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Maskenspiel

Maskenspiel

Titel: Maskenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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soll das denn?«, fragte sie mit schneidender Stimme.
    »Ich vertrete die überforderte Kaffeesiederin«, sagte Katinka grinsend.
    Helena starrte sie zornerfüllt an. Ihre Worte kamen wie Spitzhackenschläge aus ihrem Mund:
    »Das ist keine Vergnügungsveranstaltung hier, Frau Palfy. Wir haben eine internationale Tagung von höchster fachlicher Wichtigkeit und mit den bedeutendsten Vertretern der Wissenschaft initiiert. Und Sie werden das mit Ihren Späßchen nicht durcheinander bringen!«
    Uttenreuther stopfte sich das zweite Schinkenhörnchen in den Mund und sagte: »Keine Angst, Frau Doktor.«
    Helena riss den Kopf herum und fixierte Uttenreuther für einen Augenblick konsterniert. Ihre blaugetuschten Lider flatterten nervös. Dann drehte sie sich um und stolzierte auf den Tagungsraum zu.
    »Meine Herrschaften«, rief Laubach nun und klatschte in seine gewaltigen Hände. Das Geräusch hallte im Treppenhaus wider. »Meine Herrschaften. Wenn ich Sie bitten dürfte!«
    Zäh schoben sich die Leute in den Tagungsraum. Ludovic Montfort stürmte in letzter Sekunde die Treppe hoch. Sein Anzug saß schlecht, was Katinka wunderte. Sie hätte ihm mehr Geschmack zugetraut.
    Elfi Lodenscheidt hatte auf ihn gewartet und lief nun auf ihn zu, als brauchte sie dringend seinen Schutz, um den Raum mit all den wichtigen Fachgrößen betreten zu können. Britta folgte ihnen in einigem Abstand. Dann kam Katinka, und zum Schluss Hardo.
    »Hast du Laubach interviewt?«, flüsterte Katinka Britta zu.
    »Klar!« Sie nickte und wies auf ihr Aufnahmegerät.
    Unter großem Getöse und Stühlerücken nahmen die Teilnehmer Platz. Erwartungsfreude lag in der Luft. Der Raum war außer mit einer gewöhnlichen Schultafel auch mit Laptop, Beamer, Tageslichtprojektor und einer magnetischen Schauwand ausgestattet.
    »Wirkt alles sehr modern und professionell«, spöttelte Uttenreuther neben Katinka, bevor er sich ein paar Plätze weiter in die Nähe der Tür setzte. »Einen Beamer habe ich schon seit Jahren beantragt. Aber es reicht ja nicht mal zu so einem Flip Chart.« Er wies mit dem Kinn nach vorn.
    Laubach ploppte auf einen extra großen Stuhl.
    Rumolt Lennert hatte Recht, durchfuhr es Katinka heiß. Die sitzen tatsächlich alle hierarchisch!
    An Laubachs rechter Seite hatte sich seine Frau Lisbeth in Positur gesetzt. Sie drapierte ihr rotes Tuch formschön auf ihrem schwarzen Kleid. Zu seiner Linken war ein Platz für den jeweiligen Referenten freigehalten, danach kamen Helena Jahns-Herzberg, Fria Burgwart, Ludovic Montfort, Carsten Stielke, Elfi Lodenscheidt und schließlich Anna-Beata Först. Die beiden Studentinnen Ruth und Nina hatten nicht am Tisch Platz genommen, sondern sich Stühle an die Wand hinter den Lehrstuhlmitarbeitern geschoben. Katinka dachte kurz daran, dass eigentlich Henry dort hätte sitzen sollen.
    Laubach richtete seinen Blick auf das Auditorium, und sofort verstummten die letzten Gespräche. Katinka schärfte alle ihre Sinne. Sie sah sich genau im Raum um, und erkannte zu ihrer Erleichterung die blonde Polizistin, die sie am vergangenen Samstag vor der Spielothek gesehen hatte. Heute war sie allerdings in Zivil. Katinka hatte keine Ahnung, wie viele Leute Uttenreuther mitgebracht hatte. Er saß wie ein übergroßer Teddybär auf seinem Stuhl, doch seine Augen bewegten sich pausenlos. Sie schienen wie Hochleistungsstaubsauger.
    »Herzlich willkommen!«, rief Laubach nun. Er hatte eine überdimensionale Tischglocke neben sich gestellt und wies darauf. »Sollte ich Ihre Aufmerksamkeit zurückgewinnen wollen, werde ich nicht zögern, dieses herrliche alte Stück auch zu betätigen.«
    Er hob die Glocke an. Sie schien schwer zu sein, denn es kostete ihn sichtlich Anstrengung, sie ein wenig zu schwenken. Der bollernde Ton ließ die Hälfte der Teilnehmer zusammenfahren. Gemurmel und verhaltenes Gelächter.
    »Milo ist immer für Überraschungen gut«, hörte Katinka eine Dame begeistert ihrem Nachbarn zuwispern.
    »Ich freue mich«, sagte Laubach, und seine Stimme klang so gewaltig und selbstsicher, dass Katinka sich fragte, ob er die mysteriösen Zwischenfälle an seinem Lehrstuhl und die bevorstehenden Tagungsereignisse vergessen hatte. Ein kurzer Flash in ihrem Kopf suggerierte ihr die Peinlichkeit, die entstünde, wenn Laubach vergessen würde, die Reihenfolge von Frias und Stielkes Vorträgen zu vertauschen. Katinka spürte, wie ihr die Röte schon vorsorglich ins Gesicht schoss. Atemlos wedelte sie sich Luft

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