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Maskenspiel

Maskenspiel

Titel: Maskenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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warnend und deutete auf den Wagen im Halteverbot. Bei diesem Stichwort zuckten ihrer Erfahrung nach alle Bamberger Bürger vorsorglich zusammen.
    Helena warf einen kurzen Blick zurück.
    »Hermann sitzt im Wagen«, sagte sie knapp. »Wie geht es Fria?«
    »Soweit ganz gut«, sagte Katinka.
    Eine Stimme aus dem Auto rief:
    »Herrgott, Helena, was ist denn!«
    In Katinkas Kopf flammte ein Blitz auf.
    »Ihr Mann?«, fragte sie und konnte sich ein anzügliches Grinsen nicht verbeißen. Neulich hatte sie in der Fußgängerzone einen Typen beobachtet, der seine schaufensterbummelnde Frau mit der Fahrradklingel herbeibeordert hatte. Während ihr Kopf diese Erinnerung heraufbeschwor, konnte sie ihr Entsetzen kaum mehr verbergen. Wenn Helena nur in dieses klotzige Angeberauto steigen und abhauen würde. Katinka bekam Platzangst. Hinter ihr türmten sich Mauer und die Treppen zum Eisernen Tor. An dem Touran kam sie nicht vorbei. Sie müsste ihr Rad packen und die Stufen hinaufrennen, aber das würde den beiden zeigen, dass sie Angst hatte.
    Sie sind mir gefolgt! Stielke hat Helena angerufen! Carsten Stielke und Helena! Die beiden vereinten Seelen. Sie wollen Frias Leben in einen Abgrund aus Lügen und Vertuschereien verwandeln. Und meins auch. Meins auch!
    Katinka bezwang ihre Panik. Ganz trocken war ihr Mund, als sie beschloss, die Flucht nach vorne anzutreten. Energisch schwang sie sich auf den Sattel, nickte Helena kurz zu, murmelte: »Noch einen schönen Abend«, und hielt direkt auf den Wagen zu. Viel Anlauf konnte sie nicht nehmen, dazu war die kleine Sackgasse viel zu kurz. Aug in Aug stand sie mit Hermann Herzberg, der hinter dem Steuer thronte und durch eine schwarze Hornbrille im Stil der Fünfziger durch die Windschutzscheibe spähte. Er starrte Katinka an, und sie erwiderte seinen Blick. Er könnte sie mit einem Tritt aufs Gas plattwalzen. Allerdings mitten in der Stadt, in unmittelbarer Nähe der belebtesten Kneipenzeile, der Sandstraße, würde er schon viel Glück brauchen, um unerkannt davonzukommen.
    Katinka würde später noch oft darüber sinnieren, ob es ein Zufall war, dass ihr Handy ausgerechnet in diesem Augenblick klingelte. Es schrillte aufdringlich aus ihrem Rucksack. Hermann Herzberg beobachtete sie scharf, als Katinka den Rucksack aufschnürte und »Hallo?« ins Telefon rief.
    »Hier ist Britta. Süße, es tut mir Leid, dass ich mich nicht gemeldet hab«, begann Britta, doch Katinka unterbrach sie. Brittas Wortwahl gab ihr zwar zu erkennen, dass es sie heftig erwischt hatte, wann sonst würde sie Süße zu Katinka sagen, aber darauf konnte Katinka nicht eingehen, nicht jetzt. Sie starrte auf die Hornbrille, hinter denen Hermann Herzbergs Augen sie immer noch unverwandt ansahen.
    »Ich bin am Grünhundsbrunnen. Du bist in zwei Minuten hier? Toll, Britta!«
    »Wie?«, fragte Britta, doch dann klickte es bei ihr und sie fügte hinzu: »Probleme? Soll ich einfach weiterreden?«
    »Ja!«, rief Katinka knapp und spannte alle Muskeln an. »Das wäre klasse.«
    Hermann Herzberg startete den Motor.
    Er legte den Rückwärtsgang ein und ließ den Wagen auf die Sandstraße rollen. Katinka nickte ihm zu – warum tue ich das? –, beendete das Gespräch mit Britta und raste nach links gegen die vorgeschriebene Richtung davon. Sie nahm den Weg über die Markusbrücke, bog gleich rechts ab und sauste die Fischerei entlang, bis sie beim ehemaligen Gesundheitsamt auf die Kapuzinerstraße stieß. Voller Elan trat sie in die Pedale. Immer wieder sah sie sich um. Auf der Langen Straße fegte sie einige unentschlossene Kneipengänger mit wildem Geklingel vom Radweg. Dann bog sie durch die Görres-Passage in die Theatergassen, schlängelte sich bis zum E.T.A.-Hoffmann-Theater durch, kurvte zur Hainstraße hinüber und bog dort in die Amalienstraße ab. Ein chaotischerer Heimweg zu Tom war ihr in der Eile nicht eingefallen.
    »Ach, Kat the Catey, das war aber ein langer Ausflug ins Klinikum.«
    »Behalte deinen Spott für dich«, keuchte Katinka und ließ sich in den Sitzsack hinter Toms Schreibtisch fallen, den er angeblich als Philosophiersessel nutzte.
    Sie erzählte von ihrer Jagd durch die Stadt.
    »Das ist seine Stimme? Die Stimme auf deinem AB ist die von Hermann Herzberg?«
    Eigentlich wollte sie jetzt nicht reden. Sie wollte sich an Tom kuscheln und das Denken für einen Augenblick abschalten. Aber Tom forderte Erklärungen.
    »Eindeutig. Ich habe mir die ganze Zeit das Gehirn malträtiert, weil sie mir bekannt

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