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Mathias Sandorf

Mathias Sandorf

Titel: Mathias Sandorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Holzstufen kaum zu berühren brauchte, die vielleicht unter seinen Tritten geknarrt hätten. Unten angelangt, sah er wiederum eine geschlossene Thür vor sich, doch diese brauchte er nur aufzustoßen, damit sie sich öffnete.
    Diese Thür führte auf eine Colonnadenreihe, welche nur den ersten Patio einschloß; in ihr mündeten eine Anzahl Zimmer. Nach der auf der Treppe herrschenden vollständigen Dunkelheit erschien diese Umgebung in einem doppelt so hellen Lichte. Im Uebrigen zeigte sich im Innern weder ein Licht noch hörte man irgend etwas.
    In der Mitte des Patio befand sich ein rundes Springbrunnenbassin, umgeben von großen Blumenkübeln, aus denen die verschiedenartigsten Staudengewächse. Pfeffersträucher, Palmen, Rosenlorbeer, Cactusse sproßten, deren dichtes Grün einen Wald um den Rand des Bassins zu bilden schien.
     

    Pointe Pescade kroch die Brustwehr entlang… (S. 526.)
     
    Pointe Pescade schlich mit den Tritten eines Wolfes durch die Galerie, indem er vor jedem Zimmer stehen blieb. Sie schienen unbewohnt zu sein. Doch nicht alle, denn hinter der Thür des letzten ließ sich ein Gemurmel menschlicher Stimmen vernehmen.
    Pointe Pescade wich zunächst zurück. Es war Sarcany’s Stimme – dieselbe, die er in Ragusa mehrfach vernommen hatte; obwohl er sein Ohr an die Thür legte, konnte er doch nichts von dem, was dort im Zimmer verhandelt wurde, hören.
     

    Es war der Moqaddem selbst, der mit Sarcany sprach. (S. 530.)
     
    Jetzt ließ sich ein stärkeres Geräusch vernehmen. Blitzschnell eilte Pointe Pescade zurück und duckte hinter einem der großen, um das Bassin vertheilten Blumenkübel nieder.
    Sarcany öffnete soeben die Thür des betreffenden Zimmers. Ein hochgewachsener Araber begleitete ihn. Beide setzten ihre Unterhaltung auf ihrem Spaziergange in der Galerie des Patio fort.
    Unglücklicherweise konnte Pointe Pescade nicht verstehen, wovon sich Sarcany und sein Begleiter unterhielten, denn sie bedienten sich der arabischen Sprache, deren er nicht mächtig war. Zwei Worte jedoch schlugen an sein Ohr, die er verstand: der Name Sidi Hazam’s – es war in der That der Moqaddem selbst, der mit Sarcany plauderte – und derjenige Antekirtta’s, der mehrfach in der Unterhaltung wiederkehrte.
    »Das ist zum Mindesten befremdlich, sagte sich Pointe Pescade. Warum sprechen sie von Antekirtta?… Sollten Sidi Hazam, Sarcany und alle Piraten von Tripolis wirklich eine Expedition gegen unsere Insel unternehmen wollen? Tausend Teufel! Muß man auch gerade nichts von der Sprache verstehen, welche die beiden Schufte dort reden!«
    Pointe Pescade gab sich Mühe, noch ein anderes verdächtiges Wort aufzufangen, während er sich ganz in die Pflanzen verkroch, als Sarcany und Sidi Hazam sich dem Bassin näherten. Die Nacht war so dunkel, daß sie ihn nicht sehen konnten.
    »Wenn Sarcany noch allein in diesem Hofe gewesen wäre, sprach er weiter zu sich, dann hätte ich ihm an die Gurgel springen und ihn unschädlich machen können. Damit wäre aber Sarah Sandorf allerdings nicht geholfen gewesen und ihretwegen habe ich eigentlich den waghalsigen Sprung unternommen… Geduld… Sarcany kommt später an die Reihe.«
    Die Unterhaltung Sidi Hazam’s mit Sarcany dauerte vielleicht zwanzig Minuten. Der Name Sarah’s wurde wiederholt ausgesprochen und zwar stets mit dem Zusatze eines arabischen Wortes, welches, wie er gehört, die Bedeutung »verlobt« hat. Der Moqaddem kannte ersichtlich Sarcany’s Pläne und lieh diesem hilfreiche Hand.
    Dann zogen sich beide Männer durch eine der Eckthüren des Patio zurück, welche diese Galerie mit den anderen Flügeln in Verbindung setzte.
    Sobald sie verschwunden waren, glitt auch Pointe Pescade diese Galerie entlang und blieb vor derselben Thür stehen. Er stieß sie auf und befand sich vor einem schmalen Gange, welchem er folgte, indem er sich an der Mauer entlang tastete. An seinem Ende breitete sich eine doppelte Arkade aus; sie wurde von einer Centralsäule getragen, die den Eingang zum Hofe vermittelte.
    Helles Licht strahlte aus den Oeffnungen der Skifa, die auf den Patio hinausführten und spiegelte seine Reflexe auf dem Boden wider. Es wäre nicht gerathen gewesen, sie jetzt zu überschreiten. Ein Gemurmel zahlreicher Stimmen wurde hinter der geschlossenen Thür dieses Saales vernehmbar.
    Pointe Pescade zögerte einen Augenblick. Was er suchte, war das Zimmer, in welchem Sarah gefangen gehalten wurde; er konnte kaum noch darauf zählen, daß es der Zufall

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