Mathilda, Mathilda! - Drei wie Wind und Wirbel (German Edition)
Mathilda.«
Während ich über die Straße zum Krone-Hof lief, hörte ich plötzlich einen schweren Motor hinter mir. Schnell drehte ich mich um. Über die einzige Straße des Dorfes fuhr ein riesiger roter Laster, die Ladefläche voll beladen mit schneeweißem Sand. Es gab keinen Zweifel, wo der hinwollte.
Philippa stand schon auf der Straße und winkte den Laster in die Hofeinfahrt und bis zum Reitplatz ein. Wahrscheinlich gab es nichts, was sie nicht konnte.
Der Motor jaulte auf, als der Laster langsam rückwärts auf den Reitplatz fuhr. Dann ging das hintere Ende der Ladefläche in die Höhe und er fuhr langsam vorwärts, so dass der Sand nach und nach in der Mitte des Reitplatzes abgekippt wurde.
Ich stand da und mir fehlten einfach die Worte. Denn vor mir lag nun eine schneeweiße Sanddüne, bestimmt 20 Meter lang. Ich blickte auf die Blasen in meinen Handflächen und konnte mir nicht vorstellen, wie wir zu zweit daraus einen Strand schaufeln sollten. Nie schien mir die Beachparty ferner als in diesem Moment.
Ganz anders ging es Philippa. »So, jetzt können wir loslegen«, sagte sie voller Energie und strahlte mich an. »Mathilda, hast du deinen Bikini an? Das Wetter soll heute wieder supersonnig werden. Dann werden wir schön braun.«
Ich nickte schwach. Die Bikinis schienen mir im Moment das kleinste Problem zu sein. Und rein flächenmäßig betrachtet, waren sie das ja auch. »Philippa, ich weiß nicht, wie wir das schaffen sollen. Linn hat einen Bänderriss und muss ihren Fuß hochhalten«, fing ich an. »Aber ich hatte die Idee, dass wir sie in einer Schubkarre abholen könnten. Dann ist sie wenigstens dabei, wenn…« Weiter kam ich nicht, denn diese Sanddüne war einfach mehr, als wir zwei schaffen konnten.
»Die arme Linn! Ich dachte mir schon, dass es etwas Ernstes ist.« Philippa sah nachdenklich aus. »Wir sollten ihr noch ein Kissen in die Schubkarre legen, damit sie es etwas bequemer hat. Kannst du sie abholen?«
Ich nickte. »Alles klar, Philippa«, sagte ich, und dann musste ich mich räuspern. »Nein, nicht so ganz klar. Ich meine, wie sollen wir nur den ganzen Sand verteilen? Das sind ja Berge.«
»Nun, das erste grobe Verteilen mache ich mit dem Fendt.« Philippa deutete auf einen grünen Trecker, der vorne etwas wie eine Baggerschaufel dranhatte. »Zum Glattziehen des Sandes hänge ich anschließend die Egge an, aber für den Rest…« Sie sprach nicht weiter und drehte gedankenverloren eine Haarsträhne um den Finger. »Für den Rest brauchen wir wirklich noch Hilfe.«
Ja, da hatte ich zumindest nicht ganz falschgelegen. Leider fiel mir nur niemand ein, der uns helfen könnte. Hannah war auf Mallorca. Meine anderen Freundinnen aus Köln konnte ich mir nicht wirklich mit Schaufeln im Sand vorstellen. Mama hätte uns bestimmt etwas mitgeholfen, aber sie saß zwischen lauter Papierstapeln. Das bedeutete immer nur eines: Sie musste in Kürze eine Übersetzung abgeben.
Ratlos sah ich Philippa an: »Ich weiß wirklich niemanden, der uns helfen könnte. Und das tut mir so leid. Wenn ich nicht von dieser Beachparty angefangen hätte, dann…«
»Nix da«, fiel mir Philippa ins Wort. »Die Beachparty ist eine geniale Idee. Das gab’s hier noch nie und das wird der Knaller. Lass mich mal eben überlegen, wer uns helfen kann. Meine Eltern brauche ich nicht zu fragen, die stecken mitten in der Ernte. Hm…« Wieder drehte Philippa eine Haarsträhne um den Finger. Sie ging auf und ab. Dann rief sie: »Dass ich nicht gleich an Hannes gedacht habe. Ich rufe ihn sofort an. Der kommt bestimmt und kann noch ein paar Freunde von der Landjugend mitbringen. Hol du schon mal Linn ab!«
Hilfe naht!
G egen Mittag hatte Philippa mit dem Trecker schon den größten Teil der Sanddüne auf dem Reitplatz verteilt. In der Sonne leuchtete der Platz nun so strahlend hell, dass man blinzeln musste.
Linn und ich saßen unter dem Baum im Schatten, als vier Jungen auftauchten. Sie trugen Arbeitshosen und T-Shirts, einer von ihnen hatte dunkelblonde Haare und Sommersprossen. Das musste bestimmt Hannes sein.
»Super, dass du kommst, Hannes«, rief ihm Linn aus ihrer Schubkarre zu. »Das hier ist unsere Freundin Mathilda.« Sie hatte mich Freundin genannt. Zum ersten Mal! Das war mit das Beste an diesem Tag.
»Hi«, sagte Hannes knapp und blickte gleich wieder auf den Reitplatz. »Seht euch das an, Philippa fährt mit dem Trecker so wie andere mit dem Bobbycar.«
Ich glaube, dieser Hannes ist ziemlich stolz
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