Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mathilda, Mathilda! - Drei wie Wind und Wirbel (German Edition)

Mathilda, Mathilda! - Drei wie Wind und Wirbel (German Edition)

Titel: Mathilda, Mathilda! - Drei wie Wind und Wirbel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Langen
Vom Netzwerk:
Beschreibung von Kralle. Und mit unserer Telefonnummer zum Abreißen. Mathilda, fang gleich mit dem Text an. Ich sehe mal nach Friederike.«
    Verheult sackte ich auf Mamas Bürostuhl und tippte: KATER VERMISST. Schon bei dieser ersten Zeile kamen mir sofort wieder die Tränen. Doch dann beschrieb ich Kralle, sein wuscheliges graues Fell, den kleinen rosa Fleck auf seiner Nase, und fügte hinzu, dass er sich auf dem Land gar nicht auskannte.
    Ich bemerkte nicht, dass Mama zurückkam. Sie legte ihren Arm um meine Schultern: »Das ist eine großartige Beschreibung, Mathilda. Damit finden wir ihn garantiert.« Sie fügte noch ein Foto von Kralle ein und ließ die Suchanzeige zehnmal farbig ausdrucken. Sonst druckt Mama nie farbig, weil es so teuer ist. Da wusste ich, wie ernst es um Kralle steht.
    Wir gingen bis ans Ende des Dorfes, wo hinter dem Wäldchen der Bauernhof von Jupp liegt. Dort hängten wir den ersten ›Kater-vermisst‹-Zettel auf. Aus dem Haus gegenüber kam ein großer Mann mit wuscheligen grauen Haaren heraus. Meine Mutter stellte sich vor, berichtete, dass unser Kater verschwunden sei, und gab ihm einen der Zettel. Ich sprach mit Philippa und wir schauten in ihrer Scheune nach. Aber auch dort war Kralle nicht. Überall im Dorf hängten wir die Zettel auf. Auch bei den Quentins, aber die waren nicht da. Ihr blauer Bus stand nicht vor dem Haus.
    Als wir letzte Woche nach Krähwinkel gezogen waren, war mir das Dorf mit den wenigen Häusern winzig vorgekommen. Das weiß ich noch genau. Jetzt erschien es mir riesig und mit unendlich vielen Schlupfwinkeln, in denen ein Kater sitzen kann.
    Der restliche Sonntag war viel zu still. Schließlich sagte meine Mutter: »Komm, Mathilda, jetzt bringen wir endlich mal die Rollos an deinen Fenstern an. Dann bist du oben in deinem Reich ganz ungestört.« Doch abgesehen von der Angst um Kralle, störte mich etwas ganz anderes. Der blaue Bus von den Quentins war nicht da. Und ich hätte so gerne mit Linn gesprochen. Oder mit Mats.

Etwa ein Ständchen?!?

    A uch unser Abendessen war furchtbar still, und ich war froh, als ich in mein Zimmer verschwinden konnte. Ich zog die beiden Rollos runter, nahm zum ersten Mal, seit wir hier wohnten, meine Gitarre heraus und fing an zu spielen. Das ging ganz gut, zumindest in meinen Fingern hatte ich keinen Muskelkater. Erst spielte ich meine Lieblingsstücke, dann alle, die ich in der Musikschule gelernt hatte. Das Gitarrespielen lenkte richtig gut ab. Schließlich fing ich wieder mit meinen Lieblingsstücken von vorne an.
    Aber dann horchte ich auf. Ich spielte nicht mehr allein. Durchs gekippte Fenster hörte ich von der anderen Straßenseite ein Saxophon – und das spielte genau mein Stück mit. Ich hörte auf zu spielen – das Saxophon verstummte. Dann fing ich wieder an, mein Stück auf der Gitarre zu spielen, und das Saxophon folgte. Zu zweit klang es wirklich ganz gut. Und ich dachte überhaupt nicht darüber nach, wer da wo spielte.
    Erst am Ende des Stücks legte ich meine Gitarre zur Seite und stand muskelkatergezwickt auf. Das konnte nur Mats gewesen sein! Vorsichtig warf ich durch einen Spalt des Rollos einen Blick auf den Giebel gegenüber.
    Ich erstarrte. Genau gegenüber stand Mats mit seinem Saxophon. Er blätterte in einem Notenheft, dann spielte er ein Stück, das ich nicht kannte. Es klang ein bisschen traurig, aber auch wunderschön. Sollte das etwa ein Ständchen sein? Meine Ohren glühten. Auf einmal war da wieder dieses flattrige Gefühl im Bauch. Noch nie hatte ich gehört, dass ein Junge einem Mädchen ein Ständchen gebracht hatte.
    Doch dann atmete ich auf. Logisch betrachtet konnte Mats in seinem Zimmer genauso Saxophon spielen wie ich Gitarre in meinem. Ich hatte eben ja auch nur für mich gespielt. Natürlich war es kein Ständchen. Darüber war ich doch sehr erleichtert und tauchte so lange in der Badewanne ab, bis Friederike protestierte. Mit schrumpeligen Händen und in ein Handtuch gehüllt, kam ich in mein Zimmer zurück. Ich hatte schon meinen Schlafanzug angezogen, aber dann fiel mir zum Glück etwas ein. Wie blöd würde ich im Schlafanzug aussehen, falls Mats und ich heute Abend noch einmal von Fenster zu Fenster quatschen würden? Also zog ich extra wieder meinen Lieblingsrock und das Top an. Ich fröstelte, besonders warm war das nicht. Aber es sah gut aus.
    Doch auf einmal kamen mir Zweifel. Wollte Mats heute Abend überhaupt noch einmal mit mir quatschen? Wie würde es aussehen, wenn ich

Weitere Kostenlose Bücher