Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Matterhorn

Matterhorn

Titel: Matterhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Marlantes
Vom Netzwerk:
gekriegt.«
    Mellas stöhnte, warf das Ponchofutter von sich und verschwand aus dem Zelt.
    »Was ist denn mit dem los?«, fragte Fitch.
    »Der hat sich bei Mallory angesteckt«, sagte Pallack.
    »Angesteckt?«
    »Die Kopfschmerzen.«
    Fitch ging zur Einsatzzentrale, um sich über Peachstate auf dem Laufenden zu halten. Am späten Vormittag kam der Befehl, die Kompanie in Bereitschaft zu versetzen. Alle saßen da. Warteten. Schauten zum Himmel auf. Lauschten auf das Geräusch von Hubschraubern. Sämtliche verfügbaren Funkgeräte waren auf die Frequenz des Aufklärungsbataillons eingestellt, damit die Kompanie mitbekam, wie es dem Spähtrupp erging. Cassidy gab die Haarschneidemaschinen an die Gruppenführer aus.
    Um 1300 unternahm Peachstate einen Ausbruchsversuch. Um 1415 wurden sie von einem Huey aufgelesen und kamen mit nur einem Verwundeten heraus. Um 1500 füllten die Marines der Bravo-Kompanie wieder Sandsäcke bei der Taskforce Oscar – eben noch strahlende Ritter, im nächsten Moment Leibeigene.
    Mellas ging zu dem Zelt, das als Bataillonsschreibstube diente, um mit Sergeant Major Knapp zu reden. Er klopfte kräftig gegen den Holzrahmen der Eingangsöffnung und hörte Knapp »Herein!« sagen. Es war eher ein Befehl als eine Bitte, einzutreten.
    Mellas trat ein und nahm seine Mütze ab. Major Knapp blickte von einem Bericht auf und erhob sich rasch. Das machte Mellas verlegen. Vom Alter her hätte der Sergeant Major sein Vater sein können.
    »Ja, Sir. Kann ich Ihnen helfen, Sir?«, fragte Knapp.
    »Das hoffe ich, Sergeant Major«, erwiderte Mellas. »Kann ich mich setzen?«
    »Natürlich.« Sie setzten sich, und Mellas nestelte kurz an seiner Mütze und ging noch einmal die Worte durch, die er sich zurechtgelegt hatte. Er wartete darauf, dass Knapp als Erster etwas sagte, um das Schweigen zu brechen, und verschaffte sich auf diese Weise einen leichten Machtvorteil, indem er Knapp die unbewusste Verpflichtung auferlegte, die Situation angenehm zu gestalten. Mellas war sich vollkommen darüber im Klaren, dass ein Second Lieutenant nominell zwar einen höheren Rang, niemals aber mehr Macht hatte als ein Sergeant Major. Ein Sergeant Major des United States Marine Corps ließ sich von niemandem etwas gefallen. Die Sache würde kniffelig werden.
    Mellas erkannte, dass Knapp Mühe hatte, sich zu erinnern, welcher Kompanie er angehörte. Schließlich sagte Knapp: »Ich hatte schon befürchtet, Sie müssten mit Ihren Jungs diesen Spähtrupp raushauen. War knapp.«
    »Zu knapp«, erwiderte Mellas. »Mir wär’s fast lieber, ich würde sofort eingesetzt, als dass ich noch lange an dieser Landebahn in Bereitschaft stehe.« Mellas lachte ungezwungen. Er wäre für alle Ewigkeit an der Landebahn geblieben, und das wusste er.
    »Ich weiß, was Sie meinen, Sir.«
    Wieder wartete Mellas.
    »Also, wie kann ich helfen, Sir?«
    »Sergeant Major, es geht um Staff Sergeant Cassidy, unseren Kompanie-Gunny.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Ihnen Probleme macht.«
    »Na ja, ich weiß nicht recht, wie ich es sagen soll, aber ich fürchte um sein Leben.«
    »Wie das?« Der Sergeant Major lehnte sich zurück und sah Mellas mit leicht zusammengekniffenen Augen an, offensichtlich wenig begeistert von der Richtung, die das Gespräch nahm.
    »Können wir das, was ich sage, vollständig vertraulich behandeln?«
    Sergeant Major Knapp zögerte. »Solange es nicht gegen das Militärstrafrecht verstößt«, sagte er bedächtig.
    »Okay.« Mellas machte eine Kunstpause. »Während der letzten Operation ist ein Mordanschlag auf Sergeant Cassidy verübt worden. Der Verantwortliche, PFC Parker, hat ihn an dem Morgen gestanden, an dem er an zerebraler Malaria gestorben ist. Cassidy hat nie ein Wort davon gesagt. Ich habe ihn nie danach gefragt. Es gibt daher keine offizielle Anklage. Da der Verantwortliche tot ist, sehe ich keinen Grund, eine Untersuchung einzuleiten. Sie?«
    Der Sergeant Major zögerte. »Das könnte allerdings gegen das Militärstrafrecht verstoßen.«
    »Es gäbe keine Zeugen. Keine offizielle Anklage. Das Ganze würde nur die Aufmerksamkeit auf einen rassistisch motivierten Konflikt zwischen einem Ihrer Staff Sergeants und einem schwarzen PFC lenken, der gestorben ist, weil am Tag davor per Bataillonsbefehl ein Hubschrauber zur medizinischen Evakuierung verweigert wurde.«
    Der Kopf des Sergeant Major ruckte fast unmerklich nach hinten. »Ja. Ich verstehe, was Sie meinen.«
    Mellas fuhr fort. »Ich weiß aus

Weitere Kostenlose Bücher