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Mathias Sandorf

Mathias Sandorf

Titel: Mathias Sandorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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befindet.
    – Ein schwieriges Ding, Sarcany, erwiderte Namir, denn, wie ich in Ragusa gehört habe, ist er eines schönen Tages an einem Ende des Mittelmeeres, und am folgenden an einem ganz entgegengesetzten.
    – Ja, dieser Mann scheint die Gabe zu besitzen, sich vervielfältigen zu können, rief Sarcany. Doch soll damit nicht gesagt sein, daß ich mir ohne Weiteres mein Spiel von ihm durchkreuzen lassen werde, und wenn ich ihm bis auf seine Insel Antekirtta folgen müßte, so werde ich es…
    – Ist die Heirat einmal vollzogen, meinte Namir, so wirst Du weder von ihm, noch von sonst Jemand etwas zu fürchten haben.
    – Das stimmt, Namir, aber bis dahin…
    – Bis dahin werden wir auf unserer Hut sein. Wir werden übrigens stets einen Vortheil vor ihm haben: denn wir werden stets wissen, wo er sich aufhält, während er nicht wissen kann, wo wir uns befinden. Sprechen wir jetzt von Carpena! Was hast Du von diesem Manne zu befürchten, Sarcany?
    – Carpena weiß von meinen Beziehungen zu Zirone. Seit mehreren Jahren nahm er an Unternehmungen Theil, bei denen ich die Hand im Spiele hatte, und er kann erzählen…
    – Vor allen Dingen, Carpena ist jetzt im Gewahrsam in Ceuta und zu lebenslänglicher Galeerenarbeit verurtheilt.
    – Das ist es gerade, was mich beunruhigt, Namir…. Carpena kann, um seine Lage zu verbessern, um eine Begnadigung zu erhalten, Aussagen machen Ebenso wie wir wissen, daß er nach Ceuta gebracht worden ist, wissen es Andere auch, wieder Andere kennen ihn persönlich – zum Beispiel Pescador, der sich in Malta so geschickt an ihn machte. Dieser Mann kann dem Doctor Antekirtt das Mittel an die Hand geben, bis zu ihm zu dringen. Er kann ihm seine Geheimnisse zu goldenen Preisen abkaufen. Er kann sogar versuchen, ihn aus dem Präsidio entfliehen zu lassen. Das liegt nämlich in Wahrheit so nahe, Namir, daß ich mich schon vergebens gefragt habe, warum er es bis jetzt nicht gethan hat.«
    Sarcany, sehr intelligent und umsichtig wie er war, hatte genau geahnt, welches die Projecte des Doctors bezüglich des Spaniers waren; er begriff genau, wessen er sich zu versehen hatte.
    Namir mußte zugeben, daß Carpena in der Lage, in welcher er sich befand, sehr gefährlich werden konnte.
    »Warum ist er nicht lieber als Zirone dort unten verschwunden? schrie Sarcany.
    – Was sich in Sicilien nicht gemacht hat, erwiderte Namir kühl, sollte sich das nicht in Ceuta bewerkstelligen lassen?«
    Da war gleich die Frage, auf die von beiden Seiten gewartet wurde, klar heraus. Namir erklärte in Folgendem Sarcany, daß nichts leichter wäre, als von Tetuan nach Ceuta, so oft als sie es für wünschenswerth erachten würde, zu gelangen. An zwanzig Meilen höchstens trennen diese beiden Städte, Tetuan liegt etwas weiter in das Land hinein als die Strafkolonie, südlich von der marokkanischen Küste. Da die Sträflinge meistens auf den Landstraßen arbeiten oder in der Stadt umhergehen können, so konnte es nicht sehr schwer fallen, mit Carpena in Verbindung zu kommen, der Namir ja kannte. Man könnte ihn glauben lassen, daß Sarcany sich für seine Flucht interessire, ihm etwas Geld zustecken oder irgend eine Beigabe zu der gewöhnlichen Kost des Häftlings. Und wenn selbst ein vergiftetes Stück Brod oder eine Frucht in Carpena’s Mund gelangte, wer hätte wohl um den Tod dieses Menschen besorgt sein sollen, oder seiner Ursache nachforschen wollen?
    Ein Schuft weniger im Präsidio; ein solcher Vorfall konnte den Gouverneur von Ceuta nicht im Geringsten beunruhigen. Sarcany aber hatte dann weder von dem Spanier etwas zu befürchten, noch von den Nachstellungen des Doctors Antekirtt, der interessirt war, seine Geheimnisse kennen zu lernen.
    Aus dieser Unterredung ging also Folgendes hervor: Während die Einen sich damit beschäftigten, die Entweichung Carpena’s vorzubereiten, wollten die Anderen versuchen, sie dadurch zu vereiteln, daß sie den Spanier schon vor der Zeit in die Strafkolonien einer anderen Welt sandten, aus denen es keine Wiederkehr gibt.
     

    Namir hatte jedes Manöver der Dampf-Yacht verfolgt. (S. 420.)
     
    Als Alles verabredet war, kehrten Sarcany und Namir in die Stadt zurück, wo sie sich trennten Am selben Abend noch reiste Sarcany nach Spanien ab, um mit Silas Toronthal zusammenzutreffen, während Namir am nächsten Tage sich über die Bai von Gibraltar setzen ließ, um sich in Algesiras auf dem Packetboot einzuschiffen, welches den regulären Dienst zwischen Europa und Afrika

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