Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mathias Sandorf

Mathias Sandorf

Titel: Mathias Sandorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
nur ein Haar…«
    Die letzten Worte besagten mehr als Alles, was Kap Matifu hätte reden können, wenn er überhaupt das Talent gehabt hätte, viel Redensarten zu machen.
Sechstes Capitel.
In den Umgebungen von Catania.
    Wenn ein Mensch beauftragt gewesen wäre, den Erdglobus herzustellen, so würde er ihn zweifellos in einem Zuge hergestellt, er würde ihn auf mechanischem Wege bereitet haben, wie eine Billardkugel, ohne auf ihm eine Unebenheit oder eine Runzel zurückzulassen. Allein der Schöpfer war es, der das Werk unternommen. Daher fehlen auf der sicilianischen Küste, zwischen Aci-Reale und Catania, Kaps, Klippen, Höhlen, Felskegel und Gebirge nicht dem unvergleichlichen Gestade.
    In diesem Theile des tyrrhenischen Meeres beginnt die Meerenge von Messina, deren gegenüberliegendes Ufer von den Ketten der calabrischen Gebirge eingerahmt wird. Wie diese Meerenge, diese Küste, diese Berge, welche der Aetna überragt, zu den Zeiten des Homer gewesen sind, so sind sie es noch heute – herrlich! Wenn auch der Wald, in welchem Aeneas den Achemeniden fand, verschwunden ist, so sind doch die Grotte der Galathea, die des Polyphemos, die Inseln der Cyklopen, und etwas nördlicher die Felsen der Scylla und Charybdis auf ihren geschichtlichen Plätzen geblieben und man kann sogar noch auf derselben Stelle festen Fuß fassen, wo der troische Held aus Land stieg, als er sich anschickte, ein neues Reich zu gründen.
    Daß der Riese Polyphemos Heldenthaten ausführte, welche der Hercules Kap Matifu nicht zu Stande gebracht haben würde, muß billigerweise anerkannt werden. Dafür hatte aber Kap Matifu den Vorzug, noch am Leben zu sein, während Polyphemos schon mindestens dreitausend Jahre todt ist – wenn er überhaupt jemals gelebt hat, obgleich es Odysseus behauptet. Elisée Reclus hat die höchst wahrscheinlich klingende Behauptung aufgestellt, daß mit diesem Cyklop Niemand anderes als der Aetna selbst gemeint ist, »dessen Krater während der Ausbrüche wie ein ungeheures offenes Auge auf der Spitze des Berges glänzt und der von der höchsten Stelle der Abhänge Steinstücke schleudert, die Inselchen werden und zu Klippen, wie die Farraglioni.«
    Diese Faraglioni, die einige hundert Meter vor der Küste und der Straße nach Catania liegen, welch’ letztere jetzt von der von Syrakus nach Messina führenden Eisenbahn doublirt wird, sind die einstigen Cyklopeninseln. Die Höhle des Polyphemos liegt nicht weit von ihnen ab, und längs dieser ganzen Küste ist dieses betäubende Getöse der Wellen vernehmbar, welches das Meer innerhalb der Basalthöhlen hervorbringt.
    Genau inmitten dieser Felsen plauderten am Abend des 29. August zwei Männer miteinander, die nicht danach aussahen, als fragten sie viel nach dem Reize geschichtlicher Erinnerungen; denn sie sprachen von Dingen, die zu vernehmen den Gendarmen Siciliens nicht gerade unlieb gewesen wäre.
    Der eine dieser Männer, der einige Zeit bereits auf die Ankunft des Zweiten gewartet hatte, war Zirone. Der Andere, der auf der Straße von Catania aufgetaucht, war Carpena.
    »Endlich bist Du da, fuhr ihn Zirone an. Du hast sehr gezögert. Ich glaubte wahrhaftig schon, Malta wäre, wie einst ihre Nachbarin, die Insel Julia, verschwunden und Du hättest bereits den Thunfischen und den Bonits auf dem herrlichen Grunde des Mittelmeeres als Pastete gedient.«
    Man sieht, trotzdem fünfzehn Jahre über den Scheitel des Genossen von Sarcany dahingezogen waren, hatte sich seine Schwatzhaftigkeit der langen Zeit zum Trotze doch nicht vermindert, ebenso wenig wie seine ihm angeborene Frechheit. Mit dem Hut auf dem Ohre, einer bräunlichen Kapuze, die ihm um die Schulter hieng, mit bis zum Knie verschnürten Fußschienen hatte er ganz das Aussehen dessen, was zu sein er nie aufgehört hatte – eines Banditen.
    »Es war mir unmöglich, früher zurückzukehren, erwiderte Carpena, erst heute Früh hat mich das Packetboot in Catania gelandet.
    – Dich und Deine Leute?
    – Ja.
    – Wie viele bringst Du mit?
    – Ein Dutzend.
    – Nur?
    – Ja, aber tüchtige Leute.
    – Aus dem Manderaggio?
    – Nur theilweise, aber namentlich Malteser.
    – Gute Recruten also und doch sind ihrer nicht genug, denn seit einigen Monaten ist der Dienst hart und kostspielig geworden, sagte Zirone. Man möchte meinen, daß die Gensdarmen auf Sicilien jetzt aus dem Boden sprießen. Das hilft nun aber nichts. Wenn Deine Waare wirklich von guter Qualität ist…
    – Ich glaube es, Zirone, erwiderte

Weitere Kostenlose Bücher