Maskenspiel
mit Herzbergs befreundet und Sie und Ihre Frau mit Laubachs. Sie duzen sich doch sogar.«
Mit aller Willensanstrengung zügelte Katinka ihre Ungeduld. Vielleicht hätte sie die ganze Zeit über besser im Hinterkopf bewahren sollen, dass von Recken und Laubach privat dicke miteinander waren und Laubach seinen Kollegen in seine Probleme eingeweiht hatte. Von Recken hatte sogar Katinka als Ermittlerin vorgeschlagen.
»Bei einer Einladung, die Laubachs im letzten Herbst gaben, und Sie können sich diese Einladungen womöglich vorstellen, wenn Sie an Lisbeth Frinke-Laubachs Extravaganzen denken«, begann von Recken weitschweifig. Katinka fühlte sich abgestoßen. Offenbar war von Recken doch ein selbstverliebter Typ, und es war ihr im Studium nur nie aufgefallen, wie viel Herablassung er anderen gegenüber aufbrachte. »… nahmen auch Helena Jahns-Herzberg und ihr Mann Hermann teil. Beide sehr interessante Leute, aber ein wenig, wie soll ich sagen, dürr.«
»Dürr?«
»Nun ja, trocken, fantasielos, wenn Sie verstehen.«
Katinka verstand. Die Beschreibung passte zumindest auf Helena.
»Herr von Recken, das ist wirklich wichtig für mich«, sagte sie und umklammerte den Telefonhörer so fest, dass ihr die Hand wehtat. »Wurde an diesem Abend über den Lehrstuhl Laubach gesprochen? Über die Mitarbeiter?«
»Getratscht wird ja immer«, sagte von Recken ausweichend.
»Was wurde getratscht?«, fragte Katinka, und sie spannte jeden Muskel an.
»Über eine Mitarbeiterin, mit der Helena Jahns-Herzberg wohl nicht so gut zurechtkommt.«
»Fria Burgwart.«
»Ja, richtig.« Katinka schien, als ob von Recken mit seiner Bestätigung zögerte.
»Welchen Eindruck hatten Sie?«
Katinka konnte seine Unentschlossenheit in der angespannten Stille am anderen Ende der Leitung hören.
»Sie missgönnt der anderen wohl ihren Erfolg. Scheinbar – und Milo deutete mir gegenüber so etwas vor kurzem noch einmal an – kann Frau Jahns-Herzberg nicht verwinden, dass Milo Fria Burgwart seinerzeit angestellt hat. Lisbeth stimmte dem vehement zu, was mich nicht wunderte, denn sie palavert immer mit, wenn es um den Lehrstuhl und vor allem um die Personalführung geht. Dabei ist sie generell auf Helenas Seite. Weibliche Solidarität, vermute ich.«
»Beteiligte sich Hermann Herzberg an der Tratscherei?«
»Ja. Er gab seiner Frau in allem Recht. Ihr zuliebe trank er an diesem Abend nur Wasser. Sie war schwanger und dozierte darüber, dass sie der Meinung sei, auch die Väter sollten am Verzicht der werdenden Mutter teilhaben und so fort.« Er schwieg einen kurzen Moment, dann sagte er:
»Aber Frau Palfy, all das muss nichts bedeuten. Es sind Rivalitäten unter Frauen.«
Katinka malte mit dem Zeigefinger der linken Hand Ornamente auf ihren Schreibtisch und beachtete seinen Einwand nicht.
»Herrschte Ihrem Gefühl nach Harmonie zwischen Helena Jahns-Herzberg und Milo Laubach?«
»Eigenartigerweise«, begann von Recken, und das Gespräch wurde ihm spürbar immer unangenehmer, »hatte ich gerade an dem Abend den Eindruck, es gebe eine gewisse Spannung zwischen beiden.«
Mach schon, mach schon, feuerte Katinka ihren Ex-Professor an. Eine kleine Portion mehr Spontaneität und Extrovertiertheit!
»Milo ist Herausgeber einer bedeutenden Publikation. Helena möchte wohl in das Kollegium aufgenommen werden. Vermutlich hat sie es inzwischen auch durchgesetzt.«
»Hat sie?«
»Also, wissen Sie, so wie die gute Frau auf Milo eingeredet hat an dem Abend!«, entrüstete sich von Recken. »Sie wurde richtig impertinent, ließ gar nicht mehr locker. Ihr Mann musste sie schließlich beruhigen. Sie behauptete, gerade im Erziehungsurlaub könne sie sich auf die Herausgeberschaft konzentrieren …«
»Ich interpretiere Sie nicht falsch, wenn ich behaupte, Sie selbst hätten nicht gerne eine Mitarbeiterin wie Helena Jahns-Herzberg?«
»Um Himmels willen!«
»Danke, Herr von Recken«, sagte Katinka kurz. »Wiederhören.«
Sie legte auf und massierte ihre verkrampfte Hand. Sofort klingelte das Telefon.
»Britta hier.«
»Ach, Britta!« Erleichtert klemmte sich Katinka den Hörer zwischen Kinn und Ohr. Am Abend zuvor hatte sie ihre Freundin noch mal angerufen, um ihr seltsames Verhalten zu erklären, und bei der Gelegenheit Britta auch gebeten, ihre Beziehungen zum Einwohnermeldeamt spielen zu lassen.
»Ein Timo Riemenschneider ist in Bamberg nicht gemeldet«, sagte Britta. »Es könnte aber sein, dass er im Umland wohnt. Oder sonst wo.«
»Ich
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