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Mathias Sandorf

Mathias Sandorf

Titel: Mathias Sandorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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das junge Mädchen von diesen Dingen unterrichtet wurde, noch über den Zeitabschnitt, seitdem sie jene kannte, noch über das, was ihr von dem Geheimniß ihrer Geburt verrathen worden war, täuschte.
    »Zum Schluß also, fuhr Sarcany fort. So wenig Sarah von dem auch kennt, was sie betrifft und obwohl sie über unsere Vergangenheit im Unklaren gelassen ist, so sind wir dennoch Beide bedroht. Sie in der ehrenhaften Stellung, die Sie sich in Ragusa geschaffen haben, ich in den bedeutenden Interessen, die mir diese Heirat zusichern muß und auf die ich nicht verzichten werde Was also geschehen muß und zwar so schnell als möglich, ist Folgendes: Ragusa verlassen, Sie und ich, Sarah mitnehmen, lieber heute als morgen, ohne daß sie Jemand vorher sehen oder sprechen kann, und nicht eher hierher zurückkehren, als bis die Heirat vollzogen ist und Sarah als meine Frau ein Interesse daran haben wird, zu schweigen. Befindet sie sich erst einmal draußen, so ist sie vor jedem Einflusse so gut geborgen, daß wir von ihr nichts zu befürchten haben werden. Es ist meine Sache, sie dahin zu bringen, daß sie freiwillig in die Verbindung einwilligt; der Verzug soll mir zum Vortheile gereichen, und Gott verdamme mich, wenn mir das nicht gelingt.«
     

    Sie! Sie!… Sie sind gar nicht mein Vater. (S. 318.)
     
    Silas Toronthal stimmte dem bei: die Situation war eine solche, wie sie Sarcany gezeichnet hatte. An ein Ausweichen konnte nicht gedacht werden. Da er mehr und mehr von seinem Genossen beherrscht wurde, so hätte er überhaupt nicht anders gekonnt. Und warum sollte er es auch gethan haben? Dieses Mädchens wegen, vor dem er stets eine unüberwindliche Abneigung empfunden hatte, welchem sein Herz sich nie geöffnet hatte?
    Es wurde an demselben Abend noch festgestellt, daß das Beschlossene zur Ausführung kommen sollte, noch ehe Sarah das Hotel zu verlassen im Stande wäre. Silas Toronthal und Sarcany trennten sich dann. Mit übergroßer Hast betrieben sie die Vorbereitungen zur Inscenirung ihres Vorhabens, sie hatten, wie man sehen wird, nicht Unrecht.
    Am nächstfolgenden Tage kam Frau Bathory begleitet von Borik, aus Vinticello zum ersten Male seit dem Tode ihres Sohnes in das Haus der Marinella-Straße zurück. Sie war entschlossen, dasselbe ein für alle Male zu verlassen, ebenso wie die Stadt, die ihr zu reich an herzzerreißenden Erinnerungen war: sie wollte ihre Vorbereitungen zum Auszuge treffen.
    Als Borik die Hausthür aufgeschlossen hatte, fand er einen Brief in dem zum Hause gehörigen Briefkasten vor.
    Es war derselbe, den Frau Toronthal am Abend vor ihrem Tode auf die Post unter Umständen gegeben hatte, die man gewiß nicht vergessen hat.
    Frau Bathory nahm diesen Brief in Empfang, öffnete ihn und betrachtete zuerst die Unterschrift; dann las sie im Fluge die von der Hand der Sterbenden hingeschriebenen wenigen Zeilen, welche das Geheimniß von Sarah’s Geburt enthüllten.
    Eine jähe Verbindung schloß im Geiste Frau Bathory’s mit einem Male der Name Peter’s mit demjenigen Sarah’s!
    »Sie!… Er!…« rief sie aus.
    Und ohne ein Wort hinzuzusetzen – sie hätte es auch nicht vermocht – ohne ihrem alten Diener ein Wort zu erwidern, den sie zurückstieß, als er sie halten wollte, stürzte sie aus dem Hause hinaus, die Marinella-Straße hinab, durch den Stradone und stand erst vor der Thür des Hotels Toronthal wieder still.
    Begriff sie nicht die Tragweite dessen, was sie thun wollte? Begriff sie nicht, daß es richtiger gewesen wäre, mit weniger Uebereilung vorzugehen und folglich mit mehr Klugheit in Sarah’s eigenem Interesse? Nein! Sie fühlte sich mächtig zu dem jungen Mädchen hingezogen, ihr war es, als riefen ihr Gatte Stephan, ihr Sohn Peter aus ihren Gräbern ihr zu:
    »Rette sie!… Rette sie!«
    Frau Bathory klopfte an die Thür des Hotels. Sie öffnete sich. Ein Diener zeigte sich und fragte nach ihrem Begehr Frau Bathory wollte Sarah sprechen.
    Sie befand sich nicht mehr im Hotel.
    Frau Bathory wollte den Banquier Toronthal sprechen.
    Der Banquier war am Abend zuvor abgereist, ohne zu sagen wohin und hatte das Fräulein mitgenommen.
     

    Den Hafen, in dessen Hintergrunde sich Antekirtta erhob…(S. 324.)
     
    Frau Bathory, von diesem neuen Schlag hart getroffen, wankte und fiel in die Arme Borik’s, der sie gerade zur rechten Zeit erreichte.
    Als der alte Diener sie in das Haus in der Marinella-Straße zurückgebracht hatte, sagte sie:
    »Morgen, lieber Borik, gehen wir zusammen

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