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Matterhorn

Matterhorn

Titel: Matterhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Marlantes
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eine Zone vorbereitet. Over.«
    »Bis Mittag? Wie wollt ihr es dann morgen bis zum Kontrollpunkt Alpha schaffen?«
    »Sorgen Sie für den Scheißvogel«, sagte Fitch mit zusammengebissenen Zähnen. »Bravo Six out.«
    Kurzes Schweigen, dann rauschte das Funkgerät erneut. »Seien Sie nicht sauer, Bravo Six. Ich hab bloß versucht, Ihnen zu sagen, wie es aussieht, das ist alles. Over.«
    Fitch starrte in die Dunkelheit, hielt den Apparat vom Mund weg. Nach längerem Warten rauschte das Funkgerät erneut.
    »Okay, Bravo Six. Ich sehe zu, was ich tun kann. Nicht nötig, sauer zu werden. Big John out.«
    Am nächsten Morgen zogen sie Strohhalme, um festzulegen, wer genügend Dschungel roden würde, um eine Landezone zu schaffen. Mellas verlor. Noch immer zitternd vor Nässe und Kälte, ging er niedergeschlagen zurück, um es dem Zug beizubringen. Kendall und Goodwin gingen zurück, um Spähtrupps vorzubereiten.
    Der einzig denkbare Ort für eine LZ war eine kleine ebene Stelle etwas unterhalb der Bergkuppe. Sie war allerdings von einer kompakten Masse aus verfilztem Bambus und Elefantengras bestanden. Mellas verspürte körperliche Übelkeit. Sein kleines K-Bar-Messer und sein stumpfer Spaten kamen ihm angesichts dieser dicht verklumpten Vegetation nutzlos vor. Er schaute auf seine Hände, spürte die Wunden der Dschungelfäule. Er sah Jackson an, wusste, dass er Jackson befehlen konnte, mit dem Roden anzufangen, während er selbst zu Bass zurückging und sich mit ihm vor das eine Funkgerät setzte, das sie sich inzwischen teilten. Um Saft zu sparen, hatte er befohlen, das andere abzuschalten. Er wusste allerdings auch, dass er niemals den Respekt dieser Jungs gewinnen würde, wenn er sie jetzt allein ließ. Trotzdem war ihm schleierhaft, was er angesichts dieser undurchdringlichen grünen Wand tun sollte. Er spürte, wie Jackson neben ihm die Wut packte. Mellas stand einfach nur mit starrem Blick vor der unmöglichen Aufgabe. Sein Verstand wollte sich nicht konzentrieren. Den Dschungel roden – ohne Werkzeug und ohne Proviant. Er machte die Augen zu.
    Dann hörte er Jackson brüllen.
    »Elende, verfluchte Scheiße!« Knurrend schoss Jackson an ihm vorbei. Mellas sah ihm dümmlich nach, überzeugt, dass Jackson durchgedreht war. Wie ein Football-Spieler, der einen Cross-Body-Block stellt, warf sich Jackson in die Mauer aus Bambus und Gras. Die Masse gab leicht nach. Jackson rannte zur Gruppe zurück, stieß einen Schrei aus und stürzte sich erneut auf die wirre Masse. Sie bog sich. Er trat zurück und sprang unter Flüchen mit den Füßen voran hinein. Einen triumphierenden Sprechgesang brüllend, begann er auf der Stelle zu springen. Der Bambus brach. Das Gras sank um und fiel. Broyer, der mit den Armen seine Brille schützte, stieß einen Schrei aus und rannte Kopf voran auf die von Jackson gemachte Vertiefung zu.
    Mellas brauchte nur eine Sekunde, um sich bewusst zu werden, dass er soeben seine erste Lektion in echter Führungskunst erhalten hatte. Dann stürmte er Kopf voran los wie bei einem Off-Tackle-Angriff. Sein Kopf drang mühelos in die Vegetationsmasse ein, seine Schultern wurden jedoch schnell abgebremst. Ihm folgten Tilghman, der M 79 -Mann, dann Parker und Cortell. Mellas rannte zurück, drehte sich um, knurrte und machte es noch einmal. Von der Begeisterung für das Spiel angesteckt, warfen sich die Gruppen von Jacobs und Connolly ebenfalls krachend in das Gras. Vancouver hob Connolly sogar hoch und schleuderte ihn wie einen Baumstamm in das Gewirr. Von der nassen Fäule färbten sich die Kampfanzüge schwarz. Hände und Arme bluteten von dem raspelnden Rasiermessergras. Aber die Landezone nahm Gestalt an.
    Um elf Uhr an jenem Morgen war die Zone freigelegt. Erschöpft lagen die Männer flach auf dem Rücken und starrten zu den grauen, wirbelnden Wolken auf. Eine Stunde später berührten die Wolken die Erde. Die Landezone und die wartenden Marines wirkten geisterhaft und unwirklich. Am Spätnachmittag zitterten sie alle vor Kälte, waren niedergedrückt und still und warteten immer noch auf den Vogel. Der Proviant war vollständig verbraucht. Viele hatten in den zurückliegenden achtundvierzig Stunden nur eine Dreivierteldose gegessen. Nebel hüllte sie ein. Den Nebel konnte selbst Jackson nicht zerteilen.
    Bloß für alle Fälle schickte Fitch zur Absicherung der Landezone Kendall und Goodwin mit gruppengroßen Spähtrupps los. Kendall verirrte sich und musste eine Leuchtkugel schießen, damit Daniels

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