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Mathias Sandorf

Mathias Sandorf

Titel: Mathias Sandorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Seemann auszubilden und nebenbei das Gewerbe als Fischer zu betreiben, wie sie die vielen Jahre zugebracht hatten, in deren Verlauf sie gegen das Elend ankämpfen mußten, denn ihre schwachen Hilfsmittel waren nur zu bald erschöpft.
    Doch Luigi wetteiferte an Kühnheit und Geschicklichkeit bald mit den Maltesern, deren Ruf ein äußerst guter ist. Ein vortrefflicher Schwimmer wie sie selbst, hätte er sich mit dem berühmten Nicolo Pesci messen können, aus La Valette gebürtig, der, wie man sagt, Depeschen von Neapel nach Palermo überbrachte, indem er das Aeolische Meer durchschwamm. Luigi besaß auch große Geschicklichkeit in der Jagd auf wilde Tauben und Gewittervögel, deren Nestern man bis in das Innere jener unermeßlichen Grotten nachgeht, welche die Brandung des Meeres so gefährlich macht. Ein kühner Fischer, hatte er sein Boot noch nie vor einem Windstoße geborgen, wenn es sich darum handelte, seine Netze oder Leinen auszuwerfen. Daher kam es auch, daß er in der vergangenen Nacht auf der Rhede von Melleah gerade Zuflucht gesucht hatte, als er die Signale der in Noth befindlichen Dampf-Yacht vernahm.
    Doch in Malta herrscht ein so großer Ueberfluß an Seefischen, Seevögeln, Mollusken, daß ihr billiger Preis die Fischerei wenig ergiebig macht. Trotz seines Eifers hatte Luigi Mühe genug, den kleinen Haushalt mit dem Nöthigsten zu versorgen, wenngleich auch Maria ihm durch Anfertigung von Nähereien zu Hilfe kam. Daher hatte man, um das schon auf das Aeußerste beschränkte Budget nicht völlig zu belasten, eine Wohnung im Manderaggio nehmen müssen.
    Während Maria ihre Geschichte erzählte, kehrte Luigi, der inzwischen in sein Zimmer gegangen war, mit einem Briefe in der Hand zu den Uebrigen zurück. Dieser enthielt die wenigen Zeilen, die Andrea Ferrato noch kurz vor seinem Tode geschrieben hatte:
    »Maria, so lauteten sie, ich empfehle Dir Deinen Bruder! Er wird bald nur noch Dich auf Erden haben. Ich empfinde kein Bedauern über das, was ich gethan habe, liebe Kinder, vielleicht nur darüber, daß es mir nicht gelungen ist, durch Aufopferung meiner Freiheit und meines Lebens die zu retten, welche sich mir anvertraut hatten. Was ich gethan habe, würde ich gern nochmals thun. Vergeßt nie Euren Vater, der noch im Tode Euch seine letzten herzlichen Gefühle übermittelt. Andrea Ferrato.«
    Peter Bathory war nicht im Stande, während der Verlesung dieses Briefes seine Betrübniß zu verbergen, während der Doctor Antekirtt den Kopf abwendete, um sein Gesicht den Blicken Maria’s zu entziehen.
    »Luigi, sagte er dann mit absichtlicher Barschheit, Euer Boot ist heute Nacht durch den Anprall an meine Yacht in Stücke gegangen.
    – Es war schon alt, Herr Doctor, erwiderte Luigi, und für jeden Anderen würde sein Verlust kein großer sein.
    – Das mag sein, Luigi, doch müßt Ihr mir schon erlauben, es durch ein anderes zu ersetzen, und zwar durch das Schiff selbst, welches Ihr gerettet habt.
    – Wie?
    – Wollt Ihr zweiter Officier an Bord des »Ferrato« sein? Ich könnte einen jungen, thätigen Menschen und tüchtigen Seemann schon gebrauchen
    – Nimm an, Luigi, nimm an! rief Peter.
    – Aber meine Schwester?
    – Eure Schwester wird zu der großen Familie gehören, die meine Insel Antekirtta bewohnt, antwortete der Doctor. Euer Leben gehört für die Folge mir, und ich werde Euch so glücklich machen, daß Eure Vergangenheit nichts Bedauerliches mehr für Euch haben wird, es müßte denn der Umstand sein, daß Ihr Euren Vater verloren habt.«
    Luigi hatte sich stürmisch über die Hände des Doctors gebeugt, er drückte und küßte sie, während Maria ihre Erkenntlichkeit nur durch Thränen beweisen konnte.
    »Ich erwarte Euch morgen an Bord,« sagte der Doctor.
    Und schnell war er zur Thüre hinaus; es schien, als könnte er seine Bewegung nicht mehr meistern; Peter hatte er ein Zeichen gegeben, ihm zu folgen.
    »Ah, sagte er zu ihm, es ist doch ein angenehmes Gefühl, wenn man belohnen kann.
    – Ja, ein schöneres, als wenn man bestraft, meinte Peter.
    – Und doch muß gestraft werden!«
    Am nächsten Tage erwartete der Doctor Maria und Luigi an Bord seines Schiffes.
    Kapitän Köstrik hatte inzwischen bereits seine Dispositionen dahin getroffen, daß die Beschädigungen, welche die Maschine der Dampf-Yacht erlitten, unverzüglich ausgebessert wurden. Dank der Beihilfe der Herren Samuel Grech und Compagnie, Schiffsagenten der Strada Levante, denen das Schiff consignirt worden war, gingen

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