Mass Effect 02 - Der Aufstieg
nicht aufzuwecken. Sie rollte sich aus den Laken und stand nackt neben dem Bett. Nachdem sie nun nicht mehr schwitzten, war die Luft im Raum so kalt, dass sie fröstelte.
Sie begann ihre Kleidungsstücke zusammenzusuchen, was keine einfache Aufgabe war. In seinem Überschwang neigte Jiro dazu, jedes Teil wahllos in den Raum zu werfen, während er sie auszog. Sie fand ihr Hemd und zog es sich über den Kopf. Dann hörte sie Jiro etwas murmeln. Sie schaute zu ihm und erkannte, dass er immer noch schlief. Seine Worte waren nichts anderes als unverständliches Traumgeschwätz. Kahlee schaute ihn einen langen Moment lang an. Er sah so jung aus, wenn er zusammengerollt in seinem Bett lag. Und sie spürte ein plötzliches Gefühl der Schuld und Verlegenheit.
Sie taten nichts Illegales. Sie waren beide erwachsen, und obwohl sie technisch gesehen seine Vorgesetzte war, stand nichts in ihrem Arbeitsvertrag, dass diese Beziehung untersagte. Es war, wie Jiro gern sagte, eine moralische Grauzone.
Kahlee hatte ab und zu den Eindruck, dass Jiro sie nur benutzte, um seine Karriere voranzutreiben. Obwohl dieses Gefühl auch an ihren eigenen Schuldgefühlen liegen konnte, die allen Spaß aus der Beziehung entfernen wollten. Wenn er tatsächlich glaubte, dass ein Verhältnis mit seinem Boss ihm irgendwelche Vorteile verschaffen würde, dann lag er falsch. Wenn schon, dann war sie eher härter zu Jiro als zu den anderen Forschern. Aber er war gut in seinem Job, das Team respektierte ihn, und alle Schüler konnten ihn gut leiden. Diese Eigenschaft hatte sie als allererstes an ihm angezogen.
Das und sein klasse Hintern, dachte sie mit einem schiefen Grinsen.
Sie hatte natürlich auch andere Sexpartner im Laufe der Jahre gehabt. Vielleicht mehr, als normal gewesen wäre, wenn sie ehrlich war. Aber wie Jiro waren das alles nur kurze Abenteuer gewesen. Sie hatte auch gar nicht nach etwas Ernsthaftem gesucht. Während sie beim Militär gewesen war, hatte die Allianz immer Priorität gehabt. Und im Zivilleben hatte sie sich darauf konzentriert, sich eine Karriere statt einer langlebigen Beziehung aufzubauen.
Glücklicherweise hatte sie noch genügend Zeit. Dank des medizinischen Fortschritts mussten Frauen ihre Familienpläne nicht länger verwirklicht haben, bis sie vierzig waren. Wenn sie es wirklich wollte, konnte sie noch weitere zwanzig Jahre warten und trotzdem ein vollständig gesundes Kind gebären.
Kahlee wusste einfach noch nicht, was sie wollte. Es lag nicht daran, dass sie keine Kinder mochte. Die Möglichkeit, so eng mit biotischen Kindern zusammenzuarbeiten, war einer der Gründe dafür gewesen, dass sie den Posten beim Ascension-Projekt überhaupt angenommen hatte. Sie konnte sich nur kein Leben voller häuslicher Glückseligkeit vorstellen.
Reiß dich zusammen, dachte sie, und finde deine verdammten Klamotten.
Sie schob die Gedanken beiseite, sah ihre Hose über der Lehne eines Stuhls hängen und zog sie an. Kahlee suchte immer noch nach einer Socke, als Jiro mit einem Gähnen aufwachte.
„Du gehst?“, fragte er, immer noch erschöpft.
„Nur zurück in mein eigenes Zimmer. Ich kann hier nicht schlafen, wenn du wie ein krankes Nilpferd schnarchst.“
Er lächelte, setzte sich auf und schob das Kissen in seinen Rücken. Dabei lehnte er sich an das Kopfstück des Betts.
„Und das hat nichts mit Graysons Besuch zu tun?“
Sie stritt es nicht ab, stattdessen sagte sie nichts und suchte weiter nach der Socke. Schließlich entdeckte sie das gute Stück, es lag auf der Bettkante, und Kahlee zog die Socke über. Jiro sah ihr schweigend zu und wartete geduldig darauf, dass sie etwas sagte.
„Ich mache mir mehr Sorgen um Gillian“, gab sie schließlich zu. „Nichts, was wir tun, scheint ihr zu helfen. Vielleicht ist das Programm nicht das Richtige für sie.“
„Jetzt warte mal“, rief Jiro, der plötzlich hellwach war. Er kroch schnell über die Matratze und legte eine Hand auf ihre Schulter. „Gillian hat mehr biotisches Potential als … nun, als jeder andere! Das Ascension-Projekt ist für jemanden wie sie erdacht worden.“
„Aber sie ist nicht nur eine Biotikerin“, konterte Kahlee und sprach die Argumente aus, die ihr durch den Kopf gingen. „Sie ist ein Mädchen mit einem ernsthaften Geistesschaden.“
„Du willst doch wohl nicht das Direktorium bitten, sie von der Schule auszuschließen, oder?“, fragte er und wirkte erschrocken.
Sie wandte sich ihm zu und sah ihn finster an. „Diese
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