Hermann .«
Tom sah sehr besorgt drein.
»Dann wollen er und seine schöne Helena …«
»… die nicht schön ist«, unterbrach Katinka.
»… dich davon abhalten, weiter zu recherchieren.«
»Und wenn sie nicht wollen, dass ich weitermache, dann wohl deshalb, weil sie bis zur Halskrause im Modder stecken«, sagte Katinka und wischte sich über die Stirn. Weg mit der Erinnerung an gelockerte Räder und Hermann Herzbergs Hornbrille. Sie zog die Jacke aus und warf sie achtlos auf den Boden. Mit einem satten Klonk meldete sich die Beretta in der Tasche zu Wort.
»Kriege ich deinen Fiesta? Ich will Fria noch ihre Sachen bringen.« Das Bedürfnis nach Zärtlichkeit musste warten.
»Ich komme mit«, sagte Tom schnell entschlossen. Er war eben doch zu gebrauchen.
Am Montagmorgen radelte Katinka mit einem aufgeregten Kribbeln im Magen in die Hasengasse. Sie war dem Ziel nahe. Nur noch wenige Schritte, und sie hätte ihren ersten Fall gelöst. Ihre aufgeräumte Stimmung war auch der vergangenen Nacht zu verdanken. Jetzt fühlte sie sich sicherer bei dem Gedanken, zu Tom zu ziehen. Es würde funktionieren. Eine schlechte Erfahrung in der Vergangenheit musste nicht als böses Omen gedeutet werden.
Sie stürmte in die Detektei, trug auch gewissenhaft das Fahrrad in den kleinen Raum, verzichtete jedoch darauf, Anrufbeantworter und Faxgerät zu checken. Sofort stürzte sie an ihren Schreibtisch und hielt schon den Telefonhörer in der Hand.
»Uni Bamberg, Rechenzentrum, Liebknecht?«
»Tag, Frau Liebknecht«, sagte Katinka und entschied sich bewusst gegen das übliche Grüß Gott . Schließlich hatte Frau Liebknecht letztens auch Guten Tag favorisiert. »Palfy hier. Wir hatten letzte Woche schon mal telefoniert. Es geht um die Rechnerprobleme am Lehrstuhl Laubach.«
»Professor Laubach?«, fragte Frau Liebknecht erstaunt, und die Müdigkeit aus ihrer Stimme verschwand für einen Moment. »Welche Probleme?«
»Das Brennprogramm funktioniert nicht, und die Motherboards sind auch nicht in Ordnung.«
»Alle?«, fragte Frau Liebknecht mit kurzer Verzögerung und völlig perplex, offenbar überzeugt, sich verhört zu haben.
»Alle!« Katinka wartete ab.
»Hören Sie«, sagte die Dame vom Rechenzentrum, »da ist mir nichts bekannt. Ich sehe gerade mal nach, ob wir ein Ticket haben … Augenblick.«
Kathinka atmete bewusst langsam ein und noch langsamer aus. Prompt jagte ihr Herz im Schweinsgalopp los.
»Frau Palfy?«, kam es rasch wieder aus dem Hörer, und Ka-tinka genoss das geschliffene P. »Wir haben keine Reklamationen vom Lehrstuhl Professor Laubach.«
»Ludovic Montfort wollte sich um das Problem kümmern.« Katinka sagte nichts weiter.
»Hören Sie …« Frau Liebknecht blätterte. »Montfort? Auf diesen Namen habe ich auch keinen Eintrag, ebenso wenig wie auf Laubach.«
»Burgwart? Lodenscheidt, Stielke, Jahns-Herzberg?«, fragte Katinka und drückte sich die linke Hand auf die Rippen.
»Keine Reklamation, nichts.«
»Danke«, sagte Katinka. »Wären Sie wohl so lieb, eine Aktennotiz über unser Gespräch anzufertigen?«
»Sicher«, sagte Frau Liebknecht, und ihre monotone Stimme kräuselte sich vor Überraschung.
Katinka legte auf. Dann wählte sie von Reckens Uninummer. Seine Sekretärin stellte Katinka durch.
»Ach, Frau Detektivin«, sagte Hauke von Recken und ließ sein kollerndes Lachen hören. »Kürzlich haben Sie mich ja rüde abgewürgt.«
»Ich musste los, einen zweiten Mord verhindern.«
Es geschah selten, dass etwas von Recken die Sprache verschlug. Er fing sich aber schnell wieder und sagte sarkastisch: »Gratuliere.«
»Herr von Recken, was halten Sie von Dr. Helena Jahns-Herzberg?«
»Jahns-Herzberg?«
»Als wir vorgestern in unserem abendlichen Gespräch unterbrochen wurden«, holte Katinka etwas weiter aus, »hatten wir es gerade von pathologischen Persönlichkeitsstrukturen. Und Sie meinten, solche gebe es an der Uni mehr als genug.«
»Ich erinnere mich«, sagte von Recken. »Worauf wollen Sie hinaus?«
»Was denken Sie über Dr. Jahns-Herzberg? Sie kennen sie doch?«
»Nicht näher«, wich der Archäologieprofessor aus, aber Katinka hakte nach:
»Kommen Sie schon, Laubachs sind
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