Maskenspiel
muss nur rauskriegen, wessen Handynummer Stielke mir gegeben hat. Es geht einfach nie einer ran, egal, wann ich anrufe.«
»Wenn’s weiter nichts ist«, sagte Britta lässig.
»Was meinst du damit? Kennst du auch einen …«
»Sag mir mal die Nummer!«
Katinka suchte in ihrem Notizbuch und las die Nummer vor.
»Es gibt auch für Mobiltelefone eine Auskunft. Im Internet jederzeit für den Zugriff bereit. Ich kläre das für dich.«
»Britta?«, fragte Katinka schnell, obwohl ihre Neugier sich momentan in Grenzen hielt. »Läufts mit Alban?«
»Wir hatten ein göttliches Wochenende«, verkündete Britta triumphierend. »Bei Gelegenheit mehr davon!«
Katinka grinste, als sie auflegte und nervös abwartete. Britta war immer so findig und schnell bei der Hand. Warum war sie nicht selber auf die Idee gekommen … Mit einem Mal schlug sie sich beide Hände vors Gesicht. Sie könnte wetten …
Rasch zückte sie ihr Handy und rief die Vermittlung an. Sie bat um eine Nummer, wollte aber nicht durchgestellt werden, sondern die Nummer per SMS erhalten. Sie beendete das Gespräch und trommelte Staccatorhythmen auf die Schreibtischplatte. Das Handy piepte, und sie drückte auf die Taste, die die SMS anzeigte.
»Ich hab’s gewusst«, murmelte sie und pfefferte das Handy in die Ecke. Gleich darauf rief Britta an und gab dasselbe Ergebnis durch.
»Der ist ganz schön schlau«, sagte sie.
»Allerdings«, antwortete Katinka grimmig. »Aber nicht schlau genug. Danke, Britta. Ich melde mich. Wenn du willst, komm zu dieser Pilgerreisen-Tagung am Freitag und Samstag! Du wirst was Interessantes erleben.«
Katinka stand auf und streckte sich. Jetzt musste sie planen – so exakt und detailgenau wie nur möglich. Durstig ging sie in den Nebenraum. Dabei fiel ihr ein, dass sie den Anrufbeantworter noch nicht überprüft hatte. Sie drückte automatisch auf die Wiedergabetaste und griff nach dem Wasserkocher. Nichts passierte. Erstaunt sah sie sich den kleinen schwarzen Kasten genauer an.
Es lag kein Band mehr darin. Ungläubig betätigte Katinka die Auswurf-Taste, aber kein Tape kam zum Vorschein.
Sie stellte den Wasserkocher ab und sah sich um. Ihre Augen scannten jede Einzelheit in dem kleinen Raum. Sie besah sich das Schloss der Tür, die in den Hauskorridor führte. Vorsichtig drückte sie die Klinke herunter. Abgeschlossen.
Sie steckte ihren eigenen Schlüssel ins Schloss. Er sperrte tadellos. Nervös trat Katinka in den Flur. Nichts und niemand war zu sehen. Sie ging ein paar Schritte und riss die Tür zum Etagenklo auf. Unschuldig sperrte die weiße Keramikschüssel ihren Rachen auf. Der Deckel war schon vor längerem den Weg alles Irdischen gegangen. Im Spiegel schimmerte Katinkas blasses Gesicht. Wie weiß ihre Haut aussah unter dem dunklen Haar! Entsetzt fuhr sich Katinka mit der Zunge über die Lippen. Irgendwie kam ihr eigener Anblick ihr verzerrt vor. Der Spiegel war lange nicht geputzt worden. Genauso wenig wie ihre Brille. Sie setzte sie ab, hauchte mutlos auf die Gläser und versuchte, mit einem knochenharten grünen Einmalhandtuch die Fettspuren zu beseitigen.
Dann schloss sie wieder ab, setzte Wasser auf und trat in ihr Büro. Sie nahm sich das Branchenverzeichnis und suchte unter Schlüsseldienste . Es dauerte nicht lange, bis sie die Bamberger Firmen abtelefoniert hatte.
Staunend legte sie auf und fuhr ihren Laptop hoch.
Nach zwei Stunden hatte sie einen ausführlichen Bericht verfasst. Sie druckte ihn aus, las ihn durch, ergänzte einiges. Jetzt kam es drauf an. Laubach musste einfach mitmachen, und Uttenreuther genauso. Sie fürchtete, dass Laubach sich auf ihre Gedanken nicht einlassen würde, aber immerhin hatte er sie engagiert. Katinka wollte ihn schon anrufen, zuckte aber dann zurück. Mit Sicherheit ging Anna-Beata Först an den Apparat. Stattdessen würde sie ihn lieber spontan aufsuchen. Wer konnte wissen, ob die Sekretärin …
Sie nahm wieder den Hörer zur Hand und wählte Uttenreuthers Nummer. Konzentriert betrachtete sie die Papiere auf ihrem Tisch und war dann ganz ruhig, als Uttenreuther an den Apparat kam.
Zunächst fragte sie ihn, was mit Ethelbert Burgwart und seinem aggressiven Kumpel passiert war.
»Burgwarts Bruder haben wir nicht festhalten können. Er war bekifft und hat behauptet, dieser Ralph, er heißt Schneider mit Nachnamen, hätte ihn an jenem Abend mit Stoff versorgt«, sagte Uttenreuther. »Zufällig hätte Schneider die Meinungsverschiedenheit zwischen den
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