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Matilda - das Mädchen aus dem Haus ohne Fenster

Matilda - das Mädchen aus dem Haus ohne Fenster

Titel: Matilda - das Mädchen aus dem Haus ohne Fenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann-Kathrin Kramer
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Abendbrot wieder auf meinem Teller und starrtmich an. Dann schon leicht eingetrocknet, aber Papa wird sagen: »Ist doch noch gut.«
    Und wenn ich es jetzt aufesse, dann muss ich brechen. Da bin ich mir inzwischen sicher.
    In den Müll werfen geht auch nicht. Das wird Mama merken. Wohin also mit der Stulle?
    Eine verzwickte Situation.
    Die große Wanduhr tickt, die späte Nachmittagssonne scheint in die Küche herein, und kleine Staubflusen tanzen in ihrem Lichtkegel über den Tisch. Mit jeder Minute wandert der Sonnenstrahl weiter – während ich noch darüber nachdenke, ob die Flusen wohl auch da sind, wo kein Licht ist, oder ob sie es wohl suchen (gibt es so eine Art geheimen Treffpunkt für Flusen?). Während ich darüber nachdenke, fällt mein Blick auf die Fußleiste.
    Ein kleiner Ritz tut sich da auf. Nicht mehr als ein Fingerbreit. Gerade breit genug für …
    Um besser zielen zu können, setze ich das Brot etwas weiter oben an. Die Marmeladenseite auf die Wand, denn das ist diskreter und flutscht auch viel besser. Gut, dass Papa am Wochenende die Küche neu angestrichen hat. Ich bilde mir ein, so gleitet mein Brot noch flotter die Wand entlang.
    Langsam schiebe ich das Brot Richtung Fußleiste und stelle mit Befriedigung fest, dass es recht gut passt.
    Während ich die geniale Lösung meines Problems betrachte, höre ich Mama die Treppe herunterkommen. Schon denke ich darüber nach, was ich jetzt verlangen könnte – Pizza, Ananas, Nutella –, da stört ein lauter Schrei meine Überlegungen.
    Mama steht in der Tür und ist außer sich! Ich habe keine Chance herauszufinden, warum. Sie greift mich bei den Ohren und zerrt mich zur Kellertür.
    »Da kannst du darüber nachdenken, was du getan hast!«
    Und rums! Die Kellertür schließt sich hinter mir.
    Hier gibt es keine Nachmittagssonne. Hier ist alles dunkel, und wahrscheinlich gibt es in Kellern überhaupt keine Flusen. Deshalb muss in Kellern wohl auch niemals sauber gemacht werden. Sonnenklar, aber – hat Mama mich wirklich darum in den Keller gesperrt, damit ich darüber nachdenke?
    Nun, man muss ja auch nicht immer alles verstehen …
    Ein Gutes hat die Sache aber ohne Zweifel. Im Keller, da liegen die Vorräte. Da ich ohnehin nicht weiß, worüber ich nachzudenken habe, kann ich auch einfach tun, was ich tun muss! Nämlich essen. Und das mache ich. Ich esse alles, wonach mir ist.
    Du musst wissen, dass auch die große Kühltruhe im Keller steht, und darin befindet sich – ich erwähnte es ja schon – Omis Holunderbeereis!

Barfuß oder Lackschuh
    Unter unserer Treppe ist so ein prima Verschlag. Dort lagert alles, was man nur einmal im Jahr braucht. Weihnachtskugeln, Ostereier, das Gemälde von Onkel Gerd, der Staubsauger und – im Moment: ich.
    Nicht dass das hier mein absoluter Lieblingsplatz ist, aber draußen regnet es. Das ist normalerweise ganz egal, aber heute ist es eben ganz und gar nicht egal. Es ist nämlich so: Mein allergrößter Traum ist endlich wahr geworden. Und das ist auch der Grund, warum ich heute nicht draußen im Regen herumlaufen kann: Ich habe endlich schwarze Lackschuhe!!
    Ich sitze selig in meinem Versteck, und im ganzen Haus herrscht ein Mordslärm. Alle schreien wild durcheinander, und eins ist klar: Die suchen mich. Aber ich bin ja nicht blöde. Die wollen mich sicher nur wieder beim Spielen stören. Also mache ich keinen Mucks. Den Tisch kann ruhig auch mal jemand anderes abräumen und »Zimmer aufräumen« ist erst wieder Freitag dran. Glaub ich jedenfalls. Na ja, ist auch egal. Man muss Prioritäten setzen.
    Das sagt Papa auch immer, wenn Mama nach ihm ruft und er lieber Fußball gucken will. Und ich will Füße gucken!
    »Matildaaaa, komm jetzt auf der Stelle her! Auf der Stelle!«, dröhnt es in mein Kabuff hinein. Mamas Stimme klingtkomisch heute. So schrill. Als hätte ich was Schlimmes gemacht. Hmm, komisch.
    Aber jetzt mal wieder zu den Lackschuhen, das war jetzt auch wirklich Zeit. Die Bine hat schon so … zwanzig Jahre welche. Und sie hat mir nie erlaubt, die mal anzuziehen. Genau wie ihre Zahnspange. Da war sie auch so hundsgemein. Dabei wollte ich die Spange nur ein Mal in den Mund nehmen. Hab ich auch nicht gedurft. Und so was ist nun meine beste Freundin!
    Jetzt ist das alles Gott sei Dank egal. Jetzt habe ich ja selbst Lackschuhe. Und zwar die schönsten. Schwarz mussten sie sein. Lackschuh = schwarz. Das ist so ein Gesetz.
    Nur dass die Farbe so lange braucht, bis sie trocken ist, das habe ich nicht

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