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Maskenspiel

Maskenspiel

Titel: Maskenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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zu.
    »Besonders begrüße ich auch unser Herausgeberkollegium von Panorama der Romanistik . Da unser werter Kollege, Professor Doktor Heinrich Münzinger, in Kürze emeritiert wird, möchte er auch seinen Herausgeberposten zur Verfügung stellen, wobei ich ehrlich gesagt erstaunt bin, dass er unseren wichtigen Zielen nicht noch ein wenig mehr Lebenszeit zu widmen bereit ist.«
    Insidergelächter ertönte. Katinka sah sofort zu Helena, die unter ihrer Make-up-Schicht ganz rot geworden war und mit einem gierigen Ausdruck in den Augen auf einen Herrn in der Mitte des Raumes blickte, der verlegen grinsend seine letzten Haarsträhnen zurechtlegte.
    »Doch Heinrich hat sein Feld wohlbestellt«, fügte Laubach hinzu. »Sein langjähriger Assistent, Doktor Christian Schöller, hat unlängst einen Ruf nach Hamburg erhalten«, anerkennende Os und As wurden laut, »und ist bereit, in den Fußstapfen seines Lehrers für unser Panorama bereitzustehen.«
    Helenas Gesicht wechselte die Farbe so schnell, dass Katinka meinte, sie würde umfallen. Laubachs weiteren Worte verklangen irgendwo in der Ferne, als Katinka das sanfte Lächeln auf Frias Gesicht wahrnahm, das einmal um ihren Mund spielte und dann wieder in der Versenkung verschwand. Ansonsten war Fria keine Regung anzusehen. Sie hielt einen Drehbleistift in ihren langen Fingern und spielte damit herum. Katinka sah, wie Helena Ludovic Montfort einen bohrenden Blick zuwarf. Der zuckte unmerklich die Schultern, und Carsten Stielke nahm die Brille ab und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Elfi Lodenscheidt guckte verträumt und interessiert in Laubachs Richtung.
    »… und in diesem Sinne möchte ich, wie stets, und Sie kennen mich, auf lange Vorreden verzichten und in medias res gehen. Sie haben alle einen Programmzettel in Ihren Tagungsunterlagen«, erläuterte Laubach und hielt das gelbe Faltblatt hoch. Die Anwesenden begannen zu blättern und erinnerten Katinka an Erstklässler. Sie ballte die Fäuste und spürte für einen kurzen Moment Uttenreuthers Blick auf sich gerichtet.
    »Orientieren Sie sich an diesem Faltblatt, neudeutsch Flyer«, er unterbrach, damit einige kichern konnten, »und Sie wissen immer, worum es geht. Wobei«, er holte tief Luft, während Ka-tinka das Atmen vergaß, »eine kleine Änderung vonnöten war. Den Eröffnungsvortrag wird Frau Dr. Fria Burgwart halten«, sagte Laubach und sah eindringlich in Frias Richtung. Katinka blies sich erleichtert die Ponys aus dem Gesicht und beobachtete, wie Fria glutrot und anschließend leichenblass wurde. Der Bleistift glitt ihr aus der Hand.
    »Anschließend wird mein Doktorand, ein vielversprechendes junges Talent, im Programm weitergehen«, sagte Laubach. »Und der geplante Eröffnungsvortrag von Frau Professor Dr. Anita Krempp aus Köln wird an die dritte Stelle treten. Frau Kollegin Krempp war so freundlich und erklärte sich einverstanden. Ich denke einfach, Frau Doktor Burgwarts Referat über ein gemeinromanisches Bewusstsein sollte bei soviel Heterogenität in unserer Welt den Grundstein unserer Tagung legen.« Eine Dame mittleren Alters in einem türkisenen Jäckchen mit pinkem Millefleursdruck nickte ekstatisch. Laubach lehnte sich zurück. Er sah krank aus. Die anderen Anwesenden schienen sich nicht weiter um die Programmänderung zu kümmern. Einige kritzelten sich Vermerke auf ihre Faltblätter. Die Lehrstuhlmitarbeiter jedoch saßen wie vom Donner gerührt da.
    Helena starrte über Frias flatternde Finger hinweg Montfort an. Der lockerte seinen Krawattenknoten, während Carsten Stielkes Gesicht eine schmutzig bleiche Farbe annahm. Elfi Lodenscheidt blickte verständnislos von einem zum anderen, und Anna-Beata Först versuchte, unter ihrem Pumuckl-Haarschopf wichtig dreinzusehen, was umso deutlicher hervorhob, dass sie nicht die leiseste Ahnung hatte, worum es ging.
    Mit einem Hüsteln wandte sich Helena ihrem Chef zu und stieß ihre Zeigefinger in seine Richtung. Laubach ignorierte sie. Helena begann, Lisbeth auf sich aufmerksam zu machen. Die Professorengattin legte ihre Hand auf Laubachs Arm und neigte sich ihm leise murmelnd zu, doch Laubach schüttelte sie ab.
    Das Hin und Her an der vorderen Front übertrug sich auf das Auditorium. Manche warfen unruhige, andere nur milde erstaunte Blicke auf Laubach und seine Leute. Katinka sah rasch zu Britta hinüber, die sich Notizen machte. Sabine Kerschensteiner betrachtete die Szenerie in aller Gemütsruhe. Katinka beneidete sie. Ihre Nerven standen

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