Matterhorn
die Stiefel aus und hielten lediglich seinen Kopf über Wasser. Challand, dessen Fieber plötzlich nachgelassen hatte, saß am Flussufer und zitterte unkontrolliert. Einer seiner Gruppenkameraden zog seine Schutzweste aus und schlang die Arme um Challand, um ihn zu wärmen.
Mellas schickte Vancouver und noch einen Mann stromaufwärts und Jackson und einen weiteren stromabwärts. Jackson kam als Erster zurück. Er hatte die breite Stelle gefunden.
Sie hoben Parker auf die behelfsmäßige Trage und trugen ihn stromabwärts, nachdem sie Broyer und Tilghman durch Pfiff signalisiert hatten, dass sie herunterklettern sollten. Mellas befahl ihnen, das Seil einzuholen und auf Vancouver zu warten.
Mellas rutschte dreimal aus und fiel ins Wasser, bevor sie die Stelle endlich erreichten. Sie legten Parker auf den Felsen auf den Rücken. Er war bei vollem Bewusstsein, und das ihn umströmende Wasser kühlte seinen Körper. Cortell kniete sich neben ihn.
»Ich hab auch schon früher mal Angst gehabt«, sagte Parker, »aber dass es so sein würde, hätt ich nicht gedacht.«
»Du wirst schon wieder. Wir haben einen Vogel für dich angefordert. Jesus ist bei dir, Brother.«
Parker blickte zu der Dunkelheit über ihm auf. Seine Augen schlossen sich. Dann streckte er die Hand aus, griff nach irgendetwas. Cortell nahm seine Hand und drückte sie kräftig.
»Ich will nicht hier sterben, Cortell. Ich will nicht hier sterben.« Er begann leise zu stöhnen.
Mellas und Fredrickson sahen zu, während ihnen das Wasser über die Stiefel lief. Es schnürte Mellas den Hals zu. Er kniff die Augen zu, zwang die Tränen zurück. Er hatte noch nie jemanden sterben sehen.
»Das wird schon wieder, Parker«, sagte Cortell. »Brother, wir taufen dich jetzt einfach hier an Ort und Stelle. Jesus wäscht alle deine Sünden fort.«
»Ich wollte den Gunny umbringen.«
»Ist schon gut, Parker, das wollte ich auch. Du hast es aber nicht getan.«
»Ich hab seine Granate präpariert, aber er muss es gemerkt haben. Es war reines Glück, dass ich ihn nicht umgebracht hab.«
»Schon gut.« Mit den Händen goss Cortell langsam Wasser auf Parkers Stirn. »Wir nennen das Gnade.«
»Ich weiß, ich hätt das nicht machen dürfen. Deswegen hab ich auch dieses Fieber gekriegt.« Plötzlich rutschte sein Ellbogen auf einem losen Stein unter der Wasseroberfläche ab, und er wälzte sich auf die Seite. Er griff hastig nach Cortell, der ihm half, sich wieder auf den Rücken zu drehen, und ihm im strömenden Wasser den Kopf hielt. Er begann zu schluchzen, während er dalag. »Wieso komm ich in die Hölle, Cortell? Für immer und ewig. Wieso? Scheiße, kann das so schlimm sein? Schlimmer als das hier? Wieso komm ich in die Hölle?«
»Du kommst nicht in die Hölle. Da warst du schon. Du bittest einfach Jesus um Vergebung.« Erneut goss Cortell ihm sanft eine Handvoll Wasser über die Stirn.
»Das kann ich nicht.«
»Dann tu ich’s.« Cortell ließ eine dritte Handvoll Wasser über Parkers Stirn rinnen. Er legte seinen Helm auf Parkers Bauch. Dann beugte er sich mit gefalteten Händen darüber und schloss die Augen. »Herr Jesus. Lieber Herr Jesus. Du kennst diesen Mann, Duane Parker, der kurz davor steht, zu dir zu kommen. Er ist ein guter Mann. Er hat Schlimmes durchgemacht. Jetzt bittet er dich von ganzem Herzen um Vergebung, damit er zu dir kommen und in deine Herrlichkeit eingehen kann. Herr Jesus, ich weiß, du hörst mich auch hier in diesem Fluss. Amen.«
Cortell nahm seinen Helm von Parkers Bauch und setzte ihn sich wieder auf. Er legte eine Hand auf Parkers Brust und bewegte sie in langsamem Rhythmus.
»Du kennst doch meine Schwester«, sagte Parker, »sie ist Cheerleader – an ihrer Highschool. Mittlerweile wohnt sie bei unserer Großtante.« Parker atmete rasch. »Sag ihr … sag ihr, ich wär nie besonders freundlich zu ihr gewesen … aber ich liebe sie, ehrlich. Sag ihr das, Cortell.«
»Klar. Keine Sorge. Das weiß sie.« Er stimmte ein Kirchenlied an.
Weder Fredrickson noch Mellas hatten es je gehört: »Deep river, Lord … I want to cross over into campground … where all is peace.«
Mellas schöpfte mit der Hand Wasser, um etwas zu trinken. Doch dann sah er es bloß an und ließ es zwischen den Fingern hindurchrinnen. Die nassen Finger an der Stirn, bedeckte er mit der Hand die Augen, um seine Tränen zu verbergen.
Den Blick nach Osten gerichtet, warteten sie auf das erste Tageslicht und lauschten auf das Geräusch eines
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