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Matterhorn

Matterhorn

Titel: Matterhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Marlantes
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Fluss schwenkte in die falsche Richtung. Mellas und Vancouver kämpften sich das steile Südufer hinauf und sahen sich dichtem Elefantengras und Bambus gegenüber. Mellas erwog ernsthaft, dem Fluss einfach zu folgen, ganz gleich, wohin er führte. Das wäre sehr viel einfacher. Aber dann wateten sie in das Gewirr aus Stengeln und hieben beide mit Macheten darauf ein. Der Zug kletterte müde aus dem Wasser und folgte ihnen in den feuchten Brutofen. Das dampfende Handtuch aus Luft legte sich wieder erstickend auf sie.
    Am Spätnachmittag erlosch der Tag unter rasch sich ballenden Wolken. Mellas legte den Kopf in den Nacken, versuchte, den Ergänzungsbefehl aus seinem hämmernden Gehirn zu verbannen, und sah, wie riesige Wolken die Baumwipfel über ihm verdunkelten. Falls es regnete, würde sie das noch langsamer machen. Falls es regnete, würde das Geräusch ihnen Schutz verschaffen, und sie hätten es etwas kühler. Falls sie in ihrem Zustand angegriffen wurden, würden sie es niemals lebendig hier rausschaffen. Es ist unbedingt erforderlich, dass Sie Kontrollpunkt Echo um 1200 erreichen. Plötzlich durchfuhr ein kalter Windstoß die drückend heiße Dschungelluft. Dann klatschten die ersten Tropfen herunter. Dann fiel der Regen mit stetigem, unaufhörlichem Rauschen.
    Es regnete bis in die Nacht hinein. Sie stolperten im Dunkeln weiter, Mellas mit dem Kompass in der Hand, dessen leuchtend grüne Nadelspitze sich vor ihm bewegte. Dann stieß Vancouver auf einen Pfad, der in südlicher Richtung verlief. Kontrollpunkt Echo lag südlich von ihnen. »Nehmen Sie ihn«, sagte Mellas. »Scheiß auf irgendwelche Hinterhalte.« Wenn er starb, dachte er, würde er sich über die Entscheidung sowieso keine Gedanken mehr machen müssen.
    Es wurde nach vorn durchgegeben, dass Hippy aufgehört hatte, sich weiterzubewegen. Als Mellas bei ihm ankam, konnte Hippy nichts sagen. Sein Maschinengewehr immer noch auf der Schulter, stand er, von zwei Freunden gestützt, schwankend aufrecht. Er starrte mit leerem Blick voraus. Mellas sagte schließlich etwas. »Können Sie weitergehen, Hippy? Nur noch ein paar Stunden.«
    Hippy sah ihn von weit weg an. Dann nickte er. Mellas nickte zurück, den Blick auf Hippys Gesicht gerichtet. Es war bloß das Gesicht eines achtzehnjährigen Jungen mit einem Peace-Zeichen um den Hals. Hippy trug eine Brille mit Drahtgestell, hatte strähniges Haar und die Anfänge eines Bartes. Ein ganz gewöhnliches Menschengesicht. Mellas hatte sich noch nie zuvor eins richtig angesehen.
    Sie erreichten Kontrollpunkt Echo ungefähr eine Stunde vor Morgengrauen, bildeten einen Kreis und sanken auf dem Boden zusammen.
    Lieutenant Stevens, der Artillerieverbindungsoffizier in der Vandegrift-Basis, hatte als rangniedrigerer Offizier erneut die Frühmorgenwache, als Fitch über Funk durchgab, dass die Bravo-Kompanie bei Kontrollpunkt Echo sei, den Funkverkehr wieder aufgenommen habe, aber nur noch über schwache Energiequellen verfüge und auf weitere Befehle warte. Fitch forderte Proviant und eine medizinische Notfallevakuierung an für ungefähr zehn Marines, einen Toten und einen Schäferhund.
    Zwanzig Minuten später informierte Stevens Lieutenant Colonel Simpson, als dieser der Einsatzzentrale seinen üblichen Besuch vor dem Frühstück abstattete. Simpson fragte, wann sie eingetroffen seien. Weil Stevens wusste, dass Fitch wegen seines langsamen Vorwärtskommens ohnehin schon in Schwierigkeiten war, versuchte er, diesem zu helfen, und sagte, sie hätten Echo gegen 2200 in der Nacht zuvor erreicht.
    »Gut. Dann haben die ja ausschlafen können. Sagen Sie Lieutenant Fitch, er soll eine Landezone einrichten, dann lassen wir ihm frische Batterien zukommen. Und schicken Sie ihm folgende Nachricht.« Er hielt inne, während Stevens einen kleinen grünen Notizblock zutage förderte. »Nach erfolgter Nachversorgung begeben Sie sich unverzüglich zu Berg 1609 . Richten Sie Landezone für künftige Nutzung als Feuerunterstützungsbasis Sky Cap ein. Unbedingt erforderlich, dass Sie morgen um 1200 dort sind. Verschlüsseln Sie das«, fuhr Simpson fort, »und ich will, dass die Batterien so schnell wie möglich abgeliefert werden. Mit dem Schlendrian da draußen ist jetzt Schluss. Ich will, dass die keine Ausreden mehr dafür haben, dass sie auf ihrem Hintern sitzen bleiben.«
    Simpson schickte sich an, in die Dunkelheit hinauszugehen.
    »Äh, Sir, was ist mit den Notfallevakuierungen und Rationen?«, fragte Stevens.
    Simpson blieb

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