Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mathias Sandorf

Mathias Sandorf

Titel: Mathias Sandorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
Reise an der Grenze der Regentschaft an.
    Zur Zeit, als unter großem Gelärm das Fest der Störche begangen werden sollte, waren Sarcany und Namir erst seit drei Tagen die Gäste des Moqaddem Sidi Hazam, dessen Behausung gleichzeitig Sarah Toronthal als Gefängniß diente.
    Diese von einem schlanken Thurm überragte Behausung macht mit ihren weißen, fensterlosen Mauern, die von einigen Schießscharten durchbrochen waren, mit ihren mit Zinnen versehenen Terrassen, mit ihrer schmalen und niedrigen Thür allerdings den Eindruck einer Art Festung. Diese vollkommene Zauiya lag außerhalb der Stadt, an dem Saume der Sandwüste und der Anpflanzungen der Mendschje, deren durch eine hohe Mauer beschützten Gärten auf die Domäne der Oase hinüberreichten.
    Das Innere zeigte die gewöhnliche Einrichtung der arabischen Baulichkeiten, nur hier in dreifacher Gestalt, das heißt man zählte anstatt eines drei Patios oder Höfe. Diese Patios umschloß ein Viereck von Säulengalerien und Arkaden, auf welche wiederum die zahlreichen, meist reich ausgestatteten Zimmer führten. Im Hintergrunde des zweiten Hofes fanden die Besucher oder Gäste des Moqaddem eine ungeheure »Skifa«, eine Art Vorhalle, in der schon oft Conferenzen unter dem Vorsitze des Sidi Hazam abgehalten worden waren.
    Dieses Haus wurde in natürlicher Weise von seinen hohen Mauern beschützt; es schloß außerdem aber auch ein zahlreiches Personal ein, welches im Falle eines Ueberfalles seitens der Nomaden oder selbst der tripolitanischen Behörden, deren Anstrengung darauf hinauslief, den Senusisten der Provinz wirksam die Hände zu binden, nachdrücklich über seine Sicherheit wachen konnte. Es befanden sich im Hause fünfzig Bundesbrüder, die sowohl zur Vertheidigung wie zum Angriff gleich gut gerüstet waren.
    Eine einzige Thür gewährte Einlaß in diese Zauiya; doch diese sehr dicke und unter ihren Schlössern höchst solide Thür war nicht leicht aufzudrücken, und wenn sie selbst aufgestoßen war, nicht leicht zu durchschreiten.
    Sarcany hatte also bei dem Moqaddem ein sehr sicheres Asyl gefunden. Dort hoffte er seine Unternehmung zu einem guten Ende führen zu können. Seine Heirat mit Sarah mußte ihm ein beträchtliches Vermögen einbringen und nöthigenfalls konnte er auf den Beistand der Brüderschaft rechnen, die direct an dem Gelingen seines Planes interessirt war.
    Die von Tetuan angelangten oder in den Vilajets aufgelesenen Senusisten hatten sich über die Oase von Mendsehje zerstreut, bereit, sich beim ersten Zeichen zusammenzufinden. Dieses Fest der Störche diente überaus der Sache der Senusisten, das war für die tripolitanische Polizei eine ausgemachte Sache. Dort auf der Ebene von Sung-Ettelateh sollten die Khuans von Nordafrika die Parole von den Muftis erhalten, um danach ihre Concentration auf der Cyrrhenäischen Halbinsel ins Werk zu setzen und dort unter der allmächtigen Oberhoheit eines Khalifen ein vollkommenes Piratenreich zu begründen.
    Die Umstände lagen so günstig als möglich, denn gerade in dem Vilajet von Bhen-Ghazi zählte die Brüderschaft bereits die meisten Parteigenossen.
    Am Tage des Festes der Störche in Tripolis spazierten Fremde inmitten der Menge auf der Ebene von Sung-Ettelateh umher.
    Diese Fremden in ihrer arabischen Tracht hätte Niemand für Europäer gehalten. Der Aelteste von den Dreien trug die seinige mit einer so vollkommenen Unbefangenheit, wie sie nur lange Uebung hervorbringen kann.
    Es war Doctor Antekirtt, ihn begleiteten Peter Bathory und Luigi Ferrato. Pointe Pescade und Kap Matifu waren in der Stadt zurückgeblieben, woselbst sie gewisse Vorbereitungen zu treffen hatten; sie wollten jedenfalls erst in dem Augenblick auf dem Schauplatze erscheinen, in welchem ihre Arbeit begann.
    Erst vierundzwanzig Stunden früher war am Nachmittage der »Electric 2« im Schutze der Klippen vor Anker gegangen, welche für den Hafen von Tripolis eine Art natürlichen Dammes bilden.
    Die Ueberfahrt war auch diesmal wieder eine äußerst schnelle gewesen. Nur drei Stunden Aufenthalt in Philippeville, auf der kleinen Rhede von Filfila, sonst nichts – damit war genügend Zeit zur Beschaffung der arabischen Kostüme gewonnen worden. Dann war der »Electric« unverzüglich wieder abgefahren, ohne daß seine Anwesenheit im Numidischen Golfe signalisirt worden wäre.
    Als der Doctor und seine Gefährten – nicht auf den Quais von Tripoli, sondern an den Klippen außerhalb des Hafens – gelandet, waren es nicht

Weitere Kostenlose Bücher