Maskerade
Pullover und zwei Blusen, samt dazugehörigen Kleinigkeiten. Penny entdeckte dann noch ganz von sich aus einen blaßgrünen Trägerrock, der im Preis herabgesetzt war und den sie für elf Dollar erstand. Sie wußte jetzt bereits, daß Zwischenfarben ihr am besten standen und zu ihrem Typ paßten. Befriedigt lud sie Liz zu einem Schlemmerbecher ein, ehe sie, mit Paketen beladen, gerade rechtzeitig zum Abendessen ins Heim zurückkehrten.
Am nächsten Tag ging Penny zu einem sehr guten Friseur und vertraute sich den geschickten Händen einer Dame an, die ihr das Haar in der Mitte scheitelte. Über der Stirn schnitt sie ihr weiche Ponys und glich ringsum die abstehenden Haarspitzen ihrer Kopfform an.
Penny war glücklich und gleichzeitig etwas verlegen, als sie nach der Prozedur nach Hause kam. Ihr war, als sei sie es seihst nicht mehr, als sei sie für irgendeine Maskerade herausgeputzt. Trotz ihrer noch immer hängenden Schultern gaben die Spiegel, an denen sie vorbeiging, das Bild eines anziehenden jungen Mädchens wieder, das absolut nicht mehr als „graue Maus“ bezeichnet werden konnte.
Als sie im dritten Stock ankam, empfing Liz sie mit einem ehrlichen, anerkennenden: „Mensch, toll!“ Penny war dankbar. Und als Melanie ihr einen grollenden, aber doch bewundernden Blick zuwarf, fühlte sie sich ausgesprochen geschmeichelt.
18. KAPITEL
An dem Abend, als Liz am Bahnhof der Dreißigsten Straße Peter abholte, saß Melanie in einem Zug auf dem Bahnsteig gegenüber, um nach North-Philadelphia zu fahren und dort nach Chestnut Hill umzusteigen. Sie, Chris Johnson und drei weitere Paare trafen sich dort zu einem Tanzfest, und Melanie trug für diesen Anlaß ein neues Kleid und eine neue Pelzjacke, beides Weihnachtsgeschenke, die sie ihrem Vater abgebettelt hatte. Sie wußte, daß sie darin sehr gut aussah. Unter dem weichen Pelz quoll der Rock ihres Satinkleides wie Blütenblätter hervor und floß über die weite, steife Krinoline. Es war die Kopie eines sehr gewagten französischen Modells, das sie bei Ohrbach verhältnismäßig preiswert erstanden hatte, und sie konnte ihren Erfolg an den bewundernden Blicken der vier jungen Männer ablesen.
Der Zug hatte etwas Verspätung, und da Melanie am Fenster saß, ließ sie ihre Blicke über den nächsten Bahnsteig spazieren. Es war recht lustig zu beobachten, was für verschiedenartige Leute der Zug, der eben angekommen war, ausspuckte. Viele Menschen eilten durch die Unterführung und strebten der Sperre zu. Ein junger Mann nahm plötzlich ihre ganze Aufmerksamkeit in Anspruch, denn er war blond und sah außergewöhnlich gut aus. Vielleicht war er Schauspieler? Sie verfolgte ihn mit den Blicken. Jetzt ging er auf ein Mädchen zu, hob es auf, küßte es und schwang es einmal herum. Melanie drückte die Stirn an die Fensterscheibe, denn — das Mädchen war Liz Gordon! Jetzt gingen die beiden Arm in Arm die Treppe hinunter. Melanies Begleiter hatte etwas zu ihr gesagt, aber sie hatte nicht hingehört.
„Was?“ fragte sie gereizt.
„Ich sagte nur, daß der Zug nun endlich abfährt“, wiederholte Chris.
„Oh, ja.“
Liz Gordon! Es war offensichtlich, daß sie und der hübsche junge Mann ineinander verliebt waren, und noch klarer war ihr, daß die beiden sich bereits schon sehr lange kannten. Wo aber hatte sich dieser tolle Knabe die ganzen Monate versteckt gehalten? Liz hatte niemals erwähnt, daß da jemand im Hintergrund existierte. Ja sie rannte sogar seit neuestem mit einem etwas burschikosen Studenten namens Taussig herum.
Wenn man nur wüßte! Melanie dachte hin und her, und obgleich sie sich im Augenblick zwingen mußte, ihrem Begleiter wenigstens ein Minimum an Interesse entgegenzubringen, stach sie die Neugierde, und sie kam über die Szene, die sie beobachtet hatte, nicht hinweg. Am nächsten Tag begann sie Fragen zu stellen, allerdings, und das war typisch für Melanie, nicht an Liz selbst. Sie wandte sich zunächst so ganz nebenbei an Penny.
„Oh, das ist Peter!“ erklärte diese arglos. „Peter van Giesen. Er kommt immer von Bridgedale, und er und Liz lieben einander seit Jahren.“
„Rasend?“ stichelte Melanie.
„Vermutlich!“ bestätigte Penny verdrießlich.
„Aber wo ist er die ganze Zeit gewesen, heim Wehrdienst?“
Penny schaute ihr ins Gesicht, runzelte die Stirn und riet ihr dann: „Du fragst wohl besser Liz persönlich aus.“
Ein Krach, folgerte Melanie listig, und jetzt hatte man sich ausgesöhnt.
„Er sieht zweifellos
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