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Mathias Sandorf

Mathias Sandorf

Titel: Mathias Sandorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Arbeiten an Bord des »Ferrato« emsig gefördert worden. In drei Tagen längstens waren die Reparaturen beendet, Kohlen eingenommen, das Schiff konnte wieder in See stechen.
    Am Abend begab sich der Doctor an den von Pointe Pescade bezeichneten Ort. Es war ein kleiner Arkadenplatz, nahe dem Rundengange, in der äußersten Vorstadt.
    Es schlug acht Uhr. An fünfzig Personen wohl bewegten sich noch auf dem Platze, denn es wurde hier ein Markt abgehalten, der noch nicht geschlossen war.
    Doctor Antekirtt spazierte zwischen den Leuten umher, Männern und Frauen; sie waren fast Alle Einheimische. Plötzlich fühlte er, daß eine Hand sich auf seinen Arm legte.
    Ein gemeiner Schnapphahn in schmutzige Lumpen gekleidet und mit einem alten zerknüllten Hute bedeckt, bot ihm ein Taschentuch an mit den Worten:
    »Ich habe das Ding da soeben Eurer Excellenz gestohlen. Ein anderes Mal geben Excellenz besser Acht auf Ihre Taschen.«
    Pointe Pescade war’s, den man in seiner angelegten Verkleidung nicht wiedererkannte.
    »Ein schlechter Spaß, sagte der Doctor.
    – Ein Spaß ist es, allerdings, aber ein schlechter nicht, Herr Doctor!«
    Dieser erkannte jetzt Pointe Pescade und konnte sich eines Lächelns nicht erwehren. Dann, ohne jeden Uebergang, fragte er hastig nach Carpena.
    »Er arbeitet in der That an der Anwerbung einer Handvoll der ausgefeimtesten Schurken des Manderaggio.
    – Für wen?
    – Für Rechnung eines gewissen Zirone.«
    Des Sicilianers Zirone, des Genossen von Sarcany? Welche Verbindung konnte zwischen diesem Elenden und Carpena bestehen?
    Als der Doctor genauer darüber nachdachte, fand er auch eine Erklärung für dieses merkwürdige Zusammentreffen und er täuschte sich in seinen Schlüssen nicht.
    Der Verrath des Spaniers, der die Festnahme der Flüchtlinge aus dem Thurme von Pisino zur Folge hatte, konnte Sarcany nicht verborgen geblieben sein. Dieser hatte Carpena zweifellos aufsuchen lassen und ihn in den jämmerlichsten Verhältnissen gefunden. Er hatte deshalb nicht gezaudert, ihn zu einem der Agenten Zirone’s zu machen, deren Dienste dieser im Interesse seiner Genossenschaft beanspruchte. Carpena bildete also die erste Etappe auf der Spur, welche der Doctor nun nicht mehr im Dunkeln zu verfolgen brauchte.
    »Weißt Du, zu welchem Zwecke diese Anwerbung geschieht? fragte er Pointe Pescade.
    – Für eine Bande, die auf Sicilien thätig ist.
    – Auf Sicilien? Ja, ja!… Es stimmt!… Und wo dort?
    – In den östlichen Provinzen, zwischen Syrakus und Catania.«
    Der Ausgangspunkt des Unternehmens war endlich gefunden.
    »Wie gelang es Dir, das zu erfahren?
    – Von Carpena selbst, der mir seine Freundschaft angetragen hat und den ich Eurer Excellenz empfehle.«
    Ein Nicken mit dem Kopfe bildete die ganze Antwort des Doctors.
    »Du kannst jetzt an Bord zurückkehren, sagte er, und Dir ein anständigeres Gewand anlegen.
    – Noch nicht, denn dieses gefällt mir gerade.
    – Wieso?
    – Weil ich die Ehre habe, Bandit in der Truppe des vorgenannten Zirone zu sein.
    – Nimm Dich in Acht, mein Freund. Du wagst bei diesem Spiele Dein Leben…
    – In Ihren Diensten, Herr Doctor, sagte Pointe Pescade, und Ihnen schulde ich es.
    – Braver Junge!
    – Ich bin übrigens so ein kleiner Spitzbube, ohne mir zu schmeicheln, und ich will jene Kerle sämmtlich in meinem Sack voll Bosheit verschwinden lassen.«
    Der Doctor sah ein, daß unter diesen Umständen die Beihilfe Pointe Pescade’s seinem Vorhaben sehr nützen könnte. Dadurch, daß Pointe Pescade die Rolle eines Bösewichtes spielte, hatte er sich das Vertrauen von Carpena zu erwerben gewußt, er kannte sogar jetzt dessen Geheimnisse, es war also gut, ihn nach Gutdünken handeln zu lassen.
    Nach weiteren fünf Minuten war die Unterredung zu Ende; der Doctor und Pointe Pescade trennten sich, um nicht zusammen gesehen zu werden. Pointe Pescade ging an den Quais der Senglea entlang, nahm im großen Hafen ein Boot und kehrte auf diesem Wege in das Manderaggio zurück.
    Ehe er dort wieder eintraf, war der Doctor schon auf seine Dampf-Yacht zurückgekehrt. Dort erzählte er Peter, was sich zugetragen. Er glaubte zugleich es vor Kap Matifu nicht verheimlichen zu dürfen, daß Pointe Pescade sich zum allgemeinen Wohle in ein äußerst gefährliches Unternehmen eingelassen hatte.
    Der Hercules hob den Kopf auf und öffnete und schloß dreimal seine riesigen Hände. Dann sagte er wiederholt, wie zu sich selbst:
    »Wehe, wenn ihm nur ein Haar auf dem Kopfe fehlt,

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