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Maskerade

Maskerade

Titel: Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman Butters
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gegenwärtiger als alles andere um sie her. Wenn dann die Platte zu Ende war, wachte sie wie aus tiefem Traum auf, schaute sich hilflos um und wußte nicht, warum sie eigentlich hier saß. Und wo mochte nur Peter sein? Dann mußte sie immer wieder ganz von vorn anfangen mit ihrer sich selbst verschriebenen Seelenkur . Sie mußte sich immer wieder klarmachen, daß sie mit Peter weder verheiratet noch verlobt war. Peter interessierte jetzt ein anderes Mädchen, und ihr blieb nichts anderes übrig, als wie bei einem Legspiel die einzelnen Bruchstücke ihres Lebens zusammenzufügen.
    Es war erstaunlich, wie sehr Penny ihr dabei half, allmählich ruhiger zu werden. Sie wußte, daß sie statt Penny Melanie zur Freundin gewählt hätte, wenn Peter nicht in ihr Leben getreten wäre und sie so tief verletzt hätte. Melanie war anregend, klug und ehrgeizig. Sie kannte viele nette Jungen, aber Liz war eben noch nicht so weit, um sich davon beeindrucken zu lassen oder um gar selbst dem Vergnügen nachzugehen. Sie wußte Pennys stille Art zu schätzen. Es war schwer zu erklären, aber ihr war, als strahle Penny eine ganz bestimmte innere Kraft aus. Penny hatte keine Angst davor, allein zu sein, und Liz, die sich selbst davor fürchtete, kam auf den Gedanken, daß Menschen, die die Einsamkeit lieben, in Frieden mit sich selbst leben. Nur wenn Penelope andern Leuten gegenübertreten mußte, wurde sie unsicher, aber das kam wohl daher, daß sie sich mit den anderen zu vergleichen begann und dann ihr Selbstvertrauen verlor. Der äußeren Erscheinung nach würde sie es niemals mit jemand wie Melanie aufnehmen können, aber in ihrem Innern leuchtete eine Fröhlichkeit und Harmonie, die Melanie niemals erreichen würde.
    Liz lernte von Penny, daß eine Caique ein griechisches Segelboot ist. In Indien bekleiden sich die Priester mit safrangelben Tüchern, und in Kaschmir kann man in einem Hausboot leben oder in kleinen Schiffchen, die man Shikaras nennt, auf den Seen spazierenfahren. Auf den Fidschiinseln tragen die Männer Hosen im Hemdblusenschnitt, die Sulus genannt werden, und in Indien wickeln sich die Frauen in Saris. Die Bauern in Ägypten werden Fellachen genannt, und im Sumpf gebiet des südlichen Iran bauen die Madan kathedralenähnliche Häuser aus Schilf und wohnen in ihnen entlang den Kanälen und Lagunen. Es war eine phantastisch bunte Welt.
    Inzwischen allerdings hatten sich Pennys Interessen und Gedanken einstweilen aus Asien zurückgezogen. Der Grund dafür war, daß Liz ein Fahrrad besaß und in Massachusetts beheimatet war. Penny konzentrierte sich daher nun darauf, für Liz eine Radpartie durch Neu-England auszuarbeiten, möglichst preiswert, das verstand sich. Dabei war es nicht wichtig, ob Liz diese Tour wirklich einmal machte oder nicht. Es war eine Art Geschenk von Penny für die Freundin.
    „Der einzige Haken dabei ist, daß ich keinerlei Informationen auftreiben kann, wieviel es kostet, ein Fahrrad von Woods Hole nach Martha’s Vineyard zu transportieren“, stöhnte sie, als sie einen mit Prospekten vollgestopften Karton zu Liz ins Zimmer schleppte. „Ein Auto jawohl, jederzeit! Aber ein Fahrrad??? Hm, immerhin! Da man nur acht Dollar für ein Auto verlangt, wird man dir für ein Fahrrad nicht allzuviel abknöpfen, meinst du nicht auch?“
    Liz murmelte etwas Zustimmendes. Ein Knopfloch nahm gerade ihre ganze Aufmerksamkeit in Anspruch.
    „Ich finde es wirklich nirgends“, versicherte Penny und durchwühlte noch einmal ihren Papierberg. „Hier ist ein Fahrplan für Verbindungen zwischen Kalkutta und Lilabari mit Aufenthalten in Gauhati, Tezpur , Jorhat . Ankunftszeit 12.15 Uhr...“ Liz prustete los: „Penny, wo kriegst du denn den ganzen Kram bloß her?“
    „Ich erkundige mich schriftlich danach. Hier ist eine Broschüre über Simla . Da ist auch die Adresse des Christlichen Vereins Junger Frauen angegeben: Scandal Point, Simla . Ist das nicht etwas? Wenn du in Simla ankommst, weißt du, daß du gleich ins Heim des Vereins Christlicher Junger Frauen fahren kannst, oder es empfiehlt sich auch, in einem Dak-Bungalow zu wohnen. Ich weiß nicht genau, was das ist, aber es soll vorteilhaft und praktisch sein und wird empfohlen. — Ist das nicht alles hochromantisch? Ich muß gleich mal bei dem Reisebüro anfragen, was ein Dak-Bungalow ist. Nur drei Hotels im westlichen Stil sind angeführt, aber es gibt acht indische. Möchtest du auch so gern wissen, wie es da zugeht? Hm, wonach habe ich eigentlich

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