Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mathias Sandorf

Mathias Sandorf

Titel: Mathias Sandorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
die Arbeiten schnell von Statten. Sie sollten trotzdem fünf bis sechs Tage in Anspruch nehmen, denn die Luftpumpe und der Condensator mußten vollständig auseinandergenommen werden, weil einige Röhren ungenügend functionirten. Dieser Verzug kam dem Doctor Antekirtt höchst ungelegen, denn es verlangte ihn sehnlichst, die sicilische Küste zu erreichen. Er hatte sogar eine Zeit lang die Absicht, den Schooner »Savarena« nach Malta kommen zu lassen, doch ließ er den Plan wieder fallen. Es schien ihm richtiger, sich lieber noch einige Tage zu gedulden und dann mit einem tüchtigen und gut bewaffneten Schiffe nach Sicilien zu fahren.
    Vorsichtshalber und für den Fall, daß nicht vorherzusehende Zwischenfälle eintreten sollten, wurde eine Depesche mittelst des unterseeischen Kabels, welches Malta mit Antekirtta verbindet, nach der letzteren Insel befördert. Der Inhalt dieser Depesche ertheilte dem »Electric 2« den Befehl, unverzüglich an der Küste von Sicilien, in den Gewässern bei Kap Portio di Palo, zu kreuzen.
    Gegen neun Uhr Früh brachte ein Boot Maria Ferrato mit ihrem Bruder an Bord. Beide wurden von dem Doctor mit den Ausdrücken der herzlichsten Freude empfangen.
    Luigi wurde dem Kapitän, den Quartiermeistern und der Mannschaft als zweiter Officier vorgestellt. Der Lieutenant, der bis dahin diese Stellung bekleidet hatte, sollte auf den »Electric 2« übergehen, sobald man diesen vor der südlichen Küste Siciliens angetroffen haben würde.
    Wenn man Luigi betrachtete, so gab es keine Täuschung; er war ein vollkommener Seemann. Seinen Muth, seine Kühnheit kannte man; sechsunddreißig Stunden vorher hatte er sie auf der Rhede von Melleah gezeigt. Er wurde willkommen geheißen. Sein Freund Peter und Kapitän Köstrik erwiesen ihm die Honneurs beim Ansehen des Schiffes, denn er wünschte es in allen seinen Einzelheiten kennen zu lernen. Während dieser Zeit unterhielt sich der Doctor mit Maria; er sprach mit ihr von dem Bruder in Ausdrücken, die sie tief ergreifen mußten.
    »Ja, er ist der ganze Vater,« sagte sie.
    Der Doctor ließ ihr die Wahl, an Bord zu bleiben, bis die geplante Expedition zu Ende geführt sein würde, oder direct nach Antekirtta zurückzukehren, wohin sie sicher geleitet werden sollte. Maria bat ihn, auf dem Schiffe die Fahrt nach Sicilien mitmachen zu dürfen. Es wurde deshalb verabredet, daß sie den Aufenthalt, den der »Ferrato« in La Vallete nehmen mußte, dazu benutzen sollte, ihre Angelegenheiten in Ordnung zu bringen, ihre kleinen Habseligkeiten zu verkaufen, die kaum den Werth von Andenken für sie besaßen, kurz das flüssig zu machen, was sie besaß, so zwar, daß sie sich am Tage vor der Abfahrt in der für sie eingerichteten Cabine häuslich niederlassen konnte.
    Der Doctor hatte Maria darüber nicht im Unklaren gelassen, welches seine Pläne waren, die er bis zu ihrer völligen Erfüllung verfolgen wollte. Ein Theil seines Vorhabens hatte sich nun schon dadurch verwirklicht, daß er sich über die Zukunft der Kinder von Andrea Ferrato keine Sorgen mehr zu machen brauchte. Jetzt galt es noch, einerseits Silas Toronthal und Sarcany ausfindig zu machen, sodann sich Carpena’s zu bemächtigen; Beides mußte geschehen. Die Spuren der beiden Ersteren mußten, so rechnete man, in Sicilien wiederaufgefunden werden. Nach dem Dritten sollte dann weiter geforscht werden.
    Maria bat darauf den Doctor, ihn unter vier Augen sprechen zu dürfen.
    »Ich wollte Ihnen etwas mittheilen, sagte sie zu ihm, was ich bis heute meinem Bruder verbergen zu müssen glaubte. Er hätte sich jedenfalls nicht halten können, wenn er erfahren hätte, was ich weiß, und neues Unglück würde über uns hereingebrochen sein.
    – Luigi besichtigt jetzt gerade die Cabinen der Mannschaft, erwiderte der Doctor. Wir wollen in den Salon hinuntergehen, Maria; dort könnt Ihr ohne Besorgniß gehört zu werden sprechen.«
    Als sich die Thür des Salons hinter ihnen geschlossen hatte, nahmen Beide auf einem Divan Platz und Maria sagte:
    »Carpena befindet sich hier, Herr Doctor!
    – Auf Malta?
    – Ja, seit wenigen Tagen.
    – In La Vallette?
    – Sogar im Manderaggio, wo wir wohnen.«
    Der Doctor war sehr überrascht und befriedigt zugleich von dem soeben Gehörten. Dann fragte er:
    »Täuscht Ihr Euch auch nicht, Maria?
    – Nein, ich täusche mich nicht. Die Gestalt dieses Menschen haftet zu genau in meinem Gedächtnisse. Ich würde ihn noch nach hundert Jahren mit unfehlbarer Sicherheit

Weitere Kostenlose Bücher