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Mathias Sandorf

Mathias Sandorf

Titel: Mathias Sandorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Steinkohle für die Dampfmaschinen, welche der Production der Elektricität dienten, unentbehrlich war, so war stets ein beträchtlicher Vorrath davon in den Magazinen Antekirtta’s zu finden und dieses Kohlenlager wurde unaufhörlich mittelst eines Schiffes ergänzt, das die Kohlen direct von England herbeischaffte.
    Den Hafen, in dessen Hintergrunde sich die kleine Stadt amphitheatralisch erhob, hatte die Natur gebildet, doch umfangreiche Arbeiten hatten ihn verbessert. Zwei Hafendämme, ein Molo mit Wellenbrecher schützten ihn sehr, woher auch immer der Wind kam. Ueberall war genügende Wassertiefe vorhanden, selbst an dem senkrecht abfallenden Quai. Daher war die Flotille des Doctors vor jedem Sturme vollkommen und gut geborgen. Diese Flotille umfaßte den Schooner »Savarena«, das von Dampfkraft getriebene Kohlenschiff, welches von Swansea und Cardiff her die Steinkohlen heranschleppte, eine Dampf-Yacht von sieben-bis achthundert Tonnen Gehalt, genannt der »Ferrato«, und drei »Electrics«, von denen zwei als Torpedoboote Dienste thun und somit die Vertheidigung der Insel wirksam unterstützen konnten.
    Antekirtta sah also auf Betreiben des Doctors seine Widerstandsfähigkeit von Tag zu Tag wachsen. Das wußten die Piraten von Tripolis und der Cyrenäischen Halbinsel recht gut. Ihr größter Wunsch wäre es gewesen, sich der Insel bemächtigen zu können, denn der Besitz derselben würde die Pläne des Großmeisters der senusischen Bruderschaft, Sidi Mohammed El-Mahdi, sehr gefördert haben. Doch da er sehr wohl die Schwierigkeiten eines solchen Unternehmens kannte, so wartete er die Gelegenheit zum Handeln mit jener Geduld ab, die eine der hervorragendsten Eigenschaften des Arabers ist. Der Doctor wußte das und daher betrieb er die Fertigstellung der Vertheidigungswerke mit fieberhafter Eile. Um sie nach ihrer Vollendung zu demoliren, hätte es der neuzeitigen Zerstörungsmaschinen bedurft, über welche die Senusisten noch nicht verfügten. Ueberdies waren die Einwohner der Insel im Alter von achtzehn bis vierzig Jahren nach Art des Militärs in Compagnien eingetheilt, mit Schnellfeuergewehren ausgerüstet und in artilleristischen Manövern geübt. Die Besten unter ihnen waren zu Anführern ausgebildet worden, so daß diese Miliz in einer Stärke von fünf-bis sechshundert Mann, auf die man sich verlassen konnte, in Action treten konnte.
    Während einige Kolonisten das Land in eigens eingerichteten Pächtereien bewohnten, siedelte sich der größte Theil derselben in der kleinen Stadt an, welche den siebenbürgischen Namen Artenak erhalten hatte, als Erinnerung an das Eigenthum des Grafen Sandorf auf dem Abhange der Karpathen. Artenak bot einen malerischen Anblick dar. Es umfaßte höchstens einige hundert Häuser. Diese standen nicht in Vierecken bei einander, und waren nicht nach amerikanischer Weise in schnurgerade Straßen und Alleen eingetheilt, sondern erhoben sich in regelloser Ordnung auf den Anschwellungen des Bodens längs den von Elevatoren gespeisten, mit fließendem Wasser gefüllten Canälen; ihre Mauern standen inmitten blühender Gärten, ihre Dächer versteckten sich unter Baumkronen, und ihre Formen zeigten im bunten Durcheinander theils europäischen, theils arabischen Styl. Alles das machte einen frischen, liebenswürdigen, anziehenden Eindruck. Artenak konnte auf die Bezeichnung »Stadt« einen nur bescheidenen Anspruch erheben, ihre Einwohner genossen aber den Vorzug, man möchte sagen, als Mitglieder einer Familie zu einer Gemeinde zu zählen, und dennoch in der Ruhe und Unabhängigkeit ihres eigenen Heims leben zu können.
    Wie glücklich waren nicht die Eingebornen von Antekirtta! »
Ubi bene, ibi patria
« ist zweifellos ein wenig patriotischer Ausspruch; doch paßte er vortrefflich auf die ehrenwerthen Leute, die dem Werberufe des Doctors gefolgt waren; sie waren in ihrem Heimatlande arm gewesen, und hatten in beschränkten Verhältnissen gelebt, auf dieser gastfreundlichen Insel fanden sie Glück und Bequemlichkeit.
    Das Haus des Doctors Antekirtt nannten die Kolonisten das »Stadthaus«. Dort wohnte nicht ihr Herr, wohl aber der Erste unter ihnen. Das Stadthaus war eines jener entzückenden maurischen Gebäude mit Miradoren und Muscharabis, einem inneren Patio, Galerien, Portiken, Fontainen, Salons und Zimmern, die von geschickten Decorationskünstlern aus den arabischen Provinzen ausgeschmückt worden waren.
    Zu seinem Bau hatte man die kostbarsten Materialien verwendet,

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