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Maskenspiel

Maskenspiel

Titel: Maskenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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an.«
    Katinka durchfuhr ein heißer Schreck. In ihrer Planung hatte sie auf Ruth gesetzt. Wenn es nun nicht stimmte, dass Ruth und die zweite Hilfskraft, Nina Weiß, die Schinkenhörnchen beim Bäcker abholten? Vielleicht stimmte ja so manches nicht, was Ruth ihr erzählt hatte. Am Ende tat Laubach nur so, als wolle er sie unterstützen. Sie stöhnte beim Gedanken an Uttenreuther und das Gesicht, das er ziehen würde, wenn ihr Plan schief ging. Ihr neues, gutes Verhältnis zu den hiesigen Polizeibehörden wäre damit ein Fall für die Mülltonne. Die Bäckerin, die Katinka die Tüte mit den Schokoladencroissants reichte, sah sie merkwürdig an. Wahrscheinlich wirke ich pathologisch auf sie, dachte Katinka, als sie den kleinen Laden verließ. Aber wenn Helena einkaufen käme in ihrem schicken Kostüm, die würde als normal durchgehen.
    Um eins schloss Katinka ihr Büro ab. Sie ging zu Fuß die wenigen Schritte durch die Austraße zur U 5 und schob sich durch die Trauben von Studenten, die zur Mensa oder ins Café gingen, sich zum Wochenende verabschiedeten. Sie genoss die altvertrauten Gesprächsfetzen über einschläfernde Seminare und Systemausfall in der Bibliothek. Wie lange war das alles her!
    Langsam stieg sie die Stufen in den zweiten Stock hinauf. Treppenhaus und Gänge waren eigentümlich leer. Das Wochenende nahte, und zudem war heute ein Brückentag, den sich manche gleich komplett gespart hatten.
    Im zweiten Stock hatte man das Treppenhaus schon bestens hergerichtet. Ein Büchertisch war aufgebaut, ein zweiter Tisch mit Kaffeekannen, Plastikbechern und Papptellern, was Katinka im Kontext von Laubachs Perfektionismus als Stilbruch empfand. Ruth Lebewang stand in Positur. Sie beaufsichtigte anscheinend die Tagungsunterlagen, graue Mappen mit dem Logo der Universität Bamberg drauf, die sie immer wieder durchsortierte.
    »Der Stapel ist aber recht dick«, sagte Katinka freundlich, als sie vor Ruth stehen blieb. »Sie haben wirklich viele Anmeldungen bekommen!«
    Ruth warf ihr einen verdrossenen Blick zu und fummelte an ihrer weißen Bluse herum. Die Bluse und der dunkle Rock erinnerte Katinka an ein Hostessenkostüm. Beides passte so gar nicht zu Ruths sonstigem Erscheinungsbild aus T-Shirts und ausgefransten Jeans.
    Ruth wühlte sich zum Buchstaben P durch und reichte Ka-tinka ihre Mappe.
    »Ich wusste nicht, dass Sie sich angemeldet haben!«, sagte sie vergnatzt.
    Katinka wollte etwas erwidern, als sie Brittas helle Stimme durch das Treppenhaus hallen hörte.
    »Grüß Gott, zusammen«, sagte sie fröhlich. »Beerenstrauch, Fränkischer Tag .« Sie wirbelte vor den Tischen auf und ab und veranstaltete ein solches Getöse, dass es Katinka leicht gelang, sich unsichtbar zu machen.
    Helena Jahns-Herzberg schritt die Stufen hinauf. Sie trug ein cremefarbenes Kostüm. Ihr Gesicht wirkte unter einer zentimeterdicken Schicht Make-Up wie erstarrt. Das dünne Haar hätte man selbst mit einem Hammer nicht in eine andere Form gebracht, soviel Haarspray hatte sie draufgesprüht. Mit hellrotem Lippenstift hatte sie versucht, ihre schmalen Lippen breiter zu schminken.
    »Frau Dr. Jahns-Herzberg, nehme ich an?«, rief Britta überschwänglich. »Könnte ich für die Zeitung nur eine kurze Einschätzung der Tagung und ihrer Außenwirkung haben? Ich meine, ich weiß, dass Sie vor Beginn dieser wichtigen Veranstaltung sicher sehr vielen Verpflichtungen nachgehen, aber …«
    Die beiden zogen sich mit Brittas Aufnahmegerät in einen der leerstehenden Seminarräume zurück.
    Fria Burgwart erschien. Sie trug eine enge, schwarze Hose und einen schmucklosen, grauen Pullover. Die Bandage am Hals hatte sie abgenommen, nur ein großes Pflaster lugte unter dem Kragen hervor. Ihr Arm war anscheinend immer noch verbunden – unter dem Ärmel zeichnete sich eine dicke Beule ab.
    O Britta, mach schnell, flehte Katinka im Stillen. Fria starrte Katinka zunächst unverwandt an, dann wandte sie sich ab und sprach eindringlich mit Ruth. Eine zweite Studentin im Kostümchen tauchte auf, und wie Ruth wirkte sie wie ein Fremdkörper in ihren eigenen Klamotten. Plötzlich war das Treppenhaus erfüllt mit Gesprächsfetzen und Begrüßungsrufen. Die Schinkenhörnchen wurden geliefert und unter Frias Argusaugen von den beiden studentischen Hilfskräften neben den Kaffeeutensilien aufgebaut. Helena kehrte vom Interview zurück und begrüßte Fria:
    »Ach, na, wie geht’s denn!«, sagte sie spitz.
    Fria nickte ihr nur kurz zu und sagte:
    »Hallo

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