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Mathe ist doof

Mathe ist doof

Titel: Mathe ist doof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Royar
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wäre immer noch groß.
    Doch man kann ja auch neue Zahlwörter erfinden. Das Französische hat nicht nur eigene Wörter bis zur 12 erfunden wie das Deutsche, sondern immerhin bis 16. Erst die 17 heißt „dix-sept“, also „zehn-sieben.“ Leider hält die französische Sprache diese Logik nicht durch und wird bei den Zehnerzahlen noch viel komplizierter.
    Die deutschen Wörter sind da noch einigermaßen nachvollziehbar: zehn, zweizig, dreizig, vierzig, fünfzig, sechszig, siebenzig, achtzig und neunzig. Zugegeben, es heißt zwanzig, dreißig, sechzig und siebzig, aber man kann die Grundform immer noch erkennen – und an dem „z“ sogar, dass es etwas mit den Zehnern zu tun haben muss (clevere Kinder bezeichnen die Zehn dann auch schon mal als Einszig).
    Das Französische stellt uns da auf eine härtere Probe: vingt, trente, quarante, cinquante, soixante – das geht ja noch, aber dann: soixante-dix, wörtlich „sechzig-zehn“ für siebzig und quatre-vingt, wörtlich „vier-zwanzig“ für achtzig! Wunderbar dann eine Zahl wie 94: „quatre-vingt-dix-quatre“, „vier-zwanzig-zehn-vier“.
    Nun ist Sprache lebendig und entwickelt sich weiter, und so gibt es Gegenden, in denen die Zahlwörter „septante“, „huitante“ und „neufante“ wenigstens umgangssprachlich existieren.
    So ist es auch für die deutsche Sprache immerhin denkbar, dass
15 + 50 = 65 einmal „zehnfünf plus fünfzehn gleich sech(s)zehnfünf“ gesprochen wird. Unsere alten Gehirnkreise wer den sich damit aber sicher einige Zeit schwer tun.
    So genial unser Stellenwertsystem ist, so hat es doch ein Problem nicht gelöst: die wahren Größenordnungen zu veranschaulichen. Das hängt zusätzlich noch mit unserer Unfähigkeit zusammen, uns wirk lich große Anzahlen angemessen vorzustellen – es mangelt dabei eindeutig an Redundanz. Mit dem Stellenwertsystem lassen sich zwar theoretisch unbegrenzt große Zahlen darstellen – sie werden aber ziemlich rasch zu seelenlosen Ziffernkolonnen.
    Stellen Sie sich bitte einen Zahlenstrahl vor. Der beginnt bei Null, und dann folgen nacheinander alle Ziffern der Reihe nach im glei chen Abstand, so wie bei einem Lineal. Die Null auf diesem Zahlen strahl befinde sich direkt unter Ihren Füßen, die Zahl eine Million in 10 Metern Entfernung Richtung Westen. Haben Sie diesen Zahlen strahl vor Ihrem inneren Auge? Ja?
    Dann beantworten Sie bitte folgende Frage: Wo befände sich auf diesem Zahlenstrahl die Zahl eine Billion?
    Am Ende der Straße? Am Stadtrand? Vielleicht sogar ein paar Kilo meter weiter?
    Wahrscheinlich haben Sie sich gewaltig verschätzt.
    Wenn man die Zahlen aufschreibt, sieht es so aus, als läge eine Mil lion irgendwo in der Mitte zwischen eins und einer Billion:
    1; 1 000 000; 1 000 000 000 000.
    Gefühlsmäßig empfinden wir die Million sogar eher näher an der Billion als an der Eins. Einen Euro haben wir fast immer in der Ta sche, eine Million leider genau so wenig wie eine Billion. Außerdem hören sich die Zahlwörter Million und Billion auch sehr ähnlich an.
    Tatsächlich ist die Billion aber dramatisch weiter von der Million entfernt als diese von der Eins.
    Eine Billion ist das millionenfache einer Million (das tausendfache einer Million ist eine Milliarde). Ist die Strecke der Länge „eine Mil lion“ 10 Meter lang, ist eine Strecke der Länge „eine Billion“ eine Million mal so lang, also 10 Millionen Meter. Wie lang das ist?
    10 000 000 m = 10 000 km. Zehntausend Kilometer Richtung Wes ten – die Billion befände sich mitten in Amerika!
    Könnten wir uns tatsächlich vorstellen, wie „groß“ eine Billion in Wahrheit ist – wir hätten nicht so bedenkenlos Staatsschulden in entsprechender Höhe angehäuft.
    Übersetzen wir die Zahlen doch einfach ins Englische, dann klingt es etwas harmloser. Beträgt das geschätzte Vermögen einiger Super reicher nicht auch schon mal „some billion dollars“? Könnte Bill Gates mit einer kleinen Spende sämtliche Schulden der Bundes republik tilgen?
    Ich glaube mich zu erinnern, in einem Zeitungsartikel einmal gelesen zu haben, dass die Weihnachtsansprache der Queen von bis zu einer Billion Menschen weltweit gehört wird. Eine bemerkenswerte Leis tung wenn man bedenkt, dass es keine zehn Milliarden lebende Ver treter der Gattung homo sapiens auf diesem Planeten gibt.
    Wie kann das also sein? Die Antwort lautet: Es ist ein simpler Über setzungsfehler. Tausend Millionen sind eine Milliarde. In English, please: „thousand

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