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Matilda - das Mädchen aus dem Haus ohne Fenster

Matilda - das Mädchen aus dem Haus ohne Fenster

Titel: Matilda - das Mädchen aus dem Haus ohne Fenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann-Kathrin Kramer
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bestimmt verhört. Zu so was gehen meine Eltern sicher nicht. Außerdem gehört zu einem Konzert der Mozart. Den kenn ich von den Schokoladenkugeln. Jetzt sind wir allein, mein Bruder und ich. Nur Mamas wunderbarer Duft schwebt noch durchs Kinderzimmer. Ich sage mal, wie es ist: Duft kann man ja sehen!
    Wenn’s nach warmen Brötchen riecht, dann sehe ich Frau Cronenstadt. Das ist unsere Bäckerin, und die steht dann hinter ihrer Ladentheke.
    Wenn’s nach feuchter Erde riecht, dann sehe ich die Bine. Mit Kopftuch und Lackschuhen. Ihre Eltern haben ja diese riesengroße Gärtnerei. Da wächst alles. Das ganze Jahr über. Sogar Rosenkohl. (Ob man aus Rosenkohl wohl auch ein Parfüm machen kann? Muss ich mal ausprobieren.)
    Na ja, und wenn’s zum Beispiel nach Pups riecht, dann sehe ich … meine Omi Elli. Also nicht, dass du jetzt denkst, meine Omi würde pupsen. Niemals! Die hat noch nie im Leben so was gemacht. Omi Elli doch nicht. Nein. Aber sie wohnt auf dem Land. Deshalb. Und wenn der Bauer Gittep die Gülle aufs Feld bringt, dann riecht das gar nicht gut. Wirklich überhaupt nicht gut!
    Ich horche in die Stille hinein. Mein Bruder ist schon eingeschlafen und schnarcht ein bisschen. Das hat der Papa ihm vererbt. Ein wenig müde bin ich auch schon. Ich kuschle mich an meine »Matilda«. Die pupst auch nicht. Omi Elli hat mir die Puppe selbst genäht und zum Geburtstag geschenkt. Sie hat gesagt, sie sei mein »Alter Ego«. Aber alt hat sie gar nicht ausgesehen. Mehr so wie ich. Und »Ego« fand ich einenblöden Namen für meine Puppe. Ich habe sie Matilda getauft. Das ist ein schönerer Name als Ego. Vielleicht bin ich aber auch schon alt und unser Spiegel ist nur kaputt? Stell dir das mal vor, das wäre ja was …
    Jedenfalls liege ich jetzt mit meiner Matilda im Bett und versuche mit aller Kraft, wach zu bleiben. Schließlich ist Wochenende, und Papa hat mal gesagt, am Wochenende kann man endlich ausschlafen und abends so lange aufbleiben, wie man will. Außerdem sind wir Kinder allein zu Hause. Da kann man doch nicht einfach schlafen. Ich rufe noch einmal zu meinem Bruder hinüber, aber dieser Eierkuchen liegt dickbramsig in seinem Bett und schnarcht und schnarcht. Na toll! Ich sehe ein, dass hier heute Abend nix mehr zu erleben ist, und schlafe schließlich auch ein.
    Schlafen ist etwas Wunderbares! In dieser Nacht besuche ich zum Beispiel ein Konzert. Nichts mit Mozart, ein Zigeunerkonzert. Alle Musikanten rauchen und trinken, sie stampfen wild mit den Füßen auf und wiegen sich zu ihrer Geigenmusik. Ich bin die Königin von Dänemark und in meiner Einkaufstüte sind Unmengen von Lakritzbonbons.
    Als es draußen hell wird und die Vögel zwitschern, wache ich auf. Vielleicht werde ich aber gar nicht wach, weil es hell wird und die Vögel ihr Sonntagskonzert geben, sondern weil das Geschnarche von meinem Bruder inzwischen so doll geworden ist, dass es die Sau graust. Wenn das noch lauter wird, brauche ich wirklich bald ein eigenes Zimmer. Keine Frage. Dieses Getöse ist nicht mehr zu ertragen!
    Ich richte mich auf, um loszuschimpfen, da sehe ich etwas.Also, das kann ich einfach nicht glauben. Das muss so eine Art Fata Morgana sein. Ein Trugbild, eine Vision oder so. Jedenfalls irgendwas, das verschwindet, wenn man sich doll in den Arm kneift.

    Um mein Bett herum liegen ganz viele schnarchende Zigeuner mit ihren Instrumentenkoffern. Sie liegen auf Luftmatratzen, im Sessel und sogar auf dem blanken Boden. Einer hat es sich in meiner Hängematte bequem gemacht. Ohne zu fragen. Das ist streng verboten! Das darf nicht einmal Papa. Es sei denn, ich mache eine Ausnahme. Dies ist aber keine Ausnahme. Dies ist ein Ausnahmezustand! Die Zigeuner haben schwarze Haare und Bärte und auch Schnurrbärte. Und die Schnurrbärte, die zittern ganz doll, wenn sie schnarchen.
    Ich bin sprachlos. Das kann doch nicht wahr sein. Ich denke noch mal kurz nach, und jetzt weiß ich es bestimmt, das ist noch mein Traum. Ganz klar.
    Ich will jetzt aber nicht mehr träumen. Ich will jetzt wieder wach werden. Dieser Kerl da in meiner Hängematte macht mich ganz verrückt.
    Ich zwicke mich in den Arm. Aber nichts passiert, die Zigeuner schnarchen einfach weiter. Kein Traum?! Ich zwicke mich wieder. Diesmal noch fester. Das gibt sicher einen riesengroßen blauen Fleck. Es ändert aber leider nichts daran, dass in diesem Kinderzimmer Zigeuner schnarchen!
    Was jetzt?
    Vorsichtig klettere ich aus meinem Bett. Ich kontrolliere das Bett meines

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