Mathilda, Mathilda! - Drei wie Wind und Wirbel (German Edition)
meine Süße, ist alles in Ordnung?«
»Ich bin k.o.«, ächzte ich, »zum Glück haben Mats von gegenüber und vier Freunde von Philippa mitgeholfen, den ganzen Sand zu verteilen. Morgen werde ich den schlimmsten Muskelkater meines Lebens haben.«
»Aber du siehst braun aus wie nach einem Strandurlaub!« Meine Mutter lächelte mich an. »Geh mal schön warm duschen, das hilft gegen den Muskelkater.«
Und das tat es wirklich. Abends sprach ich lange mit Papa auf Skype. Er freute sich, dass ich in Krähwinkel schon zwei so nette Freundinnen gefunden habe, beneidete uns um die Beachparty und sagte, das Landleben sei ja voller Überraschungen. Dann drehte ich mich mit dem Laptop langsam in meinem Zimmer, so dass er alles durch die Webcam sehen konnte. Papa sagte, das Zimmer sei genial und so eines hätte er früher auch gerne gehabt. Aber irgendwie sah er an diesem Abend anders aus. Gestresster als sonst. Erwähnt hat er jedoch nichts.
Als ich ins Bett ging, war dieses seltsame flattrige Gefühl in meinem Bauch längst verschwunden. Müde sah ich mich um. Wo steckte Kralle? Er war nirgendwo zu sehen. Weder auf meinem Bett noch unter meinem Bett, er lag nicht auf meinem Sitzkissen und saß auf keiner der beiden Fensterbänke. Auf einmal hatte ich so ein ängstliches Gefühl, dass ich kaum atmen konnte. War Kralle vielleicht nach draußen entwischt? Ich wollte schon nach unten laufen und Mama alarmieren. Aber da hörte ich ein Geräusch aus dem Einbauschrank.
»Kralle«, rief ich, »bist du da drin?«
Die Antwort war ein energisches Maunzen. Ich riss die Schranktür auf und mit hocherhobenem Schwanz spazierte Kralle aus dem Schrank. Er rieb seinen Kopf an meiner Hand, so als wollte er sagen: »Du bist nett, aber der Service muss noch besser werden.«
Ich drückte den Kater an mich, rieb meine Nase in seinem Fell und murmelte: »Ich verstehe ja, dass es dir hier drinnen langweilig wird. Aber Kralle, mach so etwas nicht noch einmal. «
Mit Kralle auf dem Arm ging ich zum Fenster, das zur Straße rausgeht. »Siehst du, bald kannst du auch da draußen rumlaufen. Du glaubst gar nicht, wie schön es da ist…«
Ich stockte.
Im Giebel gegenüber stand Mats an seinem Fenster und er sah mich ganz genau. Auf einmal war es wieder da, dieses seltsame, flattrige Gefühl im Bauch. Vielleicht lag es auch daran, dass Mats immer noch kein T-Shirt trug und so sportlich wirkte? Oder daran, dass er ziemlich braun geworden ist und echt gut aussah? Ich stand da wie angewurzelt, mit Kralle auf dem Arm. Und – Mist! – mit dem Kopf voller Locken.
Mats hob die Hand.
Darauf hätte ich ja auch kommen können. Klar, warum sollte ich ihn nicht grüßen? Ich hielt Kralle mit einer Hand an mich gedrückt und hob die freie Hand.
Mats nahm etwas von seinem Schreibtisch auf und hielt es hoch. Es war ein Spiralblock. Ich verstand, er wollte mir eine Botschaft aufschreiben. Aber was wollte er schreiben?
Er nahm einen Filzmarker, schrieb etwas auf und hielt dann den Block hoch. Dort stand nur ein ›A‹ und es füllte das ganze Blatt aus.
Ich nickte. In dieser Größe konnte ich es auf der anderen Straßenseite gut lesen.
Mats schlug das erste Blatt um und schrieb den nächsten Buchstaben und so weiter, bis er schließlich »Alles okay?« gefragt hatte.
Ich nickte und wollte ihm noch so vieles sagen. Dass es total nett war, dass er heute in der Hitze auf dem Reitplatz mitgeholfen hatte, dass die Arbeitshandschuhe mich wirklich gerettet hatten und … Stopp, in meinem Zimmer gab noch es kein Papier! Die ganzen Schulsachen hatte ich noch nicht ausgepackt. Wie sollte ich ihm jetzt antworten?
Dann fiel mein Blick auf die Taschenlampe, die immer neben meinem Bett lag. Ich setzte Kralle ab, holte die Taschenlampe und lief damit zum Fenster.
Es war einer dieser langen Sommerabende und noch nicht ganz dunkel, aber trotzdem sah man die Lichtblitze.
Mats lehnte am Fenster und sah mich an. Er nickte, malte aber zugleich ein Fragezeichen auf den Block.
Ich zuckte die Schultern. Da gab es doch diese Lichtzeichen. Wie hießen die noch? Es fiel mir nicht ein. Ich überlegte. Dann kam mir eine ganz andere Idee. Ich nahm mein Handy vom Tisch und deutete darauf.
Mats lachte, hielt seines hoch und schrieb dann Zahl um Zahl auf den Block.
Und ich tippte Zahl um Zahl in mein Handy. Bevor ich es mir anders überlegen konnte, drückte ich auf ›Wählen‹. Ich sah, wie Mats auf seinem Handy die Annahmetaste drückte. Dann hörte ich ihn.
»Da bin ich«,
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