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Mathias Sandorf

Mathias Sandorf

Titel: Mathias Sandorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Carpena, und Du wirst nach dem ersten Versuche, den Du machst, darüber am besten urtheilen können. Ich bringe übrigens einen netten Kerl mit, einen früheren Meßbudenakrobaten, einen geschickten und anstelligen Menschen, aus dem man unter Umständen leicht ein Mädchen machen kann; ich denke, er wird uns große Dienste leisten.
    – Was that er auf Malta?
    – Er stahl Uhren, wenn sich ihm Gelegenheit darbot, Taschentücher, wenn er keine Uhren bekommen konnte.
    – Er heißt?
    – Pescador.
     

    Catania.
     
    – Schön, meinte Zirone. Man wird sich seine Talente und seine Einsicht zu Nutze machen. Wo hast Du die ganze Bande gelassen?
    – In der Herberge von Santa Grotta, oberhalb von Nicolosi.
    – Du wirst doch Deine Functionen als Herbergsvater wieder aufnehmen?
    – Von morgen an.
    – Nein, heute Abend noch, erwiderte Zirone, da ich neue Verhaltungsbefehle empfangen habe. Ich warte hier auf die Vorbeifahrt des Zuges von Messina. Durch eine Thür des letzten Waggons soll mir ein Zeichen gegeben werden.
    – Ein Zeichen… von ihm?
    – Ja… von ihm!… Dadurch, daß er mit seiner Heirat noch immer Pech gehabt hat, zwingt er mich zu arbeiten, damit er leben kann. Pah! Was würde man für einen so tapferen Kumpan nicht noch thun?«
    Ein fernes Rollen, das sich von dem Gebrüll der Wogen deutlich abhob, ließ sich von der Seite Catanias her jetzt vernehmen. Es rührte von dem Eisenbahnzuge her, den Zirone erwartete. Carpena und er stiegen die Felsen hinauf, in wenigen Augenblicken gelangten sie an den Weg, dessen Ausgänge kein Sicherheitszaun versperrte.
    Zwei Pfiffe, welche bei der Einfahrt in einen kleinen Tunnel von der Locomotive ausgestoßen wurden, zeigten die Annäherung des Zuges an, der mit einer nur mäßigen Geschwindigkeit herannahte; bald drückte sich das Schnauben der Locomotive deutlicher aus, ihre Laternen durchbohrten mit ihren großen weißen Lichtreflexen die Finsterniß und die Schienen erglänzten auf eine weite Strecke schon im Voraus. Zirone verfolgte mit aufmerksamen Blicken den Zug, der nur drei Schritte weit entfernt an ihm vorüberrollte.
     

    Dort zündete Zirone eine kleine Laterne an… (S. 362.)
     
    Kurz bevor der letzte Wagen sich auf gleicher Höhe mit ihm befand, wurde eine Waggonscheibe heruntergelassen und eine Frau streckte den Kopf zum Fenster hinaus. Sobald sie den Sicilianer auf seinem Posten gesehen hatte, warf sie flink eine Orange aus dem Wagen, die auf den Weg rollte, auf dem Zirone stand und wenige Schritte vor ihm liegen blieb.
    Diese Frau war Namir, die Spionin Sarcany’s. Einige Augenblicke später war sie mit dem Zuge in der Richtung nach Aci-Reale verschwunden.
    Zirone machte sich daran, die Orange aufzuheben oder vielmehr die beiden Hälften einer Orangenschale, welche durch eine Nadel zusammengehalten wurden. Der Spanier und er gingen dann den Weg wieder zurück und verbargen sich hinter einem hohen Felsen. Dort zündete Zirone eine kleine Laterne an, nahm die beiden Hälften der Orange auseinander und enthüllte dadurch einen Zettel, auf dem folgende Benachrichtigung stand:
    »Er hofft Euch in fünf bis sechs Tagen in Nicolosi anzutreffen. Mißtrauet namentlich einem gewissen Doctor Antekirtt!«
    Sarcany hatte jedenfalls in Ragusa vernommen, daß diese geheimnißvolle Persönlichkeit, mit der sich die öffentliche Neugierde so lebhaft beschäftigte, zwei oder dreimal im Hause der Frau Bathory empfangen wurde. Daher stammte bei diesem, gewohnheitsmäßig Allem und Allen gegenüber mißtrauischen Menschen eine bestimmte Unruhe. Daher auch diese Benachrichtigung, welche er mit Umgehung der Post und durch Vermittlung von Namir seinem Genossen Zirone zukommen ließ.
    Dieser steckte das Billet in die Tasche und löschte seine Laterne aus. Er wandte sich darauf an Carpena und fragte ihn:
    »Hast Du schon jemals von einem Doctor Antekirtt sprechen gehört?
    – Nein, antwortete dieser, doch kennt ihn vielleicht der kleine Pescador. Dieser schmucke Junge weiß Alles.
    – Wir werden sehen, gab Zirone zurück. Sage, Carpena, wir haben doch keine Furcht, in der Nacht zu marschiren, he?
    Weniger Furcht, als wenn wir am Tage marschieren müssen, Zirone.
    – Richtig…. Am Tage stößt man auf die geschwätzigen Gensdarmen. Vorwärts also! Ehe drei Stunden um sind, müssen wir in dem Wirthshause von Santa Grotta sein.«
    Beide überschritten den Bahndamm und lenkten in die Zirone wohlbekannten Fußpfade ein, die sich nach den Abhängen des Aetna hin über das

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