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Mathias Sandorf

Mathias Sandorf

Titel: Mathias Sandorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Terrain secundärer Formation ziehen.
    Vor achtzehn Jahren existirte in Sicilien, namentlich in Palermo, der Hauptstadt, eine furchtbare Verbrecherbande. Unter einander durch eine Art Freimaurergesetze verbunden, zählte sie mehrere tausende Anhänger. Diebstahl und Betrug mit Hilfe aller nur möglichen Mittel auszuführen, das war der Zweck dieser Genossenschaft der Maffia, der eine große Anzahl von Kaufleuten und Industriellen buchstäblich einen jährlichen Tribut zahlten, damit sie ihrem Gewerbe oder Handel ungestört und unbelästigt nachgehen konnten.
    Damals befanden sich Sarcany und Zirone – und zwar vor der Verschwörungsgeschichte in Triest – unter den hervorragendsten Theilnehmern der Maffia, und auch nicht gerade unter den Unthätigsten.
    Doch mit dem Vorwärtsschreiten aller Dinge, mit der besseren Verwaltung der Städte, wenn auch nicht der Landbezirke, begann diese Verbrüderung in ihrem Geschäftsbetriebe behindert zu werden. Die Abgaben und die Frohnleistungen verminderten sich. Auch trennte sich eine überwiegende Anzahl von Theilnehmern von den Anderen, die in der Räuberei ein lucrativeres Geschäft sahen.
    Zu jener Zeit änderte sich auch gerade das politische Regime Italiens in Folge der vollzogenen Einigkeit. Sicilien mußte, wie die anderen Provinzen, ebenfalls dem gemeinsamen Schicksale sich fügen, sich den neuen Gesetzen unterwerfen und namentlich dem Joche der Conscription. Diese neue Ordnung der Dinge schuf Rebellen, die sich den Gesetzen nicht anbequemen wollten, und Ungehorsame, die sich weigerten zu dienen – Leute ohne Gewissensbisse, Massier oder Andere, deren Banden das Land ausplünderten.
    Zirone stand an der Spitze einer dieser Banden, und als der von Sarcany für den Preis der Angeberei erworbene Antheil an den Gütern des Grafen Sandorf aufgezehrt worden war, nahmen Beide ihr altes Leben wieder auf, in der Erwartung, daß eine gewichtige Unternehmung ihr Vermögen wiederherstellen würde.
    Die Gelegenheit hierzu hatte sich gezeigt: es war die Verheiratung Sarcany’s mit der Tochter von Silas Toronthal. Man weiß, wie erfolglos Sarcany’s Schritte in dieser Hinsicht bis dahin waren, und warum.
    Dieses Sicilien ist ein dem Räuberwesen merkwürdig günstiges Land selbst bis auf den heutigen Tag. Was bietet die alte Trinakria nicht Alles innerhalb eines Umkreises von siebenhundertundzwanzig Kilometern und zwischen den drei vorspringenden Spitzen dieses Triangels, im Nordosten Kap Faro, im Westen Kap Marsala, im Südosten Kap Pessaro? Gebirgszüge wie die Peloren und Nebroden, eine selbständige Gruppe vulkanischer Berge, den Aetna, Wasserläufe wie die Giarella, Cantara, den Platani, Strudel, Thäler, Ebenen, Städte, die mit einander kaum in Verbindung stehen, Flecken, die höchst unbequeme Zugänge haben, Ortschaften, die auf kaum zugänglichen Höhen angelegt sind, Klöster in den Schluchten und auf den Abhängen der Berge, endlich eine große Menge von Zufluchtsorten, in welche ein Rückzug sich stets bewerkstelligen läßt, und unzählige Buchten, welche tausend Gelegenheiten zur Flucht auf das offene Meer bieten. Kurz, dieses Stückchen sicilischer Erde ist ein vollkommener Abklatsch des ganzen Erdglobus, weil sich in ihm Alles zusammenfindet, woraus die Erdkugel besteht: Berge, Vulcane, Thäler, Ebenen, Flüsse, Bäche, Seen, Strudel, Städte, Dörfer, Rheden, Häfen, Buchten, Vorgebirge, Kaps, Klippen und Brandungen. Und diese Gesammtheit von natürlichen und künstlichen Anlagen steht einer Bevölkerung von fast zwei Millionen zur Verfügung, die über eine Fläche von sechsundzwanzigtausend Quadratkilometern vertheilt sind.
    Welcher Schauplatz könnte für die Thaten von Räuberbanden besser gelegen sein? Obwohl dieses Unwesen zum Abnehmen neigt, obwohl der sicilische wie der calabrische Brigant sich überlebt zu haben scheinen, obwohl sie in Acht erklärt sind – wenigstens von der modernen Literatur – obwohl schließlich man jetzt einsieht, daß aus der Arbeit mehr Segen erblüht als aus dem Diebstahl, ist es doch gerathen, daß die Reisenden nur mit Vorsicht in diesem Lande umherstreifen, welches dem Cacus theuer, und von Mercur gesegnet ist.
    In den letzten Jahren hat die Gensdarmerie auf Sicilien, die ununterbrochen wachsam, und stets unterwegs ist, einige sehr glückliche Streifzüge durch die östlichen Provinzen unternommen. Mehrere in den Hinterhalt gefallene Banden wurden decimirt. Unter Anderen erging es auch Zirone’s Bande so, die jetzt nur noch

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