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Maskenspiel

Maskenspiel

Titel: Maskenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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Bewerbungsunterlagen nicht mehr«, erklärte Fria.
    »Und was denken Sie von Carsten Stielke?«
    »Ich habe seine Diskette nicht genommen«, sagte Fria müde.
    »Danke, Frau Burgwart«, sagte Katinka und stand auf. Sie würde Fria nun wieder in ihrem sterilen Zimmer alleinlassen und kam sich gemein vor. »Kann ich noch etwas für Sie tun?«
    Fria sah sie an. Schien sich zu überwinden und sagte: »Könnten Sie mir ein bisschen Wäsche, meinen Waschbeutel und einen Schlafanzug aus meiner Wohnung holen?«
    »Klar«, versprach Katinka sofort.
    Als sie mit Frias Wohnungsschlüssel in der Hosentasche in die Stadt zurückfuhr, schien es ihr, als steckte sie selbst in der eisigen Einsamkeit fest, in der Fria gefangen war.

16. Eine Verschwörung?
    Am frühen Abend hatten sich Quellwolken über Bamberg und Umland zusammengezogen. Die Luft war drückend und schwer, wie vor einem Sommergewitter. Katinka lehnte das Rad an Frias Hauswand und schloss auf. Sie ließ die Tür ins Schloss fallen und wand sich durch den engen, ungelüfteten Flur. Irgendwo im Haus lief laut ein Fernseher. Sie steckte den Schlüssel in Frias Wohnungstür und stieß sie vorsichtig auf. Fria war vor nicht ganz 24 Stunden weggegangen, um ihrem kleinen Bruder die Leviten zu lesen. Unruhig tastete Katinka nach der Beretta unter ihrer Jacke und machte Licht.
    Sie mochte die Atmosphäre verlassener Wohnungen nicht besonders. Ein trauriger, beinahe toter Geruch haftete ihnen an. Rasch ging sie ins Schlafzimmer, wo sie aus der Möbel-Discounter-Kommode ein paar Wäschestücke nahm. Die beiden Schlafanzüge fand sie im Schrank. Frias Waschbeutel hing gepackt in dem engen Badezimmer. Vermutlich in Ermangelung eines Regals, in das sie ihre Utensilien stellen konnte, hatte sie ihren Waschbeutel einfach an die Wand gehängt und bediente sich tagtäglich daraus. Provisorisches Leben.
    Katinka ging in das Zimmer mit dem winzigen Schreibtisch. Der Computer war natürlich ausgeschaltet. Der Griff in den Rucksack zu den Gummihandschuhen geschah wie von alleine. Sich Gelassenheit suggerierend, nahm Katinka auf dem Drehstuhl Platz und begann, systematisch die Schubladen und Fächer zu durchsuchen. Alles war erstaunlich gut geordnet. In einer Hängeregistratur befanden sich grüne Mappen, die mit kleinen weißen Schildchen versehen waren. Katinka sah näher hin. Anscheinend ging es um fachliche Themen, an denen Fria arbeitete. Zielgenau fuhr Katinka mit dem Zeigefinger an den harten Kanten entlang. Sie fand schnell, was sie suchte: Tagung: Santiago und die Folgen . Bebend vor Aufregung hievte Katinka die Mappe aus der Box und blätterte sie auf. Neben dem Programmzettel und ein wenig Korrespondenz mit Kollegen, Hotelreservierungen für die Auswärtigen und einem Antrag auf Bewilligung einer Fördersumme lag ein Ausdruck von Frias Vortrag, der über und über mit Bemerkungen und Korrekturen in steilen Buchstaben vollgekritzelt war. Sogar das Datum war darauf vermerkt. Stand: 27.4 . Sie musste gestern noch daran gearbeitet haben. Katinka blätterte durch die Seiten. Eine kleine, schwarze Diskette fiel ihr entgegen. Sie war fein säuberlich mit einem glänzenden Etikett beklebt. Darauf stand in einer ganz anderen, viel schnörkeligeren Handschrift, Die Pilger von Le Puys . Carsten Stielke, Viereth .
    »Scheiße«, dachte Katinka, hängte die Mappe wieder ein und betrachtete die Diskette in ihrer Hand. Ihre Theorie war soeben zusammengebrochen. Sie war belogen worden. War also doch Fria die Urheberin allen Übels? Hatte sie eben im Klinikum auf Katinkas Wohlwollen und Mitleid gebaut und eine Geschichte von Reue und Selbstläuterung dargeboten? Nur zweimal wollte sie die Projektdaten manipuliert haben. Und sie hatte versichert, Stielkes Diskette nicht genommen zu haben.
    Reingefallen, seufzte Katinka. Zu gutgläubig gewesen. Zu weiblich. Zu viel Mitleid.
    Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, und wenn er auch die Wahrheit spricht. Das Sprichwort hallte durch ihren Kopf.
    Stielke hat ja auch gelogen, hielt sich Katinka trotzig vor Augen. Aber warum hatte Fria Katinka ihren Schlüssel gegeben?
    Sie musste doch damit rechnen, dass Katinka die Lage ausnutzen und Frias Daten durchsehen würde. Vielleicht wollte Fria es ganz bewusst, dachte Katinka, der Sache auf diese Weise ein Ende machen, sich willentlich entlarven lassen.
    Sie stand auf, schob die Fächer wieder sorgsam zu und platzierte den Stuhl exakt vor dem Schreibtisch. Sie ging durch die enge Wohnung. Wenn sie nur irgendwo

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