Maskerade der Liebe
jeder Frau gegenüber höflich benimmt, sonst hätte Lady Dryden ihn dir weder vorgestellt, noch hätte er mit dir getanzt.“
Sophie biss sich auf die Lippe. „Vielleicht hast du Recht. Er benahm sich wie ein Gentleman, auch wenn er ein wenig steif wirkte.“
„Selbst wenn er sich tatsächlich jungen Frauen gegenüber abschätzig verhalten hat, so hätte er sich nun eindeutig verändert. Sollte es jemand geben, der durch seine süße Unschuld ein Herz aus Stein erweichen könnte, wärst das gewiss du, liebe Freundin.“
Emily glaubte einen Augenblick lang, ein Geräusch in ihrer Nähe gehört zu haben, doch als sie sich umblickte, sah sie niemand. Wahrscheinlich war es der Wind gewesen, der durch die offene Balkontür hinter ihr geweht hatte.
„Es ist sowieso gleichgültig“, sagte Sophie. „Vater wird mich nie mehr mit Lord Blackmore tanzen lassen. Das möchte ich auch gar nicht, nachdem sich Vater so schrecklich benommen hat. O Emily, ich werde keinen einzigen Tag in London durchhalten! Lieber laufe ich mit einem unserer Diener weg, bevor ich mein Debüt in der Gesellschaft gebe. Unsere Diener kenne ich wenigstens.“
Emily stöhnte. „Das meinst du doch nicht ernst!“ Als ob Sophie, die bereits Schwierigkeiten hatte, ihre Orange selbst zu schälen, die Frau eines Bediensteten sein könnte!
„Nein, wahrscheinlich nicht. Aber ich fürchte mich so sehr vor dieser Reise nach London.“ Sophies Kinn zitterte.
Emily wechselte rasch das Thema. „Du hast also mit dem berühmten Earl of Blackmore getanzt. Wie war er? Sah er gut aus? War er charmant? Oder zu sehr von sich eingenommen?“
„Er war sehr charmant und war recht attraktiv - soweit ich das beurteilen kann. Er trug schließlich eine Maske wie dein Vetter.“ Ihre Wangen röteten sich leicht. „Wenn ich es mir genau überlege, sah er eigentlich ganz wie Mr. Phe ..." Sophie hielt mitten im Satz inne und blickte entsetzt über Emilys Schulter. „O nein, da ist Vater. Sicherlich sucht er mich. “
Emily drehte sich um und bemerkte, dass Lord Nesfield mit seiner goldenen Lorgnette in ihre Richtung wies. Er kniff die Augen zusammen konnte offenbar nur mit Mühe etwas erkennen.
Rasch duckte sich Sophie. „Er darf nicht sehen, dass ich mit dir spreche. Du weißt, wie er ist.“
Das tat sie wahrhaftig. Auch wenn die beiden seit ihrer Kindheit enge Freundinnen waren, so hatte der Marquess of Nesfield doch vor kurzem versucht, jede Beziehung seiner Tochter zu Emily zu unterbinden. Und Emily wusste auch, warum.
„Wir trennen uns lieber“, sagte sie und drückte Sophie die Hand. „Los, geh schon.“
„Du bist meine beste Freundin“, flüsterte Sophie, ehe sie davoneilte.
Hoffentlich hatte er nicht gesehen, wie sie seiner Tochter das Fläschchen gegeben hatte. Es war das Beste, sich ebenfalls zurückzuziehen, bevor er sich entschloss, sich ihr in den Weg zu stellen. Sie schlich durch die Balkontür und warf dann über die Schulter einen raschen Blick in den Ballsaal zurück.
Jemand hüstelte. Erschrocken wirbelte sie herum, entspannte sich aber sogleich, als sie Lawrences rötliches Haar im Schein der Kerzen drinnen aufleuchten sah. Sein Gesicht konnte sie in der Dunkelheit nicht erkennen.
„Du hast uns also zugehört“, bemerkte sie trocken. „Das hätte ich mir denken können. Du wirst froh sein, dass du mich jetzt nach Hause bringen darfst.“
Seltsamerweise schwieg er.
„Du bist doch bereit, diese öde Stätte zu verlassen?“ fragte sie ironisch.
Seine Stimme klang rauer und tiefer als gewöhnlich. „O ja, das bin ich schon seit Stunden. Aber willst du dich nicht von unseren Gastgebern verabschieden?“
„Stimmt, das sollte ich“, erwiderte sie und schämte sich, so etwas Wichtiges vergessen zu haben. „Ich möchte aber trotzdem nicht, dass Lord Nesfield mich sieht. Macht es dir etwas aus, wenn du es ohne mich tust?“
Gleichmütig zuckte er die Schultern. „Ganz und gar nicht.“ Nach einer kurzen Verbeugung ging er in den Ballsaal zurück.
Während sie auf ihn wartete, schritt sie auf dem Balkon unruhig auf und ab. Warum brauchte er nur so lange?
Nachdem er schließlich zurückgekommen war, eilten sie durch einen Nebenausgang in die gedämpft beleuchtete Eingangshalle. Dort warteten Diener, um den. Gästen behilflich zu sein.
Lawrence sprach leise mit ihnen, woraufhin sie ihr den Umhang und ihm den Mantel mit einer solchen Beflissenheit brachten, als wären sie äußerst wichtige Besucher. Wie seltsam! Sie hatten Emily
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