Mass Effect 03 - Vergeltung
hatte. Doch er h ätte gern mit Orinia gesprochen. Andersons turianische Verhandlungspartnerin während der laufenden Handelsg e spräche war eine ehemalige Generalin. Und auch wenn sie während des Erstkontaktkriegs auf gegn e rischen Seiten gestanden hatten, teilten sie doch e i nige gemeinsame militärische Werte: Disziplin, Ehre, Pflichterfüllung und eine kaum verhohlene Verac h tung für den politischen Mist, den sie nun täglich erleben mussten.
„Wissen Sie, was sie gewollt haben?“
„Ich glaube, Din wollte sich förmlich über irgendetwas b e schweren, was einer Ihrer Assistenten bei der letzten Bespr e chung gesagt hat.“
„Das glauben Sie?“
„Als sie erfahren haben, dass Sie nicht hier sind, brachte Orinia ihn davon ab.“
Anderson nickte, er war sich sicher, dass Din ihn dar über beim nächsten Treffen noch ausführlich i n formieren würde.
„Das erinnert mich an etwas“, sagte er und versuchte, gleichgültig zu wirken. „Es wäre vielleicht eine gute Idee, der Elcor-Delegation eine förmliche Einladung zu schicken, sich mit uns nach den heutigen Gespr ä chen zu treffen.“
„Warum?“, fragte Cerise, plötzlich argwöhnisch. „Was haben Sie gemacht?“
Sie ist clever. Man kann ihr nichts vormachen.
„Ich glaube, ich habe Calyn mit einem Scherz b e leidigt.“
„Ich wusste gar nicht, dass die Elcor über Humor verfügen.“
„Den haben sie offensichtlich auch nicht.“
„Keine Sorge“, beruhigte ihn die junge Frau. „Ich kümmere mich darum.“
Dankbar nahm Anderson den Aufzug zu seinem B üro. Er hatte noch dreißig Minuten Zeit, bevor er sich mit seinen Ber a tern traf, um die Nachmittag s verhandlungen vorzubereiten. Er plante, seine Zeit allein zu verbringen und sich einen Moment dringend b e nötigten Friedens und etwas Ruhe zu gönnen.
Als er das blinkende rote Licht auf seinem Extr a net-Terminal sah, das ihn auf eine eingetroffene Nachricht hinwies, h ätte er es beinahe genommen und aus dem Fenster geworfen. Kurz dachte er darüber nach, das Licht zu ignorieren. Er hatte eine Liste von zehn Leuten, von denen die Nachricht stammen konnte. Und er wollte von keinem von ihnen etwas hören. Doch letztlich ließ ihn seine Ausbildung als Soldat seine Pflichten nicht vernachläss i gen. Er loggte sich ein und ließ den Kopf resigniert hängen.
„David, ich muss dich unbedingt sofort treffen.“
Überrascht sah er auf, als er Kahlee Sanders’ Stimme e r kannte.
„Es ist wichtig. Ein Notfall.“
Seit Grissoms Begr äbnis hatte er nicht mehr mit ihr gespr o chen. Und auch dabei hatten sie nur ein paar Höflichkeiten ausgetauscht und vermieden es sor g fältig, ihre gemeinsame Zeit auf der Flucht vor zwanzig Jahren auch nur zu erwähnen.
„Ich bin in der Citadel. Ich darf nicht sagen, wo genau. Bitte – kontaktiere mich so schnell wie mö g lich.“
Bevor die Nachricht zu Ende war, sandte er bereits eine Antwort. Kahlee war nicht der Typ, der überr e agierte oder Dinge unnötig dramatisierte. Wenn sie etwas für einen Notfall hielt, dann ging es um etwas sehr Ernstes.
Sie antwortete augenblicklich. Ihr Gesicht erschien auf dem Bildschirm.
„David? Gottseidank!“
Er war erleichtert, dass sie nicht verletzt schien. Obwohl in ihrem Gesicht leicht abzulesen war, dass sie aufgebracht war.
„Ich bin gerade erst ins Büro gekommen“, sagte er entschu l digend, weil er sie hatte warten lassen.
„Ist die Leitung sicher?“
Anderson sch üttelte den Kopf. „Nicht wirklich. Sta n dard-Diplomatenprotokoll. Leicht zu hacken.“
„Wir müssen uns persönlich treffen.“
Eine Pause entstand, und Anderson erkannte, dass sie einen Treffpunkt nicht offen nennen wollte f ür den Fall, dass jemand mithörte.
„Erinnerst du dich an den Ort, an dem wir uns verabschiedet haben, nachdem Saren den Missionsbericht von Camala g e schickt hatte?“
„Ja. Gute Idee. Ich kann in zwanzig Minuten dort sein.“
„Gib mir dreißig“, antwortete er. „Ich muss s i cherstellen, dass mir niemand folgt.“
Sie nickte.
„David? Danke. Ich wusste nicht, an wen ich mich sonst hätte wenden sollen.“
„Alles wird gut“, sagte er und versuchte, sie zu beruhigen … nur über was, das konnte er sich nicht mal ansatzweise vorste l len.
Die Verbindung wurde unterbrochen. Anderson erhob sich, schloss sein B üro ab und ging wieder nach unten.
„Ich muss weg, Cerise“, sagte er zu seiner Em p fangsdame auf dem Weg nach draußen. Und als er sich an die Sorge auf Kahlees
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