Matterhorn
der Dunkelheit erreichten sie den Gipfel. Es war ein schmaler, spitz zulaufender Kamm aus solidem Kalkstein, gerade so breit, dass ein einzelner Mensch zwischen zwei steilen Abstürzen vorsichtig darauf entlangbalancieren konnte. Offenbar hatte sich niemand die Mühe gemacht, ihn zu erkunden. Es gab keinen Platz, wo ein Hubschrauber landen, geschweige denn eine Geschützbatterie untergebracht werden könnte.
Auch Mellas weinte vor Erschöpfung und Frustration, als er Fitch über Funk mitteilte, dass oben kein Platz für den Rest der Kompanie war. Fitch führte die Kompanie auf einen kleinen Sattel knapp unterhalb des letzten Anstiegs. Die Männer drängten sich dort auf einem Raum zusammen, den normalerweise ein Zug eingenommen hätte. Die Kompanie grub sich ein und verbrachte die Nacht dort. Am nächsten Morgen kletterten sie den vom Ersten Zug markierten Pfad hinauf, wobei sie die dort fest angebrachten Seile verwendeten – ebenso müde, aber etwas zuversichtlicher, weil sie wussten, dass der Erste Zug den Gipfel besetzt hatte.
Sie brauchten den ganzen Tag und sämtlichen Sprengstoff, den die Kompanie noch hatte, um aus der soliden Felskante der Steilwand, die auf der Nordseite des Berges fast siebenhundert Meter tief zu einem Fluss abfiel, eine kleine Nische für eine LZ herauszusprengen. Ihre letzten C 4 -Stangen ließen sie hochgehen, als die hereinbrechende Dunkelheit jede Möglichkeit zur Nachversorgung unmöglich machte.
Am nächsten Morgen hackten sie mit ihren Klappspaten auf den Fels ein. Gegen Mittag lichtete sich der Nebel vorübergehend, und Fitch rief über Funk die VCB . Dreißig Minuten später sahen sie allesamt schweigend zu, wie ein CH - 46 das lang gestreckte Tal entlanggedonnert kam, das hinter sich zu bringen sie Tage gebraucht hatten. Der Landeplatz, den sie aus dem Kalkstein gesprengt und herausgekratzt hatten, war gerade so groß, dass der Hubschrauber mit den Hinterrädern aufsetzen konnte. Die vorderen zwei Drittel schwebten gefährlich in der Luft, während der Pilot sich mühte, die Maschine so lange zu halten, dass sie ihre Ladung loswerden konnte. Die Geschicklichkeit des Piloten rief ein respektvolles Raunen hervor. Die Heckklappe fiel herunter, und eine Gruppe Marines kam herausgerannt, die im Luftwirbel ihre Helme festhielten. Nachschubgüter kamen keine.
Marines aus dem Dritten Zug halfen dem Jungen mit dem gebrochenen Bein an Bord. Die Heckklappe schloss sich, und der Hubschrauber kippte einfach von der Kante und nahm Fluggeschwindigkeit auf. Er zog einen weiten Bogen und verschwand im Dunst.
Die Marines der neuen Gruppe waren wohlgenährt und voller Enthusiasmus. Die Tarnüberzüge ihrer Helme waren auffallend unbeschädigt, ihre Kampfanzüge hellgrün und braun. Hawke und Fitch gingen zu ihnen hinüber. Sie sahen Spitzhacken, Motorsägen, große neue Schaufeln, bündelweise C 4 , sogar einen Theodoliten. Ein stämmiger First Lieutenant, dessen Silberstreifen auf dem Kragen schimmerten, kam herüber und gab ihnen die Hand. »Hi!«, sagte er fröhlich. »Wir sind die Pioniere von der Golf-Batterie.«
Hawke und Fitch starrten ihn an. Schließlich machte Hawke den Mund auf. »Tja, wenn ihr die Pioniere seid, dann sind wir die Scheißeingeborenen.«
Eine Stunde später kam derselbe Hubschrauber zurück, diesmal mit einer Ladung C-Rationen, Munition und Sprengstoff, die in einem Netz baumelte, das mit einem Stahlkabel an der Unterseite des Rumpfes befestigt war. Der Helikopter ließ das Netz auf die winzige LZ herab, flog dann wie zuvor eine Schleife um den Berg, um mit dem hinteren Ende knapp über der Landezone zu schweben, während der Rest über die Felskante in den leeren Raum ragte. Die Heckklappe fiel auf den Boden, und hervorgestürzt kam eine weitere Gruppe von Ersatzleuten, die sich fragten, wohin sie laufen sollten. Ihnen folgte Jancowitz, der einen gebügelten neuen Tarnanzug und ein rotes Seidentuch trug, das nach Parfüm roch. Er hatte einen Karton Dosensteaks in den Händen.
»Ich hab gehört, ihr habt vielleicht Kohldampf«, sagte er.
Mellas hätte ihn küssen können, fing stattdessen aber an, mit seinem K-Bar-Messer auf eine der Dosen einzustechen.
Am nächsten Tag brachten die Hubschrauber mehrere Hundert Pfund Sprengstoff, eine kleine Planierraupe und drei Marine-Corps-Pioniere. Diese brauchten nur wenige Tage, um den Marines der Bravo-Kompanie zu demonstrieren, dass es – anders, als sie geglaubt hatten – kein Planungsfehler gewesen war, Sky Cap als
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