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Matterhorn

Matterhorn

Titel: Matterhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Marlantes
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Wassers, das über seinen Körper lief, schwitzte Parker kräftig. »Warum haben Sie niemandem gesagt, dass Sie Epileptiker sind?«, fragte Fredrickson leise.
    Parker starrte ihn bloß an. »Was ist ein Epileptiker?«
    Fredrickson sah Mellas überrascht an. Mit besorgt gerunzelter Stirn begann er, sein Thermometer herunterzuschütteln. »In der Sanitäterschule hab ich so was nie gesehen«, sagte er.
    Fitch fragte über Funk nach dem Grund für die Stockung. Er befahl Kendall weiterzugehen, und die Kolonne begann sich an ihnen vorbeizuschieben. Parker versuchte aufzustehen, aber Fredrickson hielt ihn unten. Seine Temperatur lag bei über vierzig Grad.
    Senior Squid Sheller traf ein. Er, Fredrickson und Mellas besprachen sich leise außer Hörweite von Parker. Der Regen fiel unaufhörlich, sein Geräusch ging im Tosen des Flusses unter. Die Wolken verhüllten den oberen Teil der Felswände. Wenn die ganze Kompanie zur LZ bei Kontrollpunkt Echo zurückkehrte, würde das die Anlage von Sky Cap um einen vollen Tag verzögern. Wenn Fitch Parker mit einem einzelnen Zug zurückschickte, würde dieser Zug vielleicht beim Rückmarsch in einem Canyon angegriffen, und der verkleinerten Kompanie erginge es beim Vormarsch vielleicht ebenso. Vor Einbruch der Dunkelheit konnten sie es mit Parker ohnehin nicht bis Echo schaffen, weshalb eine Evakuierung von dort vor dem nächsten Morgen problematisch war. Im Dunkeln zu marschieren erhöhte außerdem die Verletzungsgefahr. Mellas schlug vor, einen Hubschrauber anzufordern, der sich flussaufwärts vorarbeiten sollte. Weil die Canyonwände das Funksignal des PRC - 25 abblockten, konnte Relsnik das Bataillon nicht erreichen. Daniels schaffte es, Kontakt mit einem Artilleriebeobachter aufzunehmen, der oberhalb der Wolken eine Wetterbeobachtung durchführte und als Zwischenstation fungierte. Sie bekamen eine Rückmeldung. In einem Canyon mit seinen wechselhaften Winden zu fliegen, sei riskant – ein Rotorblatt könne gegen eine Felswand schlagen. Sofern es sich nicht um einen eindeutigen Notfall handele, werde man keinen Hubschrauber samt Crew aufs Spiel setzen. Bei Malaria, Dysenterie und vielen anderen Tropenkrankheiten seien Temperaturen von um die vierzig Grad normal und nicht unmittelbar lebensbedrohend. Parker könne evakuiert werden, sobald sie die LZ auf 1609 angelegt hätten.
    Sheller fragte: »Glauben Sie, Sie können marschieren, Parker?«
    »Scheiße, was glauben Sie denn?«, spuckte Parker aus. »Hab ich etwa eine Wahl?«
    Wackelig rappelte er sich hoch. In seinem Gesicht stand Schweiß, der sich mit dem Regen vermischte. Er lüpfte sein Marschgepäck, schnallte es sich um und ging los, in den Fluss hinein.
    »Glauben Sie, er simuliert?«, fragte Mellas Sheller.
    »So eine Temperatur und eine blutige Zunge simuliert man nicht, Sir. Ich glaube, er ist wirklich krank. Ich würde die Kompanie umkehren lassen, um ihn von Echo aus evakuieren zu lassen.«
    »Das wird nicht passieren«, sagte Fredrickson.
    »So ist das«, sagte Mellas.
    Bei Einbruch der Dämmerung befahl Fitch Kendall, aus dem Canyon herauszuklettern und eine sichere Position für die Nacht zu suchen. Es war eine schwierige, gefährliche Kletterpartie, die zwei Stunden dauerte. Einer von Goodwins Männern stürzte ab und verletzte sich böse das Knie, als eine Wurzel nachgab, an der er sich festhielt. Alle waren erleichtert darüber, dass der Mann sich keine Rückenverletzung zuzog – er konnte seine Ausrüstung noch selbst tragen.
    Oben angekommen, traf Mellas im Dunkeln auf Kendall. Er wies alle in ihre Positionen ein. »Saubere Arbeit heute, Kendall«, sagte er.
    Kendall nickte. »Schwer, sich in einem Scheißcanyon zu verirren«, sagte er, »sogar für mich.«
    Mellas lachte. Er fragte sich, warum er so streng mit Kendall gewesen war. Hier draußen zu sein, war schließlich nicht Kendalls Idee. War es denn eine solche Schande, nicht zum Offizier der Marineinfanterie geschaffen zu sein? Im Krieg vielleicht schon.
    Nebel kam auf. Weit unter ihnen konnten sie das stetige Tosen des Flusses hören, ein unheimliches, beängstigendes Lärmen, weil es das Geräusch jedes Angreifers verschlucken würde, der sich an sie heranschlich. Es war ihr sechster Tag in Folge ohne Nahrung.
    Zwei Stunden vor Mitternacht rief jemand aus Kendalls Zug nach einem Sanitäter. Ein Mann hatte plötzlich einen Anfall bekommen, seine Temperatur schoss gefährlich nach oben. Um zwei Uhr morgens bekam Parker wieder Krämpfe. Sein ersticktes

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