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Matterhorn

Matterhorn

Titel: Matterhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Marlantes
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gefahren, dass ihr nachts hier runterkraxelt?«
    Mellas’ Kinn zitterte. »Wir haben gedacht, hier ist es schön kühl«, brachte er mit erstickter Stimme heraus. Er drehte sich um und ging weg.
    »Was hat er denn?«, fragte der Pilot Fitch und Hawke.
    »Er ist ein bisschen müde«, sagte Hawke. »Hatte die ganze Nacht die Spitze. Nehmen Sie’s nicht persönlich.«
    »Klar. Das kann ich verstehen.«
    »Hören Sie«, fügte Hawke hinzu, »wenn Sie uns noch einen Gefallen tun könnten, wären wir Ihnen wirklich dankbar.«
    »Klar doch. Ich muss sowieso warten, während der General mit euren Jungs in Dong Ha redet. Ich freu mich, wenn ich was tun kann.«
    »Na ja, wir haben ein paar, denen Urlaub zusteht, so was halt. Und dann haben wir noch einen, der wirklich längst zu Hause sein müsste. Die Kompanie sollte ihn nicht mehr mitschleppen. Es würde der Moral guttun, wenn wir sie rausbringen könnten.«
    »Klar. Wie viele sind’s denn?«
    »Wie viele können Sie denn mitnehmen?«, fragte Hawke mit ruhiger Stimme. »Sie sind alle ziemlich leicht.«
    Die Leute mit den schlimmsten Fällen von Fußbrand humpelten an den Rand der Landezone. Sie tauschten ihre besseren Kleidungsstücke mit denen, die zurückblieben. Als ihnen der Crew Chief an Bord half, sahen sie tatsächlich sehr übel aus. Cortell und Jackson hievten Williams seitlich an den Hubschrauber heran. Fragend sahen sie den Crew Chief und den Piloten an, die vom Anblick der um die Stange geschlungenen, aufgetriebenen und verfärbten Hände wie gelähmt waren. Der Crew Chief verlor die Beherrschung und würgte, schaffte es aber, sich nicht zu übergeben.
    »Wenn nicht genug Platz ist«, sagte Cortell, »können wir ihn an den Kufen festbinden.«
    »Nein, das ist es nicht«, brachte der Pilot heraus, immer noch bemüht, den Atem anzuhalten. Er wedelte mit der Hand in Richtung Einstiegsluke. Die Marines, die schon an Bord waren, zogen die Leiche herein.
    Corporal Arran trug Pat mit sich an Bord. Pat lag still, seine Augen blickten starr und leer, er wartete darauf, dass sein Führer dem Hunger und der Krankheit abhalf. Er versuchte, Arran die Hand zu lecken.
    Nervös traten die beiden vietnamesischen Kit Carsons auf die kleine Landezone. Alle beobachteten sie stumm. Die meisten Marines hatten ihre Anwesenheit vergessen. Die Kit Carsons krochen in den Rumpf des Hubschraubers. Die Marines an Bord ignorierten sie.
    Hippy hatte mit der MG -Gruppe im hohen Gras am Rand der Zone gewartet. Als der Pilot wieder in den Hubschrauber stieg, wusste Hippy sicher, dass er nach Hause kommen würde. Er drehte sich um und übergab Young sein Maschinengewehr, als tauschte er Wimpel mit ihm aus. Dann grinste er, um der Situation die Feierlichkeit zu nehmen. »Vergiss nicht, dass du jetzt der einzige Chuck bei den Maschinengewehren bist«, sagte er. »Eine Schlinge kannst du nicht tragen, aber vielleicht hilft dir ja das hier.« Er nahm sein Peace-Zeichen ab und reichte es Young.
    Er schüttelte Mole langsam die Hand. »Jetzt gehören sie alle dir, Mole. Und versprich mir: Zieh keine Pancho-Villa-Nummer ab. Sorg dafür, dass sie die Munition in den Kästen aufbewahren und nicht auf der Brust tragen, damit sie auch funktioniert, wenn’s drauf ankommt.« Mole nickte. »Halt durch, Mallory«, sagte Hippy und gab auch ihm die Hand. Mallory nickte hastig.
    Jacobs gab Hippy die Hand und bot dann an, ihm zum Hubschrauber zu helfen. Hippy lehnte ab und ließ den Krieg einen Schritt nach dem anderen hinter sich.
    Zwanzig Minuten nach dem Start des Hubschraubers watete die Kompanie hinter Kendall her in den Fluss. Die Wolken hatten sich herabgesenkt, und ein stetiger Regen prasselte aufs Wasser. Binnen einer Stunde bewegten sie sich zwischen steilen Bergen, deren Spitzen immer wieder hinter Wolken verschwanden. Eine weitere Stunde später marschierten sie zwischen niedrigen Felswänden, die allmählich wieder höher wurden, während sie in Richtung Osten auf Sky Cap zuhielten.
    Am Spätnachmittag brach Parker im knietiefen, reißenden Wasser zusammen, das Gesicht verzerrt und die Zähne aufeinandergepresst. Sein Schrei hallte zwischen den Felswänden den Fluss entlang.
    Mellas war vor Fredrickson bei Parker. Cortell hielt Parkers Kopf über Wasser. Parker verdrehte die Augen, und aus seiner aufgebissenen Zunge rann ihm Blut übers Kinn. Mellas riss einen Zweig ab und zwängte ihn Parker zwischen die Zähne. Als Doc Fredrickson sie erreichte, schien der Anfall vorbei zu sein. Trotz des

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