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Matterhorn

Matterhorn

Titel: Matterhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Marlantes
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auf seinem Hintern rum. Ich sollte das doch nur vorübergehend machen.«
    Mellas’ Stimme veränderte sich. »Verdammt noch mal, Jackson, wir brauchen Sie.«
    Jackson blickte zu Mellas auf. Die Vorstellung ließ ihn innehalten. So hatte ihn in seinem Leben noch niemand gebraucht. Er versuchte, das Ganze mit den Augen des Lieutenants zu sehen. Cortell war vermutlich der Einzige außer ihm in der Gruppe, der sie anführen konnte. Er war verdammt klug, aber seine Klugheit war von der tiefsinnigen Art. Hier draußen kam es darauf an, bei aller Klugheit auch noch fix zu sein: so wie er selbst. Es hatte ihm gefallen, Führer eines Trupps zu sein, aber da war auch noch Janc Gruppenführer gewesen und hätte notfalls die Konsequenzen getragen, wenn er Mist gebaut hatte. Aber das war nie passiert. Janc hatte nie Mist gebaut. Er, Jackson, würde aber vielleicht Mist bauen, und dann würde er nie wieder eine Chance bekommen zu führen. Aber wenn er jetzt nicht führte, würde er auch nie wieder eine Chance bekommen. Er hatte nach Hause geschrieben, dass er jetzt Gruppenführer war. Das musste man sich mal vorstellen, er hatte das Kommando über zwölf Mann. Sein alter Herr hatte nie über irgendwen das Kommando gehabt. Jackson schaute in das ernste, junge Gesicht des Lieutenants. Scheiß auf China. »Ich halte den Druck aus, Lieutenant«, flüsterte er beinahe.
    Die beiden standen da und sahen einander einige Sekunden lang stumm an. Dann sagte Mellas: »Sie sind der Gruppenführer, und ich bin der Zugführer. Ob uns das schmeckt oder nicht, so ist das.«
    »Ja, so ist das«, sagte Jackson. Er schickte sich an, zum Abschnitt seiner Gruppe zurückzugehen, und drehte sich dann noch einmal zu Mellas um. »Aber wenn Janc zurückkommt, hör ich auf.«
    »Okay, Jackson. Abgemacht.«
    Eine halbe Stunde später hörten sie das Geräusch eines Hubschraubers. Angestrengt hielten sie nach ihm Ausschau. Jemand rief etwas und zeigte mit dem Finger nach oben. Das Geräusch schwoll zu einem Dröhnen an, eine dunkle, längliche Form huschte kurz über die Wolken und verschwand wieder. Das Dröhnen kam zurück. Fitch zündete eine Rauchgranate, und durch das Blattwerk quoll dichter roter Rauch nach oben. Ein Huey der Army flitzte über sie hinweg und schwenkte dann in einen eleganten ansteigenden Bogen nach links ein.
    »Big John Bravo, hier ist Bitterroot Seven. Ich sehe roten Rauch neben einer blauen Linie. Over.«
    Über das Funkgerät war die Stimme des FAC -Manns zu hören, der dem Piloten versicherte, dass sie sich an einem Fluss befanden und dass es keine Falle war. »Hier unten herrscht so gut wie kein Wind. Am besten fliegen Sie von Süden her an. Die Zone ist gesichert. Over.«
    Der Hubschrauber schwenkte mit aufschimmernder Kennzeichnung in Richtung Süden ab, drehte dann erneut und flog zur Landung an. Er setzte sanft auf, und die Luft vibrierte von den Rotorblättern. Das Heulen der Turbine verstummte, und die Rotorblätter kamen zischelnd zum Stillstand. Der Pilot, der einen frisch gebügelten Fliegeroverall trug, stieg aus dem Vogel. Cassidy hatte einen Arbeitstrupp zusammengestellt, um die Nachschubgüter in Empfang zu nehmen. Fitch und Hawke trafen außerhalb des Radius der Rotorblätter mit dem Piloten zusammen. Mellas konnte sich nicht zurückhalten und trat näher, um sich das Ganze genauer anzusehen.
    Ein Mitglied der Crew gab zwei Kisten Batterien an zwei Leute des Arbeitstrupps aus. Ein dritter Marine trat vor und wartete auf seine Ladung C-Rationen. Mellas sah, wie das Crew-Mitglied die Schultern zuckte. Der Marine drehte sich mit fassungslosem Gesicht zu Cassidy um. Mellas eilte zu der kleinen Gruppe mit dem Piloten hinüber, wo man einander gerade die Hand gab. »Hey, haben Sie Proviant dabei?«, platzte er heraus.
    Der Pilot, ein Warrant Officer, der etwa so alt war wie Mellas, sah ihn an. »Nein«, sagte er verwirrt. »Wieso? Habt Ihr keinen mehr?«
    »Ach was«, log Mellas. »Hab mich bloß gefragt, ob die vielleicht noch was dazugetan haben.«
    Der Pilot blickte sich um. Es begeisterte ihn offenbar, so weit draußen im Busch zu sein und einer anderen Waffengattung zu helfen. »Mannomann, ihr stinkt vielleicht«, sagte er mit einem Lächeln. »Seid ihr schon lange hier?«
    »Nein«, sagte Fitch. »Sind erst heute Morgen gekommen.« Er sah Mellas und Hawke an und fragte sich offensichtlich, was mit der Nachversorgung schiefgelaufen sein konnte.
    »Heute Morgen?« Der Pilot sah Mellas an. »Was ist denn in euch

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