Matterhorn
Canyon auseinandergezogene Kompanie von Mörserfeuer zerfetzt wurde oder wie sie sich einen steilen Hang hinaufkämpften und ein Maschinengewehr Kaliber 51 auf der anderen Talseite sie beharkte, während sie Deckung suchten, wo es keine gab. Mellas konnte nicht mehr an sich halten. »Big John Six und sein Scheißkontrollpunkt Echo, dieser Scheißwichser. Er bringt tatsächlich welche von uns um, bloß um seinen gottverdammten Kontrollpunkt zu schaffen.«
»So ist das, Jack«, sagte Goodwin. »Wenn du keine Kontrollpunkte schaffst, schaffst du’s auch nicht zum General.«
Den ganzen restlichen Tag konnte Mellas seine Wut auf den Colonel kaum zügeln. Das lieferte ihm Energie, um in Bewegung zu bleiben, immer wieder seinen Zug zu kontrollieren, die Jungs in Bewegung zu halten. Doch unter der Oberfläche des grimmigen Gleichmuts, den zur Schau zu stellen er gelernt hatte, verfluchte er mit äußerster Inbrunst die Karrieristen, die ihn und seine Truppen benutzten, um in der Hierarchie aufzusteigen. Er verfluchte den Marine Air Wing, weil man dort erst gar nicht versuchte, durch die Wolken hindurch irgendwelche Hubschrauber zu ihnen durchzubringen. Er verfluchte die Diplomaten, die um runde und eckige Tische herumsaßen und Reden schwangen. Er verfluchte die Südvietnamesen dafür, dass sie auf dem Schwarzmarkt Geld machten. Er verfluchte die Leute zu Hause, die vor ihren Fernsehern saßen und Chips fraßen. Dann verfluchte er Gott. Dann war keiner mehr da, dem er die Schuld geben konnte, und er verfluchte sich selbst dafür, dass er geglaubt hatte, Gott wäre das alles nicht scheißegal.
Der Tag endete in Verzweiflung. Das Gelände war zu einer Abfolge steiler Kalksteinfelsen geworden, die auf der Karte nicht eingezeichnet waren. Im dunklen Dschungel war es unmöglich, sich an irgendetwas zu orientieren. Nicht einmal die Sonne ließ sich durch die Wolken hindurch ausmachen. Der Hunger verursachte ihnen Magenschmerzen und nahm ihren Gliedmaßen die Kraft, aber sie wussten, Essen und Sicherheit würde es nur geben, wenn sie in Bewegung blieben.
Der nächste Tag war genauso. In dem Maße, wie ihre Widerstandskraft abnahm, verschlimmerte sich die Dschungelfäule. Wunden eiterten. Flechten breiteten sich rascher aus, und mehrere Männer gingen dazu über, ohne Hosen zu marschieren, um die schmerzhafte Reizung und das Wundreiben der Haut zu vermeiden. Dadurch nahm die Zahl der Verletzungen durch Buschwerk und der Befall durch Blutegel zu.
Pat brach zusammen, seine Beine zitterten vor Erschöpfung. Arran legte sich den Hund über die Schultern, hielt ihn an den Beinen fest und fragte alle ein, zwei Stunden nach einer Notfallevakuierung. »Ihr versteht das nicht. Hunde haben nicht so ein Durchhaltevermögen wie Menschen. Das haben sie einfach nicht.« Es war der dritte volle Tag ohne Essen.
Pallack fragte sich, ob Hunde schlauer waren als Menschen.
Am nächsten Tag fingen einige von den Jungs an, das weiche Innere verschiedener Pflanzen zu essen, ohne recht zu wissen, was sie da zu sich nahmen. Am frühen Nachmittag kotzten viele beim Gehen, koteten ihre Kleidung ein oder ließen säuerlich riechende Gallepfützen zurück, denen die Nachkommenden ausweichen mussten. Nichts half.
Hippy dachte unentwegt an das Mädchen, das ihm zum ersten Mal vom Meditieren erzählt hatte, als er Kurzurlaub von Camp Pendleton hatte. Er versuchte, sich auf das Jetzt des Schmerzes zu konzentrieren. Wenn ihm das Knien beim Meditieren unangenehm sei, hatte sie zu ihm gesagt, dann liege das nur daran, dass er an die vor ihm liegende Zeit denke. »Kannst du es jetzt aushalten?«, hatte sie ihn gefragt. »Ja«, hatte er geantwortet. »Und jetzt?« »Ja«, hatte er erneut geantwortet. Und jetzt durchfuhr ihn der Schmerz beim Aufsetzen des Fußes, aber er konnte es aushalten. Und jetzt auf den anderen Fuß, aber wieder konnte er es überstehen. Und jetzt. Und jetzt. Der Hunger war gar nichts.
Mallory schleuderte plötzlich sein schweres M 60 -Maschinengewehr ins Unterholz, warf sich auf den Boden und hielt sich die Schläfen. »Warum hilft mir denn niemand«, schrie er. »Mir tut der Kopf so scheißweh«, schluchzte er. »Herrgott noch mal, mein Kopf. Scheiße, warum glaubt mir denn keiner?«
Als Mellas bei ihm ankam, wand Mallory sich auf dem Boden. »Es tut so scheißweh, Lieutenant«, schluchzte er.
Der Ruf »Sanitäter nach vorn!« ging durch die Kolonne. Vor Anstrengung keuchend, kam Doc Fredrickson angerannt. Von seiner durchweichten
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